Montag, 9. November 2009

4/03 The Economist (Erik)

Staffel 4 ist einfach nur genial. Die Inselhandlung schreitet extrem schnell voran, kein ewiges Aufhalten mehr und wir sehen den wohl WTFigsten Flashforward.

CHARLOTTE GEGEN MILES

Oder auch wie buche ich das Ticket, um von der Insel zu kommen. Nicht nur, dass Sayid in der Zukunft mit Ben zusammenarbeitet, er beweist sogar hier schon Geschick darin so zu verhandeln, sodass er das kriegt, was er haben will, einen Platz im Hubschrauber.
Zunächt aber zeigt er sich von seiner menschlichen Seite, als er Naomi die Augen schließt und die Armspange abnimmt. Was haben alle gerätselt, was es mit "N, I will always be with you, R.G." auf sich hat und welcher Bezug zu Elsa besteht. Die Antwort banal und einfach und endlich mal realistisch, es ist nur eine Armspange.
Geschickt schafft er es nun Frank davon zu überzeugen, dass er Charlotte sicher zurückbringt und dann in den Hubschrauber darf. Natürlich möchte Miles mit, ohne zu wissen, dass er der Grund ist, warum er Locke zur Herausgabe von Charlotte bringen kann. Jack lässt er gut abblitzen: "Last time you encountered him; you put a gun to his head and pulled the trigger." Ich finde es sehr gut, dass er hier sich sogar mal über Jack stellt. Dieser schickt Kate mit, wohl nur aus dem Grund, dass sie bei Sawyer bleibt und er sie endlich loshat. Jacks Plan geht aber nicht auf, dafür ist Kate einfach zu dämlich. Gleichzeitig versucht Sayid auch noch etwas Aufklärung in Richtung Naomis Bild über Desmond und Penny zu bringen, sodass dieser auch mit dabei sein wird, als der Hubschrauber abhebt.
Auf der Wanderung fragt er Miles weiter über Naomi aus, doch besonders zufriedenstellende Antworten bekommt er nicht und Miles lügt, als er sagt er hat sie erst auf dem Frachter kennengelernt. Bekanntermaßen fand da eine Begegnung schon wesentlich eher statt. Bereits hier hat Sayid Miles durchschaut, der nicht wegen Charlotte mitgeht, sondern um Ben zu erpressen, sodass er mehr Geld bekommt. Dann kommt das Gespräch auf ihre Entzweiung und die Tatsache, dass es darum ging, ob die Frachterleute zur Rettung der Losties oder zu deren Ausrottung hier sind. Sayid sagt daraufhin: "I let you know when I decide." Das er ihn an Locke übergibt, spricht für die Ausrottung, die Tatsache, dass er aber Michael dann einfach so verrät eher für Ersteres.
Als sie ankommen werden sie jedenfalls geschickt überlistet von Locke, der den angeblich zurückgelassenen, gefangenen Hurley als Köder benutzt. Genial der Spruch: "Oh, awesome. The ship sent us another Sawyer." Wieder einmal wird es Hurley mit einer zynischen Person zutun bekommen, herrlich. Auch ist Hurley immer noch zu Recht besorgt, wegen Sayids Kampftricks. Schließlich wird er ausgerechnet zu Ben gesperrt, der in der Folge einen genialen Spruch nach dem anderen loslässt. "Well… I guess they’re running out of jail space." Dann: "I lost a dollar, you know." Hier hat er Sayid schon sehr gut eingeschätzt, da er meist zwischen Lüge und Wahrheit unterscheiden kann. Genial, wie ausgerechnet zwischen den beiden dann die Rede auf Freundschaft kommt und Ben sagt: "I know it’s no use having friends you can’t trust." Das ist dem jungen Ben ausgerechnet mit Sayid passiert, als er ihm vertraut hat und dann angeschossen wurde. Sowieso ist die weitere Sayid-Ben-Sache hier einmalig, aber dazu im Flashforward.
Jedenfalls kommt dann Locke und verhandelt mit ihm. Wieder mal ein genialer Ben-Spruch, als Locke Sayid Eistee anbietet: "I’m thirsty." Der Blick von Locke darauf ist einmalig. Er schafft es schließlich Locke davon zu überzeugen ihm Charlotte zu geben, damit er in die Hubschrauber kann, um genau nachzusehen, was Sache ist. Als Locke dann das mit Bens Frachterspion anführt kommt es zu jenem Satz, der zeigt wie mächtig sich Sayid verändern wird: "Forgive me, but the day I start trusting him is the day I would have sold my soul." Genauso wird es sein.
Sayid bringt schließlich Charlotte mit und auch wenn Frank merkt, dass er hereingelegt worden ist, so ist er dennoch froh, dass Miles erstmal weg ist. So hat er sein Ticket für den Hubschrauber und Desmond. Es ist unglaublich, aber das ist bis Staffel 6 die letzte Folge in der Desmond auf der Insel ist. Für ihn heißt es nun Abschied nehmen. Im übrigen ist er auch einer der Charaktere dem ich seinen Frieden gönne und nicht wieder auf der Insel haben möchte. Naomi kommt auch mit und somit ist alles bereit dafür endlich einmal den Frachter zu sehen.

DIE ZEIT

Hier gibt es erste deutliche Anzeichen für Zeitanomalien. Daniel experimentiert zusammen mit Regina herum, um zu sehen welche zeitlichen Unterschiede es gibt zwischen Insel und Frachter. Wir erleben dabei eine Abweichung von 31 Minuten. Offenbar wurde die Kapsel nicht ganz auf dem Kurs 305 zur Insel geschickt, sondern etwas daneben, sodass dieser Unterschied auftrat. Dies ändert sich offenbar extrem desto weiter der Kurs abweicht. Diese Anomalie trifft aber nur auf Masseobjekte zu, denn sonst könnte kein normaler Funkkontakt entstehen. Elektromagnetische Wellen werden also nicht gestört. Ich fand es übrigens genial, wie verwirrt Daniel an dieses Experiment herangeht und Franks Beschreibung über ihn war auch passend: "Half the stuff he says goes way over my head, the other half goes way, way over." Frank gefällt mir allgemein mit seinen Sprüchen in dieser Folge.
Desweiteren werden schon Andeutungen gemacht darauf, dass der Kurs genauestens einzuhalten ist, sonst könnte es zu Nebenwirkungen kommen. Genau das wird mit Desmond schließlich passieren.

SAYIDS FLASHFORWARD

Passend zum Tag des Mauerfalls sehe ich mir also die Episode an, die als einzige in ganz Lost in Deutschland spielt und auch noch in einem Restaurant, dass "Die Mauer" heißt beginnt. Das die Amis es nicht mit Deutsch haben dürften nach dieser Folge wohl jedem aufgefallen sein, Naveen Andrews und Thekla Reuthen sprechen so ein grauenhaftes Deutsch, dass die Untertitel sogar noch für uns Deutsche hilfreich sind. Und die berühmte Speisekarte hätte wohl selbst ein Analphabet besser geschrieben, da ist wirklich in jedem Wort ein Fehler, unfassbar.
Sayids Flashforward war von allen der interessanteste. Schon allein der Anfang ist genial, als er alleine auf den Golfplatz spielt und dann jener Mr. Avellino hinzukommt. Was war ich überrascht, als Sayid den plötzlich erschießt und habe mich gefragt, was nun kommt. Sayid als Auftragsmörder und dann in bester James-Bond-Manier. Schon herrlich wie facettenreich Lost doch ist. Jener Mr. Avellino ist dann auch der Vorwand von Ilana, um Sayid noch Guam zu überführen, ich glaube bis heute nicht, dass das der Grund ist, sondern Ilana nur das als Vorwand benutzt hat.
Später dann trifft er Elsa (welche Frau in diesem Alter heißt bitteschön noch so, typischer Ami-Klischeename) und geht mit ihr aus. Wir sehen gleich darauf, als Sayid eine Berliner Straße mit fürchterlich falschen Schildern und Markierungen entlanggeht, dass das so geplant war und er tatsächlich für jemanden arbeitet. Elsa fragt ihn dann immer wieder über seine Arbeit aus, ohne zu merken, dass er nur da ist, um an ihren Boss zu kommen. Genialerweise hat sie damit sogar Recht: "I was hoping it was because of me." Im übrigen schon krass, dass Sayid wieder mit einer Blonden rummacht, die eine Fremdsprache spricht. Genau wie Shannon wird aber auch diese erschossen und Sayid hat sich wiedermal in sie verliebt. Bei dem Ökonom glaube ich übrigens nicht, dass er Widmore ist, denn der würde sicherlich sofort wissen, dass Sayid möglicherweise für Ben arbeitet. Seine Identität bleibt im Unklaren, genauso ob Sayid ihn umgebracht hat, da Elsa ihn rät aus dem Hotel zu verschwinden, dürfte Sayid ihn eigentlich gar nicht verhindern. Da er aber zu seinem Boss zurückgeht, hat er diesen Auftrag womöglich erledigt.
Genau dieser Boss ist einer der krassesten Wendungen von ganz Lost. Er wird also seine Seele verkaufen, an dem Tag an dem er Ben vertraut. Nun in der Zukunft ist es so weit, er arbeitet und tötet für ihn im Glauben, dass er dadurch seine Leute schützt. Es gibt auch schon Andeutungen darauf, dass es durch Nadias Tod geschehen ist. Geschickt nutzt er das aus und macht aus Sayid ironischerweise den Menschen, der von sich selbst glaubt töten sei seine Bestimmung. Doch nur dadurch versucht ein Sayid, der in die Vergangenheit auf die Insel reist, Ben zu töten. Ein ganz verrückter Twist, Sayid bewirkt durch diesen Schuss erst, dass Ben jene manipulative Figur wird, die niemanden traut und es immer wieder schafft ihre Ziele zu erreichen. Das alles aber hätte er nie getan, wenn nicht selbige Person ihn so sehr beeinflußt hat, sodass er es als Verzweiflungstat ansieht ein Kind zu erschießen. Auch wenn mir Klein Bens angeblichen Tod überhaupt nicht gefällt, so sind die Twists in Sachen Charakterentwicklung einfach nur genial. Keiner konnte zu dem werden, ohne den anderen zu beeinflußen.

ANDERE CHARAKTERE

Zum ersten Mal erleben wir Diktator-Locke, als der er aber völlig versagt. "I’m making the decisions." So ziemlich jede davon geht schief und wir merken schon sofort, dass Locke nicht weiter weiß. Die Hütte ist verschwunden und seine Leute wollen wissen, wie es weitergeht. Da er überhaupt keine Ahnung vom Anführen hat trifft er eigenmächtig falsche Entscheidungen, die erste in diese hässlichen Baracken zu ziehen. Nur zu Erinnerung genau deswegen hat er Ben noch kritisiert, weil dieser mit seinen Leuten dort gewohnt hat, nun entscheidet er sich selbst für diesen Ort und scheitert. Ben bringt es wieder mal auf dem Punkt: "John’s looking for somebody to tell him what to do next." Bereits nächste Folge ist er schon so verzweifelt, sodass er sich wieder an Ben wendet, der nur auf diesen Augenblick gelauert hat. Die nächste falsche Entscheidung ist es Charlotte mit zu den Baracken zu nehmen und erst dort einzutauschen. Dadurch erfahren erst die Söldner, wo sich Ben befindet und haben sofort das richtige Ziel im Auge.
Leider wird hier schon die unfassbar schlechte nächste Folge angedeutet, als sich die beach bitch mit Sawyer unterhält. Der bringt es auf den Punkt, dass Kate außerhalb der Inseln nur Handschellen erwarten. Wenn es doch nur so gewesen wäre. Schön fand ich aber, dass er seinen Standpunkt auf der Insel zu bleiben, verteidigt.
Zum Abschluss sage ich noch was zu Bens Identität Dean Moriarty. Bekanntermaßen ist dieser der große Feind von Sherlock Holmes und die beiden bekämpfen sich ewig lang und sterben beide am Ende. Mich jedenfalls würde es am zweitmeisten freuen, wenn Ben auch erst so in der letzten Folge stirbt, am meisten würde ich mich freuen, wenn Ben die Serie überlebt. Für mich persönlich wäre dies das beste Lost-Ende was ich mir im Moment vorstellen kann, aber ich glaube kaum, dass es kommt. Jedenfalls sehen wir hier, dass Ben außerhalb der Insel durchaus gute Kontakte hat.

BODYCOUNT

Sayid in bester Killermanier, Mr. Avellino, Elsa und womöglich noch den Ökonom. Und ich habe überhaupt keine Ahnung wieviel Leute er wohl insgesamt für Ben umgebracht hat.

Summe: ca. 420 (429)

FAZIT:
WTF!! Eine schnell vorankommende Inselhandlung gepaart mit einem widersprüchlichen Zukunfts-Sayid. Noch dazu ein Ben, der langsam wieder mehr an Macht gewinnt und selbst einen seiner größten Feinde zu einem seiner Arbeiter macht. In drei Folgen von Staffel 4 kann Lost absolut überzeugen, noch dazu nehmen die Science Fiction Elemente zu. Leider wird ausgerechnet die langweiligste und schlechteste Szene dieser Folge der Inhalt der nächsten sein.