Montag, 7. September 2009

1/04 Walkabout (Erik)

Diese Folge ist immer wieder genial anzusehen und die beste von denjenigen, die direkt nach dem Piloten kommen. Der unheimliche Locke wird uns näher gebracht und eine Veränderung mit ihm vollzogen, die Lost bis in Staffel 5 hinein massiv beeinflusst.

LOCKE UND SMOKEY

Da will ich gleich zum größten Mysterium dieser Folge kommen, Lockes Begegnung mit Smokey alias Samuel. Nicht nur, dass Locke endlich durch die Ankunft der Wildschweine auftaut und seine Messer präsentiert, was uns schon alle stutzig macht, nein zusätzlich geht er auf Jagd und lässt sich auch durch Michaels dämlichen Unfall nicht von seinem Vorhaben abbringen, die große Wildsau zu töten. Schon vor der Begegnung strahlt er einiges an Tatenkraft aus, die aber noch reichlich unsicher wirkt. Dann kommt Samuel alias Smokey und irgendwas passiert mit Locke.
War er bisher still und zurückgezogen und hat lediglich mit Walt und Michael geredet, so wird nun aus ihm eine Art Oberguru, der alles über die anderen zu wissen scheint, noch dazu über die Insel. Er trifft weise Entscheidungen, weiß fast immer was zu tun ist und hilft den anderen. Dies alles ist, denke ich, auf Samuel zurückzuführen, der ihn bei dieser Begegnung mit wunderschönem, hellen Licht verändert, um zum einen die Person auszuwählen deren Körper er übernehmen wird und andererseits Locke selbst auf die Spur zu bringen. Samuel beginnt also seinen langen Plan Jacob zu töten, denn er hat hier endlich sein loophole vor sich. Vermutlich stammt auch von ihm die Wunderheilung, damit Locke noch stärker an die Insel glaubt, verstärkt wird das Ganze durch Lockes Glauben an das Schicksal und das alles aus einem bestimmten Grund passiert.

ZEITREISEN

Ob die Autoren von Anfang an die Zeitreisen mit hinein nehmen wollten wage ich zu bezweifeln, dennoch gibt es bereits hier von Charlie eine erste Andeutung, dass sie Zeit im Überfluss hätten.
Auch war es immer wieder seltsam woher Rose so genau wusste, dass Bernard noch am Leben ist. Vielleicht hat sie es irgendwie von einem zeitreisenden Bernard erfahren.

ERSCHEINUNGEN

Zum ersten Mal sehen wir auch eine Smokey-Erscheinung, Christian in seinem Anzug und den weißen Turnschuhen, die eigentlich noch in einem Baum baumeln müssten. Auch hier gibt es Andeutungen, dass Christian, Samuel und Smokey zusammengehören, denn er führt Jack genau auf Locke zu, der gerade das Wildschwein abschleppt. Apropos Wildschwein, den ersten Dienst den Locke für die ganze Gruppe erweist ist es ein Wildschwein ins Camp zu bringen, das gleiche macht Flocke auch bei den Others.

RETTUNG UND ESSEN

Auffallend schon hier, wie wenig die Rettung den meisten bedeutet. Nur Sayid und Kate machen etwas dafür und werden für ihre Mühen noch nicht einmal belohnt. Sayid resigniert zum ersten Mal sogar, ein weiteres Zeichen, dass die Rettung in weiter Ferne liegt.
Richtige Vermutungen von Sayid, dass es einen Sendeturm gibt, als er meint irgendwo auf der Insel müsste es einen solchen geben. Das der drei Staffeln lang nicht gesehen oder gesucht wird ist schon sehr seltsam, da einem so ein Gebäude eigentlich ins Auge stechen müsste.
Dagegen will Jack schon das Wrack abbrennen lassen mit den ganzen Toten.

Das geniale an Lost, Grundbedürfnisse von Überlebenden wie Nahrung werden lapidar nebenbei abgehandelt. In dieser Folge ist es das zentrale Thema, hat sich aber schon bald erledigt und wird nur noch mal kurz in der 13. Folge aufgegriffen und dann erst wieder während der Zeitreisen. Hier wird schon deutlich, dass Lost einen völlig anderen Weg geht, als übliche Serien mit Überlebenden auf einsamen Inseln.

LOCKE FLASHBACK

Was wir sehen ist ein Mann, der scheinbar einen sehr geheimnisvollen Job hat, plötzlich kommt Randy schnauzt ihn voll und wir sehen, dass er in einer stinknormalen Firma arbeitet. Genial wie hier bereits zwei signifikante Geräusche für die Figur Locke vorkommen, das Drücken von einer Taste und das Smokey Geräusch beim Rattern dieses Automaten. Und wäre Locke zwischendurch in den Supermarkt gegangen, wir hätten auch das dritte Geräusch gehört, den Alarm der Swan-Station.
Wir erfahren, dass er an das Schicksal glaubt, aber von Randy zurechtgewiesen wird. Alle Zuschauer denken wohl an dieser Stelle, was für eine Labertasche, er ist doch auf bestem Wege sich in der Gruppe hochzuarbeiten. Außerdem wird er doch noch Anführer der Others. Aber Randy hat Recht, Locke wird niemals ein Anführer sein, sondern immer ein manipulierter Mann, der die zweifelhafte Ehre hat Teil eines großen Planes zu sein. Selbst die Tatsache, dass er wieder gehen kann, hat letztlich nichts Besonderes an sich.
Außerdem erleben wir auch den wahren Wut-Locke, zum einen bei seinem Telefonat mit Helen und dann wieder bei dem Walkabout-Fritzen. "Don't tell me what I can't do" wird eines seiner geflügelten Worte, es gibt so vieles, dass er nicht kann.
Und trotzdem es ist und bleibt einen der besten Szenen von ganz Lost, die einem immer wieder Gänsehaut hervorrufen lässt, als der Blickwinkel auf seinen Rollstuhl gleitet und wir gleich danach bei einer grandiosen Musik seine Auferstehung sehen.
Übrigens steht diese im krassen Gegensatz zu der Tatsache, wie er von den Insel kommt. Beim Absturz merkt er, dass er wieder gehen kann, beim Teleportieren in die Wüste liegt er reglos mit gebrochenem Bein am Boden.

ANDERE CHARAKTERE

Das von mir erschaffene Nervtriangle aus Boone, Charlie und Shannon erreicht kurz seinen Höhepunkt. Charlie ist kurz davor sich in die Hose zu machen, als Shannon ihn anspricht und er für einen Moment doch tatsächlich glaubt, sie erinnere sich an ihn. Dann kommt die Sache mit dem Fisch und Charlie steht schon ziemlich dumm da, als er merkt, dass Shannon ihn nur ausgenutzt hat. Wir bekommen aber immerhin das Komikerduo Charlie-Hurley serviert.
Michael ist aber der Höhepunkt an Dämlichkeit, obwohl Locke eindeutige Zeichen macht, was bedeutet, dass man lieber ruhig sein soll, schreit er rum und wird angegriffen. Ah ja und warum bringst du Walt zu der einzigen von zwei Personen von denen du denkst sie sprechen nicht deine Sprache?
Schön fand ich Sawyers "jackass" Bemerkung in Richtung Jack. :D

BODYCOUNT

Uns wird Locke suggeriert und ich habe es auch geglaubt, aber er ist es nicht, denn aus ihm wird viel mehr. Wir sehen zwar einen Toten rumwandern, aber hier treibt nichts den Bodycount in die Höhe.

Summe: 3

FAZIT:

Eine der besten Folgen der ersten Staffel, in denen die Weichen für eine grandiose Charakterentwicklung gelegt werden, die sich letztendlich als eine der größten Täuschungsmanöver der ganzen Serie herausstellt. Herrliche Gänsehautszenen, und ein bisschen Mystik runden das Ganze ab. Da stört es fast nicht, dass einem einige Charaktere total auf den Senkel gehen.


Nachbetrachtungen:
- noch immer bleibe ich dabei: Smokey wählt hier Locke als sein loophole-Opfer aus
- die Heilung Lockes würde ich dann aber doch eher den Kräften der Insel zuschreiben, denn auch in Staffel 6 war nichts von irgendwelchen Heilfähigkeiten Smokeys zu sehen
- das Locke ein helles Licht gesehen hat bei seiner Bemerkung mit Smokey lässt sich jetzt gut damit erklären, dass Smokey aus der Lichthöhle heraus enstanden ist
- Rose Wissen bleibt immer noch kryptisch, vermutlich hat es aber allein den Zweck anzudeuten, dass die Tail-Section noch eine Rolle spielen wird; andererseits sehen wir einige zeitlich unbestimmte Flashes, der zeitreisende Bernard ist also nicht komplett auszuschließen

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