Dienstag, 20. Dezember 2016

Watership Down Kapitel 31: The Story of El'ahrairah and the Black Rabbit of Inlé

Puh, dieses Kapitel hat Adams seinen Töchter vorgelesen? Selbst als Erwachsener empfinde ich diese Story als sehr düster und verstörend. Eingeleitet wird das Kapitel wieder mit einem Gedicht von Robert Browning, welcher schon bei dem Kapitel The Crow and the Beanfield zitiert wurde. Der hier zitierte Vers aus dem Gedicht Prospice spiegelt sehr gut die Stimmung dieses Kapitels wieder. El'ahrairah sieht sich dem finstersten Wesen der Kaninchen gegenüber.

Alles begann damit, dass König Darzin durch irgendeinen Informanten - es ist nicht bekannt ob Hufsa oder Yona - dass ihn El'ahrairah bei dem Kopfsalat ausgetrickst hatte. Er schwor Rache und bekam irgendwie Rabscuttle in seine Gewalt, den er zum Graben verdonnerte. El'ahrairah schaffte es jedoch mit der Hilfe zweier seiner Weibchen ihn zu befreien, in dem er einen Weg zu dem Ort grub, wo Rabscuttle dazu verdammt war einen Lagerraum für König Darzin auszuheben. Das war zu viel für König Darzin und er schwor mit seinen Soldaten die Wiesen anzugreifen, wo El'ahrairahs Volk lebte und ein Ende mit ihnen zu machen. Jedoch waren die Soldaten König Darzins (womöglich sind das auch Biber oder Bisamratten oder irgendsowas Ähnliches) das Kämpfen in engen Tunneln nicht gewohnt, sodass sie an der Oberfläche blieben und eine andere Taktik anwandten. Immer wenn ein Kaninchen nach draußen kam wurde es getötet oder angegriffen.
Das brachte die Kaninchen schon bald in eine Notsituation, denn sie müssen immer zum silflay nach draußen gehen, was zu einem Risiko wurde. El'ahrairah versuchte jeden Trick, doch nichts klappte. Währenddessen verschlechterte sich der Zustand seines Volkes und viele von ihnen wurden krank. Schließlich war El'ahrairah verzweifelt und deprimiert genug als er wieder sein Leben riskiert hatte, um ein junges Weibchen und ihr Junges zu füttern, weil ihr Gefährte einen Tag vorher getötet worden war, sodass er bereit war mit jedem eine Abmachung zu treffen, selbst mit den elil. Es fiel ihm jedoch nur ein Wesen ein, welches mächtig genug war König Darzin zu vertreiben und mit ihm eine Vereinbarung zu treffen: das Schwarze Kaninchen von Inlé. Doch schon allein der Gedanke daran brachte El'ahrairah zum Zittern.
Das Schwarze Kaninchen ist eine Art Todesbote bei den Kaninchen, ähnlich wie bei uns der Sensenmann ein Symbol für den Tod ist. Er ist für den Tod eines jeden Kaninchen verantwortlich und symbolisiert daher alles Schreckliche was den Kaninchen zustößt. Dandelion beschreibt ihn als einen kalten, bösen Traum von dem nur Frith die Kaninchen befreien kann. Er lenkt das Schicksal eines jeden Kaninchens, welches einen unerwarteten Tod stirbt und wenn er ein Kaninchen in der Nacht zu sich ruft, so muss es mit ihm mitgehen, egal ob es noch die Kraft und die Sinne hat um weiterzuleben. Das Schwarze Kaninchen will jedoch nicht ihren Tod oder die Vernichtung, es verrichtet nur die von Frith vorgeschriebene Aufgabe. Es soll machen, was gemacht werden muss. Und es ist nur seine Aufgabe die Kaninchen mit sich zu nehmen. Jeder Feind, der sich dem widersetzt und ein Kaninchen tötet, welches nicht vom Schwarzen Kaninchen so gewünscht ist wird hart bestraft. In der Art und Weise ist es auch ein Beschützer. Das äußert sich beispielsweise an dem Wilderer, der am Galgen aufgehängt wird. Dies ist ein interessantes Konzept: die Kaninchen sind sich bewusst, dass ihre Peiniger manchmal bestraft werden und haben auch dazu eine interessante Hintergrundgeschichte sich ausgedacht. Insgesamt symbolisiert das Schwarze Kaninchen den Tod in einer perfekten Art und Weise, wie es auch der Sensenmann nicht schafft. Der Tod ist ein absolut natürlicher Bestandteil des Lebens, für die Kaninchen sogar noch mehr als für die Menschen. Und der Todesbote verrichtet nur seine Aufgabe und wacht darüber, dass Friths Versprechen El'ahrairah gegenüber dennoch eingehalten wird. Ich denke Adams wollte hier auf eine sehr philosophische Art und Weise seinen Töchtern den Tod erklären und das kein Tod eines Kaninchens zu unrecht passiert oder ungerächt bleibt. Es ist eine wahre Kunst den Tod auf eine so treffende Art zu symbolisieren und dabei handelt sich nur um Kaninchen.

El'ahrairah entscheidet sich jedenfalls mit Rabscuttle das Schwarze Kaninchen aufzusuchen. Er weiß schon jetzt, dass er sein Leben im Austausch für die Sicherheit seine Leute anbieten muss. Nur wird das Schwarze Kaninchen dieses Angebot höchstwahrscheinlich nicht akzeptieren und austricksen kann er es auf keinen Fall. Er muss also einen anderen Weg versuchen. Rabscuttle nimmt er mit, weil jemand übermitteln muss, was immer er herausgefunden hat, um König Darzin zu überwinden.
Um einen Ausbruch zu schaffen, lässt er seinen Owsla einen Scheinangriff durchführen, bei dem zwar viele seiner Mitglieder getötet werden, jedoch El'ahrairah und Rabscuttle entkommen können. Sie begeben sich auf eine seltsame Reise und kommen irgendwie in das Schattenreich Inlé. Dandelion kann nicht erklären wie sie das schaffen, denn keiner weiß es ähnlich wie ein Stein, der im Boden steckt und dessen Ende nicht zu sehen ist. Schließlich erreichen sie einen gebirgigen Ort voller Schluchten und Steilhänge. Sie erreichen den höchsten Berg, welcher immer mit Schnee bedeckt ist und finden am oberen Ende einer Klippe einen Tunnel. Dort ist auch schon das Schwarze Kaninchen von Inlé.
Pipkin fürchtet sich an der Stelle und will eigentlich nichts mehr hören. Fiver beruhigt ihn und meint er hätte selbst Angst, obwohl er eigentlich ruhig und gelassen wirkt im Gegensatz zu allen anderen. Es wird sehr offensichtlich, dass Inlé diese seltsame Parallelwelt ist, wo Fivers Gedanken und Träume oft hinwandern und er seine Visionen und Vorahnungen herhat. Er kennt sich mit Inlé somit bestens aus und weiß welcher furchtbare Ort das ist. So gesehen ist Fiver eines der tapfersten Kaninchen der Gruppe, denn er scheint ständig mit diesem schlimmen Ort in Verbindung zu stehen, vor dem die anderen jetzt zittern, wenn sie bloß von ihm hören. Inlé selbst ist im übrigen auch das Lapine-Wort für den Mond, denn das Reich des Schwarzen Kaninchens ist die Nacht. Zwar spricht Dandelion noch kurz davor von einem Ort, wo Sonne und Mond fehlen, jedoch denke ich beziehen sich diese Bezeichnungen eher auf das Licht, welches beide Himmelskörper aussenden. Es könnte jedoch auch einfach nur die Nacht sein. Watership Down lässt da wie an so vielen Stellen eine Auswahl an Interpretationen zu.
Dandelion selbst will die Geschichte gar nicht fortsetzen, doch Bigwig zwingt ihn dazu. El'ahrairah und Rabscuttle fliehen vor Schreck beim Anblick des Schwarzen Kaninchens in den Tunnel. Es ist in Wirklichkeit ein Gehege vom Schwarzen Kaninchen selbst ausgegraben und hier ist auch seine Schatten-Owsla beheimatet, die das Schwarze Kaninchen von wo auch immer her rekrutiert hat. Mit einer dröhnenden Stimme (wie das Echo von einem Wasserfall in einer Höhle, sehr schöne Metapher) spricht es zu El'ahrairah. Es will wissen warum El'ahrairah hier ist, worauf dieser antwortet, um seinem Volk zu helfen. Dabei wird auch der Geruch und das Aussehen des Schwarzen Kaninchens beschrieben: Es riecht wie Knochen vom Vorjahr und hat rote Augen. Zu El'ahrairah meint es, dieser sei ein Fremder hier, weil er am Leben ist. El'ahrairah bietet es ihm sofort an. Das Schwarze Kaninchen ist jedoch nicht an Vereinbarungen interessiert, denn täglich bietet irgendein Weibchen um das Leben eines Jungen oder ein Owsla-Hauptmann für das seines Oberkaninchens. Manchmal werden diese Angebote angenommen, manchmal nicht. Jetzt jedoch gibt es keine Vereinbarun; was ist, ist was sein muss. El'ahrairah überlegt sich, ob er das Schwarze Kaninchen dazu bringen kann sein Leben zu nehmen, denn mit Sicherheit würde es ein Versprechen halten wie Prince Rainbow.
Für den Moment erlaubt es das Schwarze Kaninchen zumindest, dass El'ahrairah hier als Gast bleiben darf. Es weist seine Owsla an ihm Essen und ein Platz zum Schlafen zu geben. El'ahrairah will jedoch nichts zu essen von hier annehmen, da es nur seine Sinne verschleiern würde und so hätte er überhaupt keine Chance mehr. Dann soll El'ahrairah zumindest unterhalten werden und er sich wie Zuhause fühlen. Er schlägt bob-stones vor, ein Ratespiel bei den Kaninchen, bei dem sie erraten müssen wieviele, welche oder aus was Steine sind, die sind unter ihren Vorderpfoten versteckt haben. El'ahrairah nutzt die Gelegenheit sofort, um eine Vereinbarung mit dem Schwarzen Kaninchen auszuhandeln. Wenn er gewinnt, nimmt das Schwarze Kaninchen sein Leben und rettet seine Leute, gewinnt das Schwarze Kaninchen nimmt es El'ahrairah seine Blume und seine Schnurrharre.
In dieser schrecklich, düstern Atmosphäre verlassen jedoch El'ahrairah sein kluger Verstand und er hat keine Chance gegen das Schwarze Kaninchen. Die Owsla kümmert sich um die Einlösung des Wetteinsatzes und zeigt El'ahrairah einen Ort zum Schlafen. Rabscuttle bittet El'ahrairah eindringlich darum, diesen furchtbaren Ort zu verlassen, doch El'ahrairah will davon nichts wissen. Er spürt, dass das Schwarze Kaninchen ihn extra hierhergebracht hat, damit sie sich davonschleichen können. So weist er Rabscuttle nur an, ihm etwas zum Fressen zu holen. El'ahrairah kann kaum einschlafen, zum einen wegen der Schmerzen, zum anderen wegen seiner Angst an diesem Ort aber auch weil er noch immer nach einem Weg sucht das Schwarze Kaninchen zu überlisten. Rabscuttle kehrt derweil mit den gewünschten Pflanzen zurück, die El'ahrairah als Ersatzblume und Ersatzschnurrhaare verwendet.
Am nächsten Abend (wie an einem solchen Ort erkannt werden kann, ob Abend ist, übersteigt gerade meine Vorstellungskraft) besucht er wieder das Schwarze Kaninchen. Eine weitere Eigenart bei diesem ist die Art zu riechen. Es schnuppert nicht wie ein gewöhnliches Kaninchen, sondern streckt seine Schnauze vor wie ein Hund. Desweiteren fragt es El'ahrairah, ob er es sich gemütlich gemacht hat. Dieser freut sich darüber bleiben zu dürfen, was sehr offensichtlich gelogen ist. Das merkt auch das Schwarze Kaninchen. An diesem Abend will es kein bob-stones mit El'ahrairah spielen und verdeutlicht ihm, dass es nicht sein Wunsch ist ihn leiden zu lassen. Es ist keiner der Tausend. Doch da El'ahrairah bleibt, will es eine Geschichte erzählen und El'ahrairah kann selbst eine erzählen. Wieder nutzt El'ahrairah die Gelegenheit für eine weitere Vereinbarung, denn wenn seine Geschichte schöner ist, bekommt er seinen Wunsch erfüllt, gewinnt das Schwarze Kaninchen, muss El'ahrairah seine Ohren hergeben.
Die Geschichte, welche das Schwarze Kaninchen erzählt ist jedoch so schrecklich und voller Dunkelheit, sodass es die Herzen von Rabscuttle und El'ahrairah gefrieren lässt und ihre Sinne betäubt, denn sie wissen jedes Wort ist wahr. Danach hat El'ahrairah keine Kraft mehr, seine Geschichte zu erzählen, sondern rennt nur wie eine Maus die von einem Habicht verfolgt wird herum, um seine Gedanken zu finden. Anschließend trennt ihm die Owsla seine Ohren ab. El'ahrairah geht jedoch auch damit äußerst gelassen um und bittet Rabscuttle darum, ihm die Blätter einer Schweifrübe zu bringen. Rabscuttle hat Bedenken, dass diese verwelken werden, so wie er immer mehr an diesem Ort verwelkt, doch El'ahrairah besteht darauf. Er ist nach wie vor entschlossen einen Weg zu finden, seinem Volk zu helfen. Er weiß jetzt, dass das Schwarze Kaninchen sein Leben nicht annehmen wird und er es auch nicht besiegen kann. Dennoch fragt er sich, warum das Schwarze Kaninchen ihn immer wieder leiden lässt. Womöglich nicht um ihn fortzujagen, denn dann hätte es sie beide einfach fortgeschickt. Er hat die Antwort aber bald gefunden. Diese Schatten-Owsla hat keine Macht über ihn, weil er noch lebt, nur wenn er einwilligt. Er muss also etwas bei ihnen finden, was ihm helfen könnte.
Rabscuttle kehrt mit den Blättern zurück und El'ahrairah steckt sie sich in seinen schlimm, verwundeten Kopf. Er versucht zu schlafen, doch hat wieder Alpträume von seinem Volk, welches von König Darzin weiter angegriffen wird. Kalt und verkrampft erwacht er und durchsucht die Läufe dieses seltsamen Geheges. Er gibt ein trauriges Bild ab, seine neuen Ohren hängen hinab und er kam sich in dem fremden Bau kaum orientieren. Schließlich trifft er zwei der Schatten-Owsla, die ihm zu verstehen geben, dass er hier nichts zu suchen hat, weil er am Leben ist und genug gelitten hat. El'ahrairah betont jedoch, er hätte nicht so lange gelitten wie sein Volk, worauf die anderen meinen, es gäbe hier genügend Leid für tausend Gehege. Er soll nicht stur sein, denn in diesen Löchern liegt die Quelle aller Krankheiten der Kaninchen wie das Fieber, die Räude, verschieden Magen- und Darmkrankheiten und auch die Weiße Blindheit also die Myxomatose. Sie ist so schrecklich, sodass selbst die elil kein Kaninchen anrühren, welches davon befallen ist und sie sorgen dafür, dass alles bereit ist, im Namen des Schwarzen Kaninchens, denn was ist, das ist was sein muss.
Das bringt El'ahrairah auf eine Idee. Er springt in das nächste Loch und bleibt dort, wobei er wegen den Schattengestalten, die den Eingang bewachen beständig zittern muss. Sie können ihn jedoch nicht zum Gehen bewegen, außer durch Furcht. Doch sie gehen schließlich. El'ahrairah fragt sich, ob er überhaupt König Darzin und seine Armee rechtzeitig erreicht ohne seine Ohren und Schnurrharre. Nach einiger Zeit ist er der Meinung den Erreger in sich zu tragen und kehrt zurück. Er weiß nicht wie lange es dauert bis die Krankheit ausbricht und ihn tötet, doch er muss bis dahin Rabscuttle ohne ihm zu nahezukommen die Nachricht überbringen, dass seine Leute alle Löcher blockieren sollen und warten bis König Darzins Armee zerstört ist. Nach einiger Zeit findet ihn jedoch das Schwarze Kaninchen und fragt, wo er hingeht (El'ahrairah hat immer größere Probleme sich in der Dunkelheit zu orientieren). So leicht lässt sich das Schwarze Kaninchen nicht abwimmeln und fragt nach seiner Absicht. El'ahrairah antwortet ihm, er habe sich mit der Weißen Blindheit angesteckt und werde so König Darzins Armee vernichten. Sein Vorhaben wird jedoch nicht klappen wie das Schwarze Kaninchen meint, denn die Weiße Blindheit oder auch Myxomatose wird nur durch Flöhe übertragen, welche in den Löffeln der Kaninchen sitzen und da El'ahrairah keine hat, sondern zwei Schweifrübenblätter, ist sein Vorhaben umsonst. 
Ich habe nachgeschaut und Myxomatose wird tatsächlich durch Flöhe und Moskitos übertragen. Jedoch habe ich nicht eruieren können, ob diese allein in den Ohren leben. Bekanntermaßen ist diese Krankheit im Labor entstanden, um die Kaninchenpopulation in Australien und Neuseeland einzudämmen. Ein Franzose hat jedoch das Virus auch in Europa eingeschleppt, um die Population auf seinem Grundstück in Zaum zu halten. Das ging jedoch nach hinten los und in Windeseile verbreitete sich der Virus in ganz Europa und ist bis heute dafür zuständig, dass die Populationen an Wildkaninchen immer stärker zurückgehen.
Für El'ahrairah ist diese Nachricht der finale Niederschlag. Er gibt auf. Das Schwarze Kaninchen ist zu mächtig für ihn. Es ist in der Hinsicht eine sehr moralisierende Botschaft für alle Kaninchen. El'ahrairah hat ihnen gezeigt, dass sie durch Tricks mit jeder Bedrohung und auch den elil fertigwerden können. Den Tod zu überlisten, ist jedoch selbst dem Schlausten von ihnen nicht möglich. Das ist wohl auch der Grund, warum die Kaninchen das Schwarze Kaninchen so sehr meiden und mit solcher Furcht von ihm reden, denn es hat selbst El'ahrairah in die Knie gezwungen. Der Tod ist nicht überwindbar und nicht auszutricksen.
Dennoch erfüllt das Schwarze Kaninchen ihm seinen Wunsch, denn El'ahrairah ist für ihn eine Störung an einem Ort, wo es für Lebende mit mutigen Lebensgeistern und warmen Herzen kein Platz ist. El'ahrairahs Bereitschaft soviel Leid auf sich zu nehmen hat ihn am Ende doch überzeugt, könnte man meinen, aber ich denke hier spielt eher die andere Aufgabe des Schwarzen Kaninchens eine Rolle: jeder, der unrechtmäßig Kaninchen tötet, wird hart bestraft und irgendwann hat König Darzin einen Punkt überschritten. Zu einem bestimmten Zeitpunkt will das Schwarze Kaninchen dessen Armee in die Flucht schlagen, es sagt jedoch nicht wann, da Zeit hier sowieso keine Rolle spielt. In Wirklichkeit scheint das Schwarze Kaninchen jedoch unmittelbar nach dem Aufbruch von El'ahrairah und Rabscuttle zu handeln. Mit einer Armee aus rotäugigen Schattenkaninchen vertreibt es König Darzin und seine Soldaten für immer aus dem Land. Daher weiß auch keiner von den Kaninchen, welche Tiere das gewesen sind und wir würden es auch nicht wissen, wenn Richard Adams es nicht knapp 40 Jahre nach Erscheinen des Romans doch ausgeplaudert hätte. Ja, es ist und bleibt der Biber, vielleicht aber auch ein Nutria.
Rabscuttle und El'ahrairah verlassen das Gehege des Schwarzen Kaninchens, haben jedoch Probleme aus Inlé zurückzukehren. Irgendwann wird es für El'ahrairah aufgrund von Erschöpfung und Krankheit zu schwer. Er muss sich ausruhen. Anschließend schaffen sie die Rückkehr in ihre Welt und finden ihr Gehege auch wieder. El'ahrairah merkt, dass alles wieder in Ordnung ist, sie riechen gesund und er will ein paar seiner Owsla-Hauptmänner aufsuchen. Sie merken jedoch, dass einige neue Baue hinzugekommen sind. Sie fragen schließlich eine Gruppe junger Rammler nach einem Owsla-Kapitän mit dem Namen Loosestrife, den kennt jedoch niemand. El'ahrairah ist verwundert und fragt schließlich nach dem Krieg, der hier stattgefunden haben soll gegen König Darzin. Die jungen Rammler wollen jedoch nichts davon wissen. Rabscuttle fragt verblüfft, ob sie diese Owsla-Hauptmänner nicht kennen würden. Mit diesen würden die jungen Rammler jedoch nicht einmal tot daliegen wollen, denn was würden sie von den wissen wollen. Rabscuttle antwortet daraufhin, was sie getan haben, doch die Jungen sind der Meinung es gehe sie nichts an, weil der Krieg vorbei ist und sie nichts damit zutun haben. Eines der Weibchen schaltet sich jetzt ein und meint es wäre Loosestrifes eigene Sache, wenn er gekämpft hätte und nicht ihres. Sie kann sich dabei noch nicht einmal an den Namen von König Darzin erinnern. Eine andere meint dazu nur, wenn niemand in Kriegen kämpfen würde, gäbe es keine, doch das sehen die Alten nicht ein. Ein anderer Rammler meint, sein Vater wäre dabei gewesen, doch immer wenn er anfängt zu erzählen, verschwindet er. Er kann sich diesen Unsinn einfach nicht anhören. Das meiste würde er sich sowieso ausdenken und was will er damit schon erreichen. Ein dritter meint aber, er könne sie zu Loosestrife führen.
Okay, dieser letzte Abschnitt ist so offensichtlich in der Meta-Ebene und spiegelt womöglich deutlich Adams' Unzufriedenheit darüber wieder, wie mit der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg in den 1970er umgegangen ist. Die jüngere Generation wollte von dem Krieg nichts wissen und hielt die Geschichten für Hintergespinste oder langweiliges Gelaber alter Männer, die sich noch einmal wichtig machen wollten. Es ist interessant für mich als Historiker eine solche Ansicht zur Kriegserinnerung in Großbritannien zu lesen von einem Kriegsveteran. Während in Deutschland in den 1970er eine gewisse Distanzierung der Kinder von ihren Eltern stattfand aufgrund der Kriegsverbrechen der Nazis, so scheint es in England bei der neuen Generation auch eine Art Ignoranz und Gleichgültigkeit gegenüber den Taten ihrer Väter und Großväter gegeben zu haben. Der Krieg ist nicht ihre Sache und es ist ihnen auch egal, ob Hunderttausende von ihnen ihr Leben dafür gegeben haben, dass sie jetzt eine bessere Zukunft haben. Eine Sichtweise, welche Adams damals anscheinend sehr traurig gemacht hat, weshalb er sie hier zum Ausdruck bringt. Ich weiß auch nicht, ob hier auch eine gewisse Unzufriedenheit mit seinen Töchtern mitschwingt, welche vielleicht seine Kriegsgeschichten ähnlich langweilig und uninteressant fanden. Das jedoch vermögen nur die drei zu verraten und es steht nicht mir zu dies zu beurteilen.
Zumindest wird Adams' Sicht noch einmal deutlich, wenn El'ahrairah etwas geknickt unter der Hecke sitzt und mit Frith redet. Wie ein Kriegsveteran, der im Krieg schwer verstümmelt wurde und jetzt Invalide ist, drückt auch El'ahrairah sein Bedauern aus, dass das Leiden nicht das Schlimmste ist, sondern wenn einem nicht klar ist, welches Geschenk einem gemacht wurde. Dazu hat Frith nur zu sagen Weisheit kommt einen oft an den trostlosesten Plätzen, wo es kein Futter gibt und das Kaninchen umsonst ein Loch gräbt.
Jedoch hat Frith El'ahrairah ein paar Geschenke mitgebracht. Es ist eine neue Blume, neue Schnurrharre und neue Ohren. Diese haben eine Besonderheit und etwas Sternenlicht in sich, sodass sie etwas Leuchten, jedoch nicht so stark, sodass sie El'ahrairah verraten würden. Dies wird noch an einer ganz anderen Stelle sehr wichtig werden und dieser Fakt sollte deshalb im Hinterkopf behalten werden. Das Ganze wirkt hier natürlich etwas wieder die Realität und stellt eine gewisse heile Welt wieder her. Der invalide Kriegsveteran würde kein neues Bein oder keinen neuen Arm von seinem Gott bekommen. Hier wird wieder etwas deutlich, dass Watership Down doch noch extrem viel von einer Kindergeschichte in sich hat.

Auch Rabscuttle soll neue Geschenke erhalten, doch wir erfahren nicht welche, denn Pipkin hat wesentlich dringendere Neuigkeiten für die Gruppe, ein Fuchs nähert sich ihnen.