Dienstag, 6. Oktober 2009

2/20 Two For The Road (Erik)

Sieht man von den Ana-Lucia-Flashbacks ab, ist das die vielleicht spannungsgeladenste Folge von ganz Lost. Durch Michaels Rückkehr, Bens Angriff, Ana-Lucias Rachegefühlen und die Rückholaktion der Waffen von Sawyer, läuft die ganze Folge auf den Höhepunkt zu, dass Ben von Ana-Lucia erschossen wird. In genau dem Moment kommt ein todlangweiliger Flashback und wir kehren zu einer Ana-Lucia zurück, die aufgewühlt mit ihrer Waffe vor der verschlossenen Tür sitzt. Der so genial aufgebaute Höhepunkt scheinbar verpufft und dann kommt wie aus dem Nichts die mit Abstand schockierendste Lost-Szene ever. Beim ersten Mal Sehen hätte ich nie und nimmer damit gerechnet, dass Michael Ana-Lucia erschießt.

BENS PLAN

Wir sehen hier noch einmal wunderbar Bens komplexe Pläne und es war für mich lange Zeit schwer zu verstehen, warum er Ana-Lucia angreift. Ich glaube ich habe es: Er weiß, dass sich Michael auf den Rückweg macht. Nur irgendwie muss er es arrangieren, dass er es auch schafft Jack, Kate, Sawyer und Hurley (die große Schwachstelle dieses Plans) zu den Others zu führen. Dazu muss er sie verständlicherweise so aufwühlen, dass sie aus freien Stücken und unter dem Vorwand, Walt zu befreien und Rache zu nehmen, mit Michael mitgehen. Damit sie einen Grund dazu haben, muss es Tote geben bei den Losties, damit deren Motivation weiter steigt. Michael hat es zwar schon durch den Vorwand Walt geschafft, doch Ben muss schließlich noch befreit werden und das geht nur, indem Michael einen Angriff seitens diesem inszeniert.
Ben legt dazu erste Schritte, indem er Ana-Lucia angreift. Er weiß, dass sie ihre einzige Waffe Jack gegeben hat, so ironisch kann manchmal das Leben sein. Zwei Tage vorher hat sie ihm das Leben gerettet, nun will sie nach seinem trachten, da Ben genau weiß, dass Ana-Lucia die Leute, die sie töten wollen, am liebsten tot sieht. Durch Lockes Einschreiten wird vorerst das Schlimmste verhindert, aber aufgrund Ana-Lucias rachsüchtigem Wesen und Lockes Problemen mit Jack bleibt das geheim, bis es zu spät ist. Das ist einfach unfassbar gut von Ben berechnet. Außerdem gibt er noch mehr Gründe Locke davon abzuhalten, Jack die Wahrheit zu erzählen. Er behauptet er würde sterben, wenn Jack mit nichts zurückkommt, und das der großartige Anführer ihn tötet, der er selbst ist (Jacob, no way, dass er von ihm spricht). Ganz am Ende sagt er auch noch, der Grund für sein Kommen war Locke, wodurch er ihn neugierig macht, und Locke so auf keinen Fall will, dass Ben zu Schaden kommt.
Er weiß von Sawyers Waffenklau, und das es schwierig sein wird, für Ana-Lucia eine Waffe zu finden, aber er hat Vertrauen ihn sie, und durch Rumstechen mit Sawyer kriegt sie auch eine. Währenddessen ist Michael zurück, um seine Geschichte zu erzählen, dadurch bringt er Jack und Kate auf die Idee, dass sie von Sawyer die Waffen zurückholen. Da Locke nun gehört hat, dass er besonders ist, will er sich von Jack nicht mehr herumkommandieren lassen, sondern mit einbezogen werden. Wieder einmal hat sich Ben die trust issues zwischen den beiden perfekt zunutze gemacht. Das Ergebnis, Ana-Lucia bleibt allein zurück, da sie Rache üben will, und die anderen gehen zu Sawyer. Freie Bahn für Michael, aber nur fast.
Ana-Lucia will Rache üben, doch Ben schafft es auch sie zu manipulieren, indem er die Geschichte mit Goodwin einfließen lässt, den er auch loswerden wollte. Durch das "Was he?", und die Tatsache, dass er sich völlig wehrlos und unschuldig vor Ana-Lucia hinstellt, schafft er es, dass sie aufgrund ihrer Taten als Polizistin und den Morden auf der Insel, nicht fähig ist, einen weiteren Mord zu begehen. "I ever tell you I was a cop?", Ben weiß das doch ganz genau.
Ana-Lucia schließt wieder ab, spielt mit ihrer Waffe, und nun tritt Michael auf den Plan. Ich muss zugeben er ist nicht ganz so gut wie Ben bei diesem Spielchen. Der Tötungsgrund ist das einzige Argument, dass er hat, aber es klappt, denn Ana-Lucia hat immer noch Angst vor Ben, und ist nun froh, dass jemand anderes die Aufgabe übernehmen will. Sie sagt ihm die Kombination und besiegelt ihr eigenes Schicksal.
Über Libby reden wir gar nicht, die war leider zur falschen Zeit am falschen Ort, oder doch nicht, denn durch sie kommt Hurley noch mit zur Swan und passt somit perfekt in Michaels Plan. Doch bei Hurley ist das alles überkonstruiert, an ihm hätte alles scheitern können.
Die Abschlussszene ist perfekt, Ben und Michael schweigen sich an, und Michael der niemanden lieber als Ben selbst erschießen würde, schießt sich stattdessen in den Arm.
Bye, bye Henry Gale, Gefangener der Station. Das waren die besten Folgen der Staffel, der mit Abstand beste Handlungsstrang und ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn er seit 2x04 Gefangener gewesen wäre. Doch Ben mit dir wird nun Lost ein wahrer Hochgenuss, denn wenn ein was auffällt: Zweimal wird er fast getötet, statt ihm sterben zwei Maincharaktere. Hier wird klar, diese Figur muss eine größere Rolle haben.

ANA-LUCIAS FLASHBACKS

Ehrlich gesagt haben diese die unglaublich tolle Spannung gebremst, am schlimmsten an der Stelle als Ana-Lucia die Waffe auf Ben richtet. Doch ohne diesen Flashback wäre es nie zu dieser schockierenden Szene gekommen.
Was wir Interessantes sehen ist, dass Christian sehr oft das Wort "fate" verwendet, und den dritten Charakter zur Insel bringt. Wir erfahren, dass er eine Tochter, die sich als Claire herausstellen wird, in Australien hat, und das er irgendwie an seiner Ex-Schwiegertochter Sarah hängt, wenn er Ana-Lucia diesen Namen gibt. Vielleicht sieht er in ihr auch eine neue Frau für seinen Sohn, auf der Insel gibt es tatsächlich fast eine Beziehung zwischen den beiden.
Und wir sehen auch die Bar in der er Sawyer trifft, mitsamt ihn, und in der er wohl auch zugrunde geht. Ana-Lucia hat Recht, ein erbärmlicher Mann ist das, nichts weiter.
Two for the road bezieht sich wohl auf diese beiden, Ana-Lucia und Christian.
Ich denke auch die Tatsache, dass sie seinen Vater kennt, ist der Grund für ihr Gespräch mit Jack an der Flughafenbar.

ANDERE CHARAKTERE

Michael hätte schon hier auffliegen müssen. Er ist mit Gewehr losgelaufen, und wenn er, wie gesagt, die Others nur beobachtet hat, wie soll er es dann verlieren. Jack ist in der Hinsicht sowieso ein geistiger Tiefseeflieger, der ins Meer abstürzt.
Lustig übrigens, dass Michael nicht lügt, und die Others mit Ben dann 23 wären.
Sawyer ist einfach krass, indem er alle Weiber, die Jack haben könnte, als Erstes nimmt, hier ist es Ana-Lucia, bald kommt Kate dran, und schließlich Juliet.
Cool fand ich aber auch Jacks Aktion, als er den Rest vom Buch verbrennen will, sodass Sawyer nie das Ende erfährt, eine eindeutige Verbindung zu Stephen Kings "Misery".
Hurley trägt ein Redshirt, und da ihm bekanntermaßen nie etwas geschieht, sterben Leute in seinem Umfeld. Indirekt ist Hurley durch das Vergessen der Handtücher schon verantwortlich für Libbys Tod, aber mir soll jemand erklären, warum Libby nicht einfach am Strand, an dem sie schon ist, eins holt, sondern in die Swan marschiert. Die letzte geheimnisvolle Andeutung, woher Hurley sie nun kenne, und ob es betrunken geklappt hätte, bleibt ewig unbeantwortet.

BODYCOUNT

Endlich stirbt Ana-Lucia, Michael dafür werde ich dir ewig dankbar sein, und dich nicht wie andere hassen. Libby stirbt erst nächste Folge.

Summe: 47

KPB: Desmond, Locke, Jack, Hurley, Kate, Sawyer, Ben , Ana-Lucia

FAZIT:
Gigantisch, ohne die Flashbacks wäre das zweifelsohne die spannendste Folge allerzeiten gewesen (obwohl sie bleibt es trotzdem). Unglaublich genial geschrieben, wie alles auf einen gezielten Höhepunkt hinläuft, dieser verpufft, der Zuschauer schon enttäuscht ist, nur um dann aufs Brutalste richtig geschockt zu werden. Nach dieser Schlussszene konnte man mit allem bei Lost rechnen, sodass diese Szene auf ewig der beste Lost-Schockmoment bleibt. Nur ein was haben die Autoren hier falsch gemacht, nämlich vergessen, dass es noch zwei Folgen plus Finale gibt. Irgendwie war nach dieser Schockerszene endgültig die Luft raus aus der Staffel, auch wenn "?" noch einmal Lost in Höchstform ist.


Nachgedanken:
- etwas wirklich Neues ist mir nicht aufgefallen