Dienstag, 17. November 2009

4/10 Something nice back home (Erik)

Die Staffel wurde verkürzt wegen dem Autorenstreik und so musste man gewisse Folgen zusammenstauchen, konnte nicht alles erzählen, so wie man es geplant hatte. Trotz allem servieren sie uns einen langweiligen Lückenfüller. Unverständnis pur!

RÜCKKEHR ZUM STRAND

Der interessantere Handlungsstrang dieser Folge war eindeutig die Wanderung von Miles, Sawyer und Claire zurück zum Strand. Ein zugegeben sehr seltsames Trio, welches aber den Umständen entsprechend zusammenhalten muss. Das schöne war die Bedrohung die allgegenwärtig war, der Angriff der Söldner, Smokey und dann finden die gleich als Erstes das Grab von Rousseau und Karl. "Let's make some time." ist wieder eine schöne Anspielung auf die Zeitreisen, die schon bald auf beiden zukommen wird. Direkt danach wird Miles Gabe deutlich, als er noch einmal den Tod von Karl und Rousseau miterlebt. Seltsam nur, dass Miles auch Alex hört, deren Leiche schon einige Meilen entfernt liegt. Für mich mit eine der grausigsten Szenen war es dann, als er die beiden ausbuddelt und fragt ob sie das sind. Unheimlich auch, welch würdeloses, schnelles Begräbnis Keamy seine Männer für die beiden durchgeführt haben. Offenbar wollten sie damit nicht, dass jemand auf sie aufmerksam wird. Miles distanziert sich dabei deutlich von den Taten der Söldnern und wird in diesem Moment einer von den Losties.
Genial ist im weiteren Verlauf das Zusammenspiel zwischen den beiden Zynikern Miles und Sawyer. Schon allein die Unterhaltung, als Miles sich Claire genauer betrachtet und Sawyer ihm eine Abstandsorder auferlegt. Am besten dann:
Sawyer: "No. I'm the guy who's gonna put a boot in your face unless you say, "Yeah. I getcha."
Miles: "Yeah. I getcha."
Dann wird es aber sehr ernst, als sie unerwartet auf Lapidus treffen, der mit einer Arzneitasche auf Keamy wartet. Hier sehen wir, dass Smokeys Angriff die Söldner nicht getötet, sondern nur vertrieben hat und ich wette der einzige Verwundete war derjenige, der es wagte auf die Losties zuzurennen. Es kommt zu eine der spannendsten Szenen dieser langweiligen Folge, deren möglicher Ausgang auch noch danach interessant ist. Wenn Keamy die drei entdeckt hätte, hätte Sawyer ihn locker erschießen können. Womöglich hätten die anderen Söldner ihn dann auch getötet, aber Samuels Plan wäre hinüber gewesen. Ausgelöst alles durch ein kurzes Glucksen von Aaron. Vielleicht ein Hinweis, dass er für Jacobs Plan noch eine Rolle spielt, andererseits hat diese Szene rein dramatische Gründe.
Diese nette kleine Trio wird aber aufgelöst, als Sawyer erwacht am nächsten Morgen. Wieder mal genial, als Sawyer auf Miles "morning" saucool sagt: "It's way too early for Chinese." Dann merkt er, dass Claire verschwunden ist und Miles sie mit jemanden hat mitgesehen, den sie Dad genannt hat. Kurz bevor eine Katastrophe passieren könnte und Sawyer auf Miles losgehen könnte, hören wir Aaron schreien. Es dauert noch einige Momente, ehe uns dann endlich das Unfassbare gewiss wird, der nutzloseste Charakter von ganz Lost ist verschwunden, wird endlich mysteriös und bleibt noch dazu eine ganze Staffel weg. Danke, danke Autoren kann man nur sagen.

CLAIRE

Wenden wir uns dieser nutzlosen Figur mal zu, denn plötzlich wirkt sie gar nicht mehr so uninteressant, seit eine Rakete etwas ihr Haus gestreift hat. Schon in der Vorfolge kommt es zu einem interessanten Dialog:
Claire: "Yeah, a bit wobbly, but, uh, I'll live."
Miles: "Well, I wouldn't be too sure about that."
Gut da dachten aber noch alle an die bedrohliche Situation durch die Söldner, aber jetzt fielen wieder interessante Dialoge:
Claire: "It's better. Bit of a headache, but at least I'm not seeing things anymore."
Miles: "Yeah? What'd you see?"
Dies fragt ausgerechnet derjenige, dem bisher alles andere egal zu sein scheint und der noch dazu mit Toten kommunizieren kann. Er merkt offenbar, dass irgendwas mit Claire nicht stimmt. Die möchte außerdem so schnell wie möglich von Rousseau und Karl weg. Hmm vielleicht weil sie genau wie Miles auf einmal eine besondere Bindung zu ihnen spürt. Sie ist vielleicht noch nicht tot, aber definitiv nahe dran.
Denn dann kommt es schließlich zur wirklich seltsamsten Begegnung, mitten in der Nacht hält Christian ihr Baby und sie kann nur verdutzt aufschauen. Am nächsten Morgen ist sie dann verschwunden, doch Miles will gesehen haben, wie sie mit jemanden mitgegangen ist, den sie Dad genannt hat. Noch dazu hat sie Aaron zurückgelassen. Was ist denn nun passiert?
Ich denke durch den Raketeneinschlag war sie kurz weggetreten, benommen und Samuel hat sich ihr nähern können. In einer gelöschten Szene, sehen wir auch, wie Claire verdutzt in dem Bett aufsieht und auch Christian sieht, zumindest sagt sie das. Dieser nähert sich ihr immer mehr an, zeigt sich nur ihr, bis er in der Nacht schließlich wirklich auf sie zukommt und zum Mitgehen überredet, aber Aaron zurücklässt. Wir wissen aber von dem Hellseher, dass Aaron unbedingt von Claire großgezogen werden muss, sonst droht große Gefahr. Nun genau das passiert nun nicht, denn Claire lässt Aaron zurück, der nun von Kate aufgezogen wird, der falschen Person. Wenn wir nun annehmen, dass das mit dem Hellseher von Jacob so gelenkt war, so hat Samuel hier seinen Plan gründlich vermasselt, als er Claire in Gestalt von Christian zu sich nimmt. Das hat zum einen den Zweck, dass Aaron von der Insel kommt, zum anderen, dass Kate ein Grund gegeben wird wegen Claires Verschwinden zur Insel zurückzukehren. Geschickt leitet Samuel hier bereits die Rückkehr eine der Oceanic 6 ein und wird gleichzeitig das Ärgernis Aaron los. Offenbar spielt der in Jacobs Plan tatsächlich eine zu große Rolle und gefährliche noch dazu. Staffel 6 wird es zeigen.
Ist Claire nun tot? Ich glaube nicht, bester Beweis dürfte sein, dass sie zwar verändert, aber frisch und munter mit Christian in der Hütte sitzt. Es könnte zwar sein, dass sie auch eine Erscheinung von Samuel ist, da dieser mehrere projizieren kann (siehe die drei Männer aus Ekos Vergangenheit), doch ich glaube eher er hat sie stark verändert, Dinge gezeigt. Vielleicht braucht er sie noch für irgendetwas in Staffel 6, wir werden sehen.

JACKS OPERATION

Mit einem Wort, eine völlig langweilige Füllhandlung, die doppelt keinen Sinn macht, weil wir durch die Flashforwards sehen, dass ihm eh nichts passieren wird. Jack will es mal nicht wahrhaben, dass er krank ist, macht einen auf großen Retter und muss dann doch operiert werden. Sein Vorschlag Charlotte und Daniel so lange bei sich zu behalten, bis der Hubschrauber kommt und sie abholt mag clever sein, aber irgendwie ist es seltsam, dass er sie nichtmal fesselt. An deren Stelle wäre ich bei so einer Chance abgehauen, aber genau wie Miles schlagen sich die beiden nun auch endgültig auf die Seite der Losties und helfen bei der Operation.
Das beste waren natürlich Rose und Bernard. Diese unterhalten sich darüber, warum Jack überhaupt plötzlich einen Blinddarmdurchbruch hat. Rose führt es auf die Insel zurück, Bernard sagt dabei: "Well, what are you saying, that--that Jack did something to offend the gods?" Da werfe ich mal einen Namen ins Spiel Jacob, denn dem würde es gar nicht passen, wenn Jack es schafft die Insel zu verlassen, da er damit nur Samuels Plan ausführt, der natürlich unbedingt will, dass Jack entkommt. Der Blinddarmdurchbruch soll ihn aufhalten, doch es bringt nichts, denn Jack kann gerettet werden. Die Szenen mit der spiegelhaltenden Kate, der operierenden Juliet und dem Anweisung gebenden Jack ist für mich eine der schlechtesten dieser Staffel. Da finde ich mal wieder Bernard Hammer, der ohne zu Zögern, Jack außer Gefecht setzt: "I'm sorry, Jack, but I agree." Fast genausoschlecht und langweilig ist dann die Unterhaltung zwischen Juliet und Kate nach der Operation.
Ein kleines Detail erfahren wir noch, als Jin, Sun, Daniel und Charlotte, die Geräte aus der medizinischen Station holen, nämlich, dass Charlotte Koreanisch kann. Ich sehe dahinter aber keinen Jin, der der kleinen Charlotte Koreanisch beibringt und bin auch froh darüber, dass es nie so eine Szene gegeben hat. Sie wird diese Sprache als Anthropologin einfach gelernt haben, als sie koreanische Kulturen oder so studiert hat.

JACKS FLASHFORWARD

Erste Reaktion, als dieses Kate-Face rausgeschaut hat: NEIN!
Zweite Reaktion, als Jack dem kleinen Aaron was vorliest: NEIN! NEIN! NEIN!
Die wohl grauenhafteste Vorstellung von ganz Lost war kurz Realität, Jack der Vater, Kate die Mutter und Aaron der Sohn, fertig ist die Pseudofamilie. Zum Glück sehen wir dann, wie alles zerbrechen wird, was mich wiederum froh stimmt.
Hier wird nun angedeutet, wie aus dem glücklichen Familienvater, der kurz davor ist Kate zu heiraten der alkohol- und tablettenabhängige Bärtige wird. Viele halten es für einen Fehler, dass er nach dem Besuch von Locke damals so schnell sich gewandelt hat. Doch diese scheinen diesen zugegeben schlechten Flashforward zu ignorieren. Jack wird plötzlich wieder von seinem Dad heimgesucht, was sich solange steigert, sodass er sogar annimmt, dass er wieder für ihn arbeiten würde, derweil wird er immer mehr tabletten- und alkoholsüchtig. Noch dazu redet Hurley etwas davon, dass das alles gar nicht existiert und sie alle in Wirklichkeit tot sind. Als er das von Jack, Kate und Aaron hört, denkt er nur sie seien im Himmel. Dann erzählt er von seinen Begegnungen mit Charlie. Ein Werk von Samuel, denn ich denke er wollte Hurley psychisch solange zusetzen, bis dieser an gar nichts Reales mehr glaubt und keine Bedrohung für seine Pläne mehr ist. Dank Jacob wird ihm das nicht gelingen, bei Jack gelingt es schon. Erstes Indiz er fährt tatsächlich zu dem Treffen, dass Hurley ihm vorgeschlagen hat, natürlich mit der Nachricht: "You're not supposed to raise him, Jack." Ganz genau.
Dann gibt es noch die herrliche Smokey-Christian-Szene, als der Rauchmelder zu Piepsen anfängt. Ein deutlicher Hint, dass Christian Smokey ist. Daraufhin lässt er sich ein Rezept ausstellen und es kommt zu der meiner Meinung nach besten Szene, Jack der Tabletten mit Bier hinterschluckt. In dem Moment war er mir vollsympathisch.
Doch der Abschluss gefiel mir auch ganz gut. Ich habe glaube ich schonmal erwähnt, dass ich es mag, wenn Jack mal wieder versagt. Dieses Mal ruiniert er seine Beziehung zu Kate endgültig, weil er unbedingt wissen will mit wem sie in Kontakt steht. Er vertraut ihr nicht mehr, noch weniger als sie erwähnt, dass sie dies für Sawyer macht, schon da ist es fast aus. Äh finde nicht nur ich es seltsam, dass auch knapp zwei Jahre danach Kate noch immer regelmäßig geheimnistuerisch mit Cassidy telefoniert, wo doch eigentlich schon alles bei derem ersten Treffen geklärt worden ist?
Naja, jedenfalls verliert er dann endgültig die Beherrschung, als er das Wahrste ausspricht, als Kate behauptet Aaron währe ihr Sohn: "Your son? You're not even related to him!" Das war es, aus, finito. Eine der grausamsten Szenarien ist abgewendet.

BODYCOUNT

Ist Claire nun tot oder nicht?

Summe: ca. 434 (445)

FAZIT:
Belangloser Lückenfüller, der aufgrund des Autorenstreiks mir noch säuerlicher aufstößt. Leider musste die Alibi-Jack-Folge mit dabei sein, offenbar um die Jater zu befriedigen. 90% dieser Episode kann man vergessen, in den letzten 10% sehen wir wenigstens was mit Claire passiert und warum Jack abhängig wird. Eine Jack-Centric zwischen "The shape of things to come" und "Cabin fever" zu bringen wirkt noch dazu völlig deplatziert, es sei denn man wünscht sich, dass das Tempo kurz rausgenommen wird, doch am Ende wird niemand mehr nach der Folge fragen, die zwischen zwei Meisterwerken von Lost kam.