Mittwoch, 2. Dezember 2009

5/11 Whatever Happened, Happened (Erik)

Schon die letzten drei Folgen haben die Autoren ordentlich auf die Kacke gehauen und Schritt für Schritt dieser Staffel jegliche Spannung und Lost-Feeling genommen. Mit dieser Folge ist das Ganze an einem Tiefpunkt angelangt. Bens Schusswunde ist für mich der Tiefpunkt von Lost, die ganze Rettung in dieser Folge ein grausam konstruierter Plot. Meinetwegen zeigt mir 30 Folgen Dharma, aber bei mir hört der Spaß auf, wenn man anfängt meinen Lieblingscharakter zu demontieren. Was mit Ben am Ende gemacht wird zählt für mich auch zu einer der Tiefpunkte der Serie.

DER TIEFPUNKT VON LOST

Leute regen sich über Bartlängen, Koteletten, einen falschen Baum oder continuity Fehler auf, weil Jack angeblich innerhalb von 48 Stunden ein Gläubiger von Locke wird. Da lache ich nur drüber. Mir ist aber der Geduldsfaden gerissen, als ich gesehen habe, dass die Schusswunde von Ben plötzlich auf der linken Seite ist. Man hat wohl bemerkt, dass ein Herzschuss zu unrealistisch ist und wollte das dumpf blöd ändern. Der dämliche Zuschauerdepp wirds schon nicht merken, ein Lost-Fan achtet ja auch nicht auf solche Dinge, der schaut Lost nur der Unterhaltung wegen. Der Höhepunkt an Verarschung des Fans ist es das im Previously on Lost noch zu vertuschen. Das ist einfach nur eine Megasauerei von Damon und Carlton. Wäre das nicht die 5.Staffel Lost sondern die erste gewesen ich hätte diese Serie nie wieder gesehen. Allerdings ging auch das nicht spurlos an mir vorüber, beim ersten Sehen am Ende dieser Folge habe ich mich zum ersten Mal seit Mitte Staffel 2 gefragt was nun aus Lost wird und ob diese Serie nicht noch zum totalen Müll wird. Zum Glück beweisen die Autoren gleich mit der nächsten Folge wie perfekt Lost sein kann und bügeln diese Katastrophe vollkommen aus. Ein säuerlicher Beigeschmack bleibt trotzdem.

WENN HIPPIES IHRE KINDER RETTEN

Dieser ganze Ben-Rettungs-Plot ist grenzwertig. Brutal konstruiert, damit WHH auch ja zutrifft. Wäre das nicht Ben, sondern ein unwichtigerer Charakter gewesen ich würde mich noch mehr aufregen. Jin bringt ihn zurück zu den Baracken, wo er dann operiert wird. Wiedermal ist Juliet Ärztin in ihrem Nebenjob, weil der eigentliche Arzt bis Freitag in der Looking Glass ist. HALLO? Kind angeschossen, das ist ein Notfall. Da muss jeder Arzt sofort bereit sein. Stattdessen werkelt eine Automechanikerin an ihm rum und weil das nicht klappt soll Jack helfen. Der ist aber nun endgültig auf dem Locke-Trip und meint die Insel fixt das selber und er will ihr nicht mehr zwischenfunken. Der neue Jack eben. So also will Kate ihn retten, da sie zufällig Universalspenderin ist. Achso Jack war es ja auch. Was für ein Zufall. Roger der Vater muss natürlich draußen warten, während jeder x-beliebige Neuling da einfach reinmarschieren darf. Genauso wundert sich niemand, dass Kate plötzlich im Sicherheitsraum ist. Sawyer erklärt es kurz und die Sache hat sich gegessen.
Juliet kann nicht helfen, also müssen die Others ran und so fährt Kate fix zum Zaun, wird noch von Sawyer abgefangen und sie tragen den Jungen weiter. Ben hätte allein schon durch die Art wie er getragen wird zehnmal sterben müssen in dieser Episode.
Nun bei Richard angekommen muss dieser weggeschafft werden. Er wird sich natürlich an nichts erinnern und seine Unschuld verlieren. Leben da im Tempel Kinderschänder? Grausam, grausam, dass man sich aus dieser Sayid schießt aus Ben Sache nur mit Gedächtnisverlust mogeln kann und der Tempel eine Art Friedhof der Kuscheltiere wird. Wenn er nur das ist, will ich ihn gar nicht sehen. Und natürlich kann der arme unschuldige Ben, der immerhin einen brennenden Dharma-Bus gegen ein Haus gefahren hat nur so zum Other und bösen Manipulator werden. Stopp an der Stelle habe ich abgeschalten und bleibe felsenfest, dass Ben schon immer so war. Da brauche ich keinen dämlichen Gehirnwäschetempel als Erklärung. So Richard schleppt ihn weg und währenddessen höre ich dauernd den Beginn eines Flashesgeräusches, weil ich mir nie sehnlicher gewünscht habe das diese Scheiß-Dharmazeit zu Ende ist.
Nicht zu vergessen diese Ernie und Bert-Zeitreisediskussion zwischen Hurley und Miles. Für mich eine der dämlichsten Szenen der ganzen Dharma-Zeit. Damit sollte wohl der Dummie-Zuschauer, der bis jetzt noch nicht die Zeitreisen gecheckt hat nochmal verdeutlicht werden, wie das nun abläuft. Ich als einer, der das alles wunderbar verstanden hat braucht das nicht und ich könnte mich wiedermal stundenlang aufregen, wie uns die Autoren mal wieder für dumm verkaufen wollen.

KATE

Wer gibt dieser Episode überraschenderweise neben der Schlussszene noch sehr positive Seiten? Richtig Kate! Sie will Ben aus einem moralischen absolut nachvollziehbaren Grund retten. Er ist nur ein Kind und sie setzt dafür alles in Bewegung. Sie ist sogar bereit dafür aufzufliegen und hindert Juliet noch daran ihr mitzuhelfen. Sawyer versaut es sich selber, da er der Meinung ist ihr zu folgen. Noch dazu gefiel es mir super, dass sich beide eingestehen, dass die Beziehung zwischen ihnen endgültig beendet ist. Weder Kate oder Sawyer machen in dieser Episode einen Schritt aufeinander zu. Fand ich super. Noch dazu gefiel mir das zwischen Kate und Roger. Schade, hätte es wirklich lustig gefunden, wenn diese alberne Theorie mit Karl gestimmt hätte. Zwischen den beiden war definitiv was in Gange.
In den Flashbacks sehen wir eine Kate, die als Erstes sofort zu Cassidy geht, um ihren Auftrag zu erfüllen. Nebenbei singt sie Aaron auch noch Catch a Falling Star. Die Autoren geben sich wirklich Mühe dabei, dass mir Kate wieder sympathischer wird. Cassidy nervt einfach nur, bildet sich ein Urteil über Sawyer, obwohl sie gar nicht dabei war. Als etwas störend empfand ich dann doch die Supermarkt-Szene, besonders diese ekelhaft hässliche Claire-Imitation, die ironischerweise im Cast als "sweet young woman" aufgelistet ist.
Danach merkt sie, dass sie Aaron abgeben muss, um die richtige Mutter für ihn zu finden. Auch wenn noch einmal so ein sinnloses Cassidy-Gespräch erfolgt (kann diese Bitch nicht ausstehen), in der sie wiedermal alles weiß über Sawyer und Kate, obwohl sie nie dabei war. Wenigstens sehen wir Clementine das erste Mal, gefiel mir das Kind.
Danach ist Kate endgültig bereit zur Insel zurückkehren und gibt Aaron an die meiner Meinung nach beste Person ab, Claires Mutter, der sie auch gleich die Wahrheit erzählt. Ich fand es schauspielerisch richtig gut, wie sie sich von Aaron verabschiedet. Nach fünf Jahren bekommt auch Evangeline Lilly langsam schauspielerisches Talent. Nur macht sie es sich etwas einfach Aaron einfach abzugeben an Claires Mutter. Drei Jahre lang war sie nun seine Mutter, auf einmal gibt sie ihn ab, armes Kind, dass nun wieder eine neue Mutter haben muss.

DIE SCHLUSSSZENE

Was diese Folge davor gerettet hat, dass aus meiner Worst 3 eine Worst 4 wird war die Schlussszene. Sofort hat man gemerkt was Lost braucht wie der Mensch die Luft zum Atmen, eine Szene mit Michael Emerson und Terry O'Quinn. Seit Folge 7 waren wir nicht mehr bei den beiden und nun sehen wir wie Ben langsam erwacht und sich einem putzmunteren Locke gegenüber sieht, der den genialsten Satz der bisherigen Staffel sagt: "Hello, Ben. Welcome back to the land of the living." Bens überraschender Gesichtsausdruck und die geweiteten Augen waren ein Hochgenuss und haben mich im letzten Moment dieser sauschlechten Folge darin erinnert, was das wirklich Gute an Lost ist. Eine ganze Szene ist besser als vier Episoden zusammen, und ich war mehr gefesselt, als in allen Dharma-Szenen zuvor. Außerdem bestätigt es, dass der ältere Ben noch immer lebt, auch wenn manche da eine schwachsinnige Kausalitätskette sehen mit dem angeschossenen jungen Ben. An dieser Stelle geht Lost dann weiter und schafft wie aus dem Nichts dann den dritten Höhepunkt der Serie.

BODYCOUNT

Ich will lieber gar nicht wissen, wie oft Ben nach logischen medizinischen Kenntnissen hätte sterben müssen.

Summe: ca. 534

FAZIT:
Respekt Autoren, das muss man auch erst einmal hinkriegen. Eine Kate-Folge, die nicht wegen Kate schlecht ist und wo diese sogar mit das Positivste ist. Der Tiefpunkt von Lost, gefolgt von einer grausam konstruierten Rettung und das alles gepaart mit einer billigen Alibi-Erklärung bezüglich Bens Werdegang. Noch dazu geht einem der gesamte Dharma-Plot wieder voll auf die Nüsse und man wünscht sich nichts sehnlicheres, als das dieser Mist endlich ein Ende hat. Der ganz große Lichtblick, die geniale Schlussszene.