Samstag, 26. September 2009

2/14 One Of Them (Erik)

Oder auch: Wie rette ich eine Serie, die nur noch wie Stückwerk wirkt, seit ein paar Folgen keine klare Linie mehr hat, zum Teil äußerst schlecht geschrieben ist, und schon fast die Erzählweise einer Sitcom hat? Ganz einfach, ich caste einen ziemlich unbekannten, aber den besten Schauspieler, der je geboren worden ist, aus einem bekannten Film, gebe ihm eine interessante Rolle, und werfe ihn einfach in die Serie. Lange Rede, kurzer Sinn endlich ist Michael Emerson dabei und es ist genial, wie sich seine Rolle aufbauscht, vom einfachen Gaststar für zwei Folgen, zu einem von acht Folgen, dann zum Maincharakter, und schließlich zu einer der wichtigsten Figuren von ganz Lost.

Fangen wir mit der Analyse an: Allein schon die ersten Sayid-Flashbacks haben mir gezeigt da ist was anders, Kates Vater ist zu sehen, das Durcheinander im Krieg, einfach nur herrlich. Dann kommt Ana-Lucia und führt unseren Folterer zu Rousseau, die wir alle schon vermisst hatten, und die führt uns geradewegs zur interessantesten Figur des ganzen Lost-Universums. Und damit kommen wir zum ersten großen Diskussionspunkt einer genialen Folge:

WIESO LIEFERT ROUSSEAU BEN, VON DEM SIE WEISS, DASS ER IHRE TOCHTER HAT AN SAYID AUS ?

Damit kann man sich lange beschäftigen, die banalste Erklärung wäre, die Producer wussten noch nicht von der Tragweite von "Henry Gales" Rolle, und es war später zu spät um einzulenken, aber das wäre natürlich langweilig und enttäuschend.
Hier ist mein Vorschlag: Ben war auf dem Weg zu den Losties, weil er nun endlich selbst in Aktion treten musste, um seinen Tumor loszuwerden. Warum er erst dahingeht, und sich nicht Jack und die Anderen holen lässt, kläre ich in einer späteren Folge.
Jedenfalls weiß er natürlich wo die Swan ist, er weiß auch, dass er nicht als Other zu den Losties treten darf, wegen den ganzen Sachen, die bisher passiert sind. Also lässt er sich auf einen Handel mit Rousseau ein, wie schon damals bei Alex. Er verspricht ihr, dass es ihr weiterhin gutgeht, wenn er dafür zu den Losties gebracht wird. Als Vorwand lässt er sich gefangennehmen und wählt seine eigene Geschichte aus, die sich Dank der Anwesenheit von Henry Gale und des Heißluftballons perfekt erzählen lässt. Er lernt alles über Henry Gale und dem Ballon, sodass er dessen Identität annehmen kann, um den Losties eine glaubwürdige Geschichte vorzulügen.
Um das ganze zu verfeinern, schießt Rousseau noch mit einem Pfeil auf ihn.

SAYID UND BEN

Es ist einfach nur genial, dass von den Losties Sayid als Erster Ben trifft, und das er ihm gleich genauso viel Gewalt entgegenbringt, wie dem jungen Ben. Der Twist ist einfach nur Hammer, Ben wird gefangengenommen, von Sayid losgeschnitten, dann mit einem Pfeil getroffen, halbtot liegengelassen und danach gefoltert. Das alles passiert wegen den "issues", die Sayid zu den Others hat, ausgelöst durch Ben selbst, denn er hat alles geleitet.
Dreißig Jahre vorher steht ein noch unschuldiger Ben vor Sayids Zelle, was ist das Resultat, er wird lebensgefährlich angeschossen und so gerettet, dass er einer der Others wird, und nun trifft er wieder auf seinen Fast-Mörder.
Ich fand auch genial, dass bei ihrer ersten Begegnung 1977 Sayid der Gefangene und Gefesselte ist, hier ist es Ben.

JACK UND LOCKE UND BEN

Beide reagieren völlig unterschiedlich auf Ben, schon krass, wenn man bedenkt wie es weitergeht. Locke ist von der Folteridee genauso begeistert wie Sayid, hilft ihm auch dabei. Jack rettet ihm vorerst das Leben, das muss Ben gewusst haben und willentlich ausgenutzt haben, so konnte er sich auch einen Pfeil in die Schulter schießen lassen. Jack wird ihm noch genau zweimal das Leben retten, ab dann ist Schluss, und er lässt zu, dass Ben so wird, wie er jetzt ist.
Und Locke wird sich danach zusehends von Ben manipulieren lassen, was schließlich seinen Tod zur Folge hat, und Samuel den entscheidenden Körper gibt. Das ist in der Folge noch nicht zu erkennen.

"HENRYS" GESCHICHTE

Dieses Verhör ist die erste Szene, die mich zu einem riesigen Ben-Fanboy hat werden lassen. Unglaublich geniale schauspielerische Leistung, wie er unter solchen Schmerzen die Geschichte so perfekt erzählt, dass ich sofort davon überzeugt war, selbst jetzt beim vielleicht fünften Mal schauen dieser Episode. Nur sie hat die eine Schwachstelle, dass nicht seine Frau im Grab liegt, sondern der echte Henry Gale.
Auch genial, wie er sofort Schwäche bei Sayid erkennt, als dieser von Shannon erzählt. Ohne dass Sayid es weiß, hat ihn Ben schon manipuliert, und auch wenn Sayid dann wild auf ihn eindrischt, so merkt Ben doch schon deutlich wo der wunde Punkt ist bei den Losties. Genial auch sein Satz: "Hurting me isn't going to bring her back", genauso so sieht es aus, doch Sayid glaubt endlich einen Schuldigen gefunden zu haben.
Und auch wenn es den FSK-Fritzen gegen den Strich ging, aber das Sayid keine Schuld bei seiner Folterung gespürt hat, war für mich der eindeutige Hint, dass es ein Other ist, und das dieser Charakter so einiges verbirgt und auf dem Kerbholz hat. Auch deutlich war der letzte Blick, einer dieser genialen Ben-Blicke in dessen Ausdruck man alles interpretieren kann, ohne zu wissen, was Michael Emerson nun wirklich darstellen wollte. Auch wenn es schwer ist, aber ich sage mal das ist verdeckter Triumph, er weiß nun, dass Sayid so gestrickt ist wie er vermutet hat, und das Jack ihm durchaus helfen würde. Jedenfalls er hat die Startschwierigkeiten überlebt und kann nun beobachten bzw. hören, wie er die Losties am besten manipuliert.

KELVIN UND DIE FOLTERUNG

Unfassbar wie fies die Producer doch manchmal sind. Da fragen wir uns bis zum Staffelfinale wer dieser Kelvin ist, und dann kommt er bereits in dem Sayid-Flashback. Jedenfalls merkt man, dass ist ein Typ dessen Befehle befolgt werden, und der kriegt was er will. Unglaublich fies, wie er Sayid die Drecksarbeit machen lässt, ihn somit zum Folterer macht, und damit den Menschen, der entscheidende bedeutende Ereignisse auf der Insel auslöst, wie Bens weiteren Werdegang. Gänsehaut pur, als er Sayid aussetzt, auf einmal arabisch spricht, und seine Fesseln löst.
Das deutet auch daraufhin, dass Kelvin erst nach dem Purge zu Dharma kam, aber wie er dahin kommt, obwohl alle tot sind, keine Ahnung. Wird wohl auch so ein ungelöstes Lost-Geheimnis bleiben, oder er ist durch die zeitliche Barriere deutlich eher angekommen.
Gut fand ich auch Tariqs Nicken auf Nichtganzvater Kates Waffe. Wäre doch genial er hätte ihn erschossen, und Kate niemals einen Grund zur Flucht gegeben.

SWAN-STATION

Endlich passiert wieder was, und das ist mit einer der besten Szenen der Staffel. Sayid foltert Ben, Jack kriegt Panik, will das Locke die Tür öffnet, aber der ist nach wie vor dagegen. Dramaturgisch hätte man das besser gar nicht hinkriegen können, dass genau in dem Moment der Alarm losgeht, bloß die drei Minuten Wartezeit wirken dann etwas seltsam, aber es ist trotzdem gut gelöst.
Und wir sehen das erste Mal, was passiert wenn die Zahlen unter Null gehen. Als damals die Hieroglyphen kamen, völlig unerwartet, habe ich schon gedacht jetzt gehts los, leider verfrüht. Jedenfalls hört man gut, wie sich das Magnetfeld auflädt und kurz davor ist loszugehen. Meinetwegen hätten die hier schon das mit den Zahlen beenden können, aber dann wäre Lockdown nicht gekommen, und das wäre auch irgendwie blöd.

GOOD AND BAD AND THE OTHERS

Krass, dass Sayid hier sagt er wäre vor dem Einmarsch ein guter Mensch gewesen, ein loyaler Soldat. Lieber Sayid, jemand der eine Waffe trägt, und Leute umbringt ist kein guter Mensch. Schon Tucholsky hat gesagt: "Soldaten sind Mörder", und damit hat er vollkommen Recht. Etwas gekünstelt wirkt nur der Satz "I'm a torturer", so ein typischer Standard-Ami-Satz. "Ich bin dein schlimmster Alptraum."
Die Enddiskussion zwischen Locke, Jack und Sayid finde ich auch toll, Jack der es noch immer nicht verstehen kann und Rousseau als Beispiel einbringt, und dann kommt Locke mit einem weiteren genialen Satz und sagt, dass sie für Rousseau alle Others sind. Schön, wie Sayid dann Charlie erklärt, dass Jack und Locke schon vergessen haben, aber da liegt er falsch, zumindest bei Jack. Erst ein paar Tage zuvor wäre sein großer Schwarm fast von einem erschossen worden, also kann mir niemand erzählen, dass er schon alles vergessen hat. Toll auch das Schweigen von Charlie, nach der letzten Frage, ob er auch schon vergessen hat.

JACK UND LOCKE- KONFLIKT

Der gärte aber gewaltig und war kurz vor der Explosion. Jedenfalls war das die beste Auseinandersetzung zwischen den beiden in Staffel 2, doch Jack behält hier gerade so die Überhand. Und es reicht noch aus, dass Jack die Zahlen als Druckmittel nimmt, hätte er das nach "?" versucht, wäre es zu einer globalen Katastrophe gekommen, aber ich finde es toll, dass Jack pragmatisch genug ist, und einfach abwarten will was passiert.

HURLEY UND SAWYER

Diese kleine Nebenstory macht zwar kaum Sinn, und wirkt eher aufgesetzt, aber ich fand es dennoch lustig, wie sich die beiden, die ja in Staffel 4 dicke Freunde werden, langsam näherkommen. Zum ersten Mal entschuldigt sich Sawyer für etwas, und ich fands ulkig, wie er Hurley einen Tipp gibt, wie er den Frosch zubereiten kann. Hier wird auch Hurleys Vorratslager eingeführt, das große Thema in "Dave". Finde ich schön, dass Sawyer dies niemanden verrät, nach seinem long con bekommt er langsam wieder normale Züge.

GEGENSTÄNDE

Mit was wird Ben beschossen, richtig einem Pfeil. Lange fragten wir uns, woher Rousseau die hat. Nun wir sehen 1954, dass das die Waffen der Others waren. Ben wird also mit einer Waffe seiner eigenen Leute angeschossen.
Die Box mit den Folterinstrumenten, es ist toll zu sehen, dass es vorallendingen die Zange Sayid angetan hat. Er hält diese als Erstes in Richtung Tariq, und benutzt sie auch als Erstes, um Ben zu foltern.

BODYCOUNT

Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was dieser exekutierte Pilot alles ausgelöst hat.

Summe: 43

SPB: Desmond, Locke, Jack, Hurley, Kate, Sawyer

FAZIT:
Schlicht und einfach die beste Episode der 2. Staffel. Das Lost-Feeling war bei mir wieder da und mit der grandiosen Hineinnahme von Henry Gale war endlich der lang vermisste rote Faden wieder da. Seine Gefangenschaft und Geschichte waren das, was die 2. Staffel für die nächsten acht Folgen so spannend machte, und mich wieder gebannt auf die nächste Folge warten ließ. Von der Figur war ich von Anfang an begeistert, und wenn man darüber nachdenkt, wie blöd wären die gewesen, wenn sie ihn schon nach der nächsten Folge wieder rausgenommen hätten (wie eigentlich geplant). So baute sich langsam die beste Lost-Figur überhaupt auf.
Alles in dieser Folge mündete in einen grandiosen und spannenden Höhepunkt, der für mich zu einen der Top-Momenten dieser lahmen Staffel zählt.


Nachgedanken:
- nichts in Staffel 6 hat meine Rousseau-Ben-Theorie widersprochen, also bleibe ich dabei

2/13 The Long Con (Erik)

Was ist nur aus Lost geworden? Hätten die Tailies sich nur nie mit den Losties vereint, denn die sechs Folgen die danach kamen waren zum Teil richtig schlecht, unzusammenhängend, genau wie diese, obwohl sie um Welten besser war als Fire+Water. Hier gab es auch einen Moment, nämlich als Sawyer Charlie die Marienstatue zeigt, an der ich wohl aufgehört hätte Lost zu schauen, wenn Charlie diese angenommen hätte.

LONG CON

Das fasst so ziemlich ganz Lost zusammen, es ist der Plan von Ben, um seinen Tumor loszuwerden, und das ist der noch längere Plan von Samuel, um Jacob töten zu können. Hier ist es nur der Waffenklau von Sawyer, eine Geschichte, die im Nichts endet.

ANSPIELUNGEN AUF BEN

Das mit Abstand der beste an dieser Episode waren die Anspielungen auf Ben, der in der nächsten Folge Lost retten darf. So Sätze wie: "It works by getting someone to ask you to do something like it's their idea, but it's not their idea, it's your idea." Oder "Locke has a nemesis", Ben wird sein so ziemlich größter Gegenspieler sein. Und auch Sawyers komplizierter Plan hat was von Bens Plänen, die wir später noch sehen werden.

SAWYER

Trotz dieser Anspielungen bleibt die Episode schlecht, denn wieder wird eine Einzelstory begonnen, die im Sande verläuft und keinen Sinn am Ende der Staffel macht. Das ist nun schon die sechste Episode nacheinander in der das passiert, was ist eigentlich aus dem Hauptthema Swan geworden? Ach ja und diese Flashbacks waren einfach nur sauschlecht, Sawyer betrügt jemanden. Was macht er in seinem nächsten Flashback? Richtig wieder jemanden betrügen. Wenn es über einen Charakter nichts zu berichten gibt, dann braucht man auch keine Flashbacks.
Erstaunlich aber ist schon, wie sich hier alle von Sawyer verarschen lassen, aber ganz ehrlich auch ich habe erst zum Schluss verstanden, wie genial, dass doch gemacht war. Leider kommt da nichts mehr von Sawyer in dieser Art.
Er, und auch sein Partner Gordy sagen: "Tiger don't change their stripes.", leider bleibt das bis in die 5.Staffel so. Jack mit seinen überhasteten Entscheidungen und Kate mit ihren Alleingängen. Alle drei mit dem peinlichen Love-Triangle
Was ich nicht kapiere: Warum hat Sawyer auf einmal die Medizin? Jack hatte doch damals das Wrack durchsucht und alles an sich genommen, und Sawyer hatte doch sowieso kein Interesse gezeigt. Also woher hat er auf einmal die Medikamente, oder nimmt sich das Recht, dass sie ihm gehören?
"New sheriff in town, boys!" Abwarten Sawyer! Bald ist es so weit, und dann bist du tatsächlich Sheriff einer ganzen Stadt. :D

ANDERE CHARAKTERE

Ein bisschen habe ich hier Charlie schon die Rache an Locke gegönnt, da dieser einfach für sein dämliches Verhalten eine Folge zuvor bestraft werden musste, und es bleibt dabei, der Locke dieser Staffel ist bis hierhin unterirdisch, nicht nur, dass er sich gar nicht gegen den cholerischen Jack durchsetzen kann, er merkt noch nicht einmal, dass Charlie ihm folgt. Was ist aus dem Jäger, und Ratgeber der ersten Staffel nur geworden?
Schöne Anspielung auf die nächste Folge: "Oh, you want to torture me, don't you?", in der Sayid dann tatsächlich jemanden foltert.
Gut fand ich die Szene mit Hurley und Sayid, als dieser ihm das Funkgerät gibt, und sie dieses Lied hören. Hurley nutzt dies als Anspielung auf die Zeitreisen. Wer weiß vielleicht stammt diese Übertragung tatsächlich aus einer anderen Zeit.

BODYCOUNT

Außer, dass schon zum zweiten Mal hintereinander meine Geduld mit Lost am Sterben ist, stirbt hier niemand.

Summe: 42

SPB: Desmond, Locke, Jack, Hurley, Kate, Sawyer

FAZIT:
Lost bleibt auf einem schlechten Niveau, da reißen auch die ganzen Anspielungen auf unseren Mastermind Ben nichts raus, und auch nicht der geniale Plan von Sawyer, um die Waffen zu stehlen, da es letztendlich eh nichts bringt. Lost wirkt festgefahren und hat einen toten Punkt erreicht. Schade, was in der Mitte der 2. Staffel für ein Riesenmist entstanden ist, aus dem einstmals so guten Anfang dieser Staffel.


Nachgedanken:
- ehrlich gesagt, zu dieser miesen Episode ist mir nichts Besonders aufgefallen