Sonntag, 27. November 2016

Watership Down Kapitel 8: The Crossing

Für dieses wichtige Ereignis verwendet Adams ein Zitat aus der Apostelgeschichte. Das Schiff mit dem Paulus nach Rom gebracht werden soll erleidet vor Melitele Schiffbruch. Der zuständige Zenturio gibt den Rat, dass die die schwimmen können einfach in Wasser springen und übersetzen, die anderen nehmen Treibgut als Hilfe. So gelangen alle heil an Land.
Das lässt sich nahezu eins zu eins auf dieses Kapitel übertragen, natürlich im kleineren Maßstab und bezogen auf Kaninchen.

Der Enborne hat eine interessante Besonderheit, er bildet an der Stelle, wo sich auch die Kaninchen befinden, die Countys Berkshire und Hampshire voneinander. Ohne es zu wissen und ohne das es irgendwie von belang wäre, überqueren die Kaninchen somit in diesem Kapitel auch eine vom Menschen festgelegte Grenze. Einschneidend ist es für die Kaninchen jedoch trotzdem, denn so lassen sie Sandleford endgültig hinter sich und brechen in das Unbekannte auf. Die Überquerung eines schwerlichen Hindernisses ist nur allzu oft das Motiv eines solchen Wandels.
Zunächst erfolgt eine sehr ausführliche Beschreibung des Flusses und seines Verlaufs bis Hazel schließlich entscheidet, dass sie an einem Flecken Gras zunächst fressen. Hazel führt dabei Fiver vorsichtig weg von der Gruppe und fragt ihn, ob er sich wirklich sicher ist, dass sie den Fluss überqueren müssen oder nicht eine der Flussbänke folgen können. Fiver ist sich sehr sicher, denn er weiß jetzt den Ort den sie suchen müssen: "a high lonely place with dry soil, where rabbits can see and her all around and men hardly ever coome." Ja, das ist die erste Beschreibung von Watership Down. 
Fiver weiß jedoch nicht wo dieser Ort ist, er wäre aber kaum nahe eines Flusses. Seiner Logik zufolge müsste das Land hinter einem Fluss wieder ansteigen. Eine solche Beobachtung kann Fiver eigentlich nur anhand des kleinen Baches bei ihrem Gehege gemacht haben.
Für Hazel jedenfalls stellt Fivers Vorschlag ein Problem dar, denn die anderen werden sich weigern und außerdem ist da noch Fivers Beharren darauf, dass er und Pipkin zu erschöpft zum schwimmen können. Fiver meint dazu, er könne sich ausrasten, Pipkin jedoch müsste aufgrund seiner Verletzung den halben Tag warten. Hazel ist sich unsicher wie er die Sache angehen soll und will mit den anderen reden. Verweilen dürfte dabei kein Problem sein für die Kaninchen, Überqueren jedoch schon, wenn es keinen Anlass dazu gibt. Damit sieht sich Hazel seinem ersten größeren Problem als Anführer gegenüber. In den Wald zu gehen, davon konnte die Hazel die anderen überzeugen, weil mit Holly und der Owsla eine unmittelbare Gefahr drohte. Jetzt gibt es jedoch keinen Anlass, einen Fluss zu überqueren, nur weil Fiver wieder eine seiner Anwandlungen hatte. Es darf nicht vergessen werden, dass ein großer Teil aus Unzufriedenheit mit der Owsla und den Zuständen im Sandleford-Gehege mit Hazel mitgegangen ist und nicht weil sie ihm glauben, dass eine Gefahr kommt.

So erwarte sie bei der Rückkehr schon Bigwig, welcher wieder Hazel fragt, ob er bereit wäre weiterzuziehen. Hazel trifft in dem Moment eine Entscheidung und sagt sie bleiben bis ni-Frith (also nach Mittag), bis alle ausgeruht sind und überqueren dann den Fluss. Bigwig will etwas erwidern, doch Blackberry springt ein. Er schlägt Bigwig vor, den Fluss zu überqueren und nachzusehen wie weit sich der Wald noch erstreckt, sodass sie dann entscheiden können, welcher Weg am besten wäre. Bigwig reagiert darauf zwar etwas gereizt und mit reichlich Sarkasmus (hier lernen wir das erste Schimpfwort in Lapine kennen "embleer", passend die Bezeichnung für den Geruch des Fuchses), doch letztlich schwimmt er rüber. 
Hier haben wir ein schönes Beispiel für Blackberrys Intelligenz (ein noch besseres kommt in wenigen Augenblicken) und seine Kenntnis der Kaninchen in der Gruppe. Er steht absolut hinter Hazel und weiß auch wann es für ihn brenzlig wird. Geschickt lenkt er Bigwig weg von Hazels Vorschlag, die diesem gar nicht gefällt und schlägt ihm vor zu kundschaften. Blackberry hat schnell erkannt wie es mit Bigwigs Verfassung aussieht und er weiß, dass Bigwig ruhiggestellt werden kann, wenn er eine Owsla.Aufgabe bekommt und seine Wichtigkeit für die Gruppe hervorgehoben wird.
Hazel nimmt Blackberrys Listigkeit auf und beteuert auch gegenüber Silver, dem anderen Ex-Owsla-Mitglied, dass sie froh sein können, Bigwig bei sich zu haben. Dieser würde alle herausfinden, was sie brauchen.

Schon im nächsten Moment ist Bigwig jedoch wieder zurück mit ernsten Neuigkeiten. Sie alle müssen sofort den Fluss überqueren, denn ein losgerissener Hund ist in den Wäldern. Der Satz "There's a large dog loose in the wood" wird im übrigen noch von immenser Wichtigkeit für die Handlung sein. Bigwig befürchtet natürlich, dass der Hund ihre Witterung aufnehmen könnte, wenn er weiter durch den Wald streut.
Das bringt Hazel jetzt doch in Verwirrung und er verliert kurz den Überblick, was er machen soll. Wir bekommen ein schönes Bild vom Zustand der Gruppe: Bigwig, der entschlossen ist sofort loszuschwimmen; Fiver, der zittert und still ist; Blackberry, der eine Entscheidung von Hazel erwartet und mit Bigwigs nicht einverstanden ist und zuguterletzt Pipkin, welcher einen elenden Eindruck macht und aufgrund der Neuigkeiten von Panik ergriffen ist, das hilfloseste Kaninchen welches Hazel je gesehen hat. Hazel trifft die Entscheidung, in Trance und halbherzig, dass Bigwig und die anderen gehen sollen, er würde bei Fiver und Pipkin bleiben, bis diese in der Lage wären den Fluss zu überqueren.
Bigwig ist damit natürlich gar nicht einverstanden, beschimpft Hazel und meintdas wäre das Ende für sie alle. Hazel fragt nach, was er tun würde. Bigwig meint, es gäbe keinen Vorschlag nur die Entscheidung überzusetzen und wer es nicht kann, muss zurückgelassen werden. Hazel entscheidet sich dafür zu bleiben, denn er hat Pipkin in die Sache hineingezogen und wird ihn auch herausbringen. Hier erleben wir Hazel in einer fast schon idealisierten Version als Anführer. Er ist bereit sein eigenes Leben in Gefahr zu bringen, um das schwächste Mitglied seiner Gruppe zu retten aufgrund von leichten Schuldgefühlen, weil er ihn erst in diese Lage gebracht hat. Bigwig bemerkt auch, dass es bei Fiver anders aussieht, denn es ist eher Fiver der Hazel in diese Lage gebracht hat.
Bewundernd stellt Hazel fest, dass Bigwig obwohl droht seine Fassung zu verlieren am wenigsten Angst hat. Seine Entscheidung ist einfach: wenn der Hund kommt, wird er übersetzen.
Hilfesuchend schaut sich Hazel nach seinem wichtigsten Ratgeber und Unterstützer um: Blackberry. Dieser hat jedoch etwas im Sand des Ufers entdeckt. Ein Holzbrett, welches ihn an ein Verschlag nahe ihres alten Geheges erinnert. Es folgt ein weiterer Beweis von der Intelligenz Blackberrys. Er kann sich die Existenz dieses Gegenstands an dieser Stelle nur erklären, weil der Fluss es herangetragen hat. Das bedeutet es muss auf dem Fluss schwimmen und wenn es auf dem Fluss schwimmt, so können Fiver und Pipkin auf diesem Stück Holz den Fluss überqueren. Was für einen Menschen sehr logisch und einfach klingt und womöglich schon ein Kleinkind begreift, ist für ein Kaninchen eine enorme Denkleistung. Kein Wunder, dass Blackberry als der intelligenteste der Gruppe gilt.
Hazel hat jedoch für den Moment die Fassung verloren und ist nicht in der Lage zu begreifen, was Blackberry meint. Er glaubt Blackberry hätte den Verstand verloren und ist der Verzweiflung nahe. Fiver jedoch weiß schneller was Blackberry will und schließlich kann auch der geschockte Pipkin davon überzeugt werden auf das Brett zu gehen. Schließlich treibt das Brett auf den Fluss. Blackberry verlangt von Silver und Bigwig, dass sie das Brett schieben, doch niemand gehorcht ihm. Das zeigt, dass Blackberry trotz seiner Intelligenz nur wenig Autorität besitzt, hauptsächlich weil keiner wirklich versteht was er meint. Von Dandelion zum Beispiiel hören wir den Lapine-Ausdruck für einen überraschten Ausruf: Frith and Inle! Er hält es nämlich für übernatürlich, dass zwei Kaninchen auf dem Wasser gehen, doch Blackberry klärt ihn darüber auf.
Schließlich fragt Blackberry Hazel, ob sie jetzt auch schwimmen sollen. Das bringt Hazel ein Stück weit zur Besinnung und aus seiner Besinnungslosigkeit in der er sich in den letzten Minuten aufgrund von Bigwigs Ungeduld fast befunden hätte. Er weiß zwar immer noch nicht was Blackberry will, doch es scheint zu funktionieren und Blackberry will, dass er Autorität zeigt.

Der gesamte Rest überquert somit den Fluss und Bigwig schiebt schließlich mit einiger Anstrengung auch das Brett mit Fiver und Pipkin hinüber, bis es am anderen Ufer landet. Bigwig hat schließlich begriffen was Blackberry wollte, jedoch auch festgestellt, dass es sehr anstrengend ist das Brett zu schieben. Er will aus dem Wasser sein und hofft, dass bald die Sonne aufgeht.
Von dem Hund ist keine Spur zu sehen als sie durch Erlen in das Dickicht zu den Feldern hoppeln. Die meisten haben dabei Blackberrys Entdeckung nicht verstanden und sie schon wieder vergessen. Fiver jedoch bedankt sich bei Blackberry und glaubt, dass er ihm das Leben gerettet hat. Blackberry selbst gibt zu, dass es eine gute Idee war und ihnen eines Tages sehr nützlich werden könnte. Ein nicht ganz so subtiles Foreshadowing bei welchem auch Fivers Traum noch eine Rolle spielen wird.

In dem Kapitel haben wir die erste Stelle, welche eine gewisse Spannung erzeugt und die Lösung schließlich erfolgt, weil sich eines der Kaninchen auf die Tricks von El-ahrairah beruft. 
Darunter haben wir hier die ersten größeren Meinungsverschiedenheiten in der Gruppe, welche jedoch in keinen Konflikt münden, sondern am Ende durch Blackberrys Einfall gelöst werden. Hazel ist dabei das erste Mal nicht der souveräne Anführer und verliert beinahe seine Fassung bei dem Versuch die prekäre Situation zu lösen. Er schafft es nicht alleine, sondern ist auf seinen engsten Freund angewiesen, Blackberry. Dieser hat Hazel bereits als Anführer anerkannt und handelt so zweimal in seinem Sinne: einmal als er Bigwig diese Aufgabe gibt und das andere Mal als er das Brett findet. Es zeigt sich auch warum Blackberry nicht als Anführer geeignet ist. Er ist zu intelligent für die Gruppe. Nur Fiver und Bigwig verstehen seine Idee mit dem Brett, Hazel vertraut ihm zwar, versteht es aber nicht. Blackberry braucht also jemand, der ihm vertraut und dem er mit seinen Ideen gute Ratschläge geben kann. Er hat Hazel längst als Anführer ausgewählt, weil er von ihm die größte Unterstützung erhält und weiß, dass dieser ihm nach Rat fragt. Mit dem impulsiv handelnden Bigwig ist er ganz offensichtlich unzufrieden.
Jedoch fügt sich Bigwig langsam in die Gruppe ein, akzeptiert Befehle oder Hinweise der anderen und setzt sich hier sogar für die Schwächsten ihrer Gruppe ein. Er ist in der Lage Blackberrys genialen Einfall zu verstehen und anzuerkennen. So trägt er dazu bei, dass nach wie vor alle zehn Kaninchen beisammen sind und keine größeren Konflikte entstehen. Seine Nützlichkeit für die Gruppe wird auch erkennt und immer wieder von Hazel und Blackberry genau richtig genutzt, sodass keine Reibereien entstehen. So hat die Gruppe ihre erste größere Herausforderung dank eines genialen Einfalls und Zusammenarbeit gelöst.
  

Watership Down Kapitel 7: The Lendri and the River

Zu meinem Verdruss beginnt Adams dieses Kapitel mit einem Zitat von Napoleon in Original-Französisch. Ich hatte zwar drei Semester Französisch, die haben aber kaum ausgereicht, um dieses Zitat aus dem Stegreif zu übersetzen. Durch das Internet und einem Wörterbuch bin ich dennoch schlau geworden. Es bedeutet soviel wie am seltensten wird Mut gegen 2 Uhr in der früh gefunden also spontan mutig zu sein. Der Bezug zum Kapitel ist dabei doppeldeutig. Zum einen dürfte es ziemlich genau 2 Uhr sein als das Kapitel beginnt und zum anderen beweisen die Kaninchen durch Dandelions Geschichte besonders Bigwig einen solchen Mut welcher laut Napoleon so selten ist.

Acorn wittert, unmittelbar nachdem Dandelion seine Geschichte beendet hat, ein seltsames Tier und bald nehmen alle einen seltsamen Geruch wahr und sehen sich einem Dachs gegenüber. Zunächst taucht dieser nur Blicke mit den Kaninchen auf bis schließlich Bigwig die Initiative ergreift und sie von dem Dachs wegführt, da er nicht weiß ob er gefährlich wird. Wir haben hier also eine Situation wo Bigwig aktiv wird und nicht Hazel. Das ist verständlich, denn hier kommt Bigwigs Owsla-Ausbildung zugute, woher er weiß wie er sich im Angesicht von Feinden zu verhalten hat.
Tatsächlich folgen ihm alle (und Dandelion, der bald als schnellster vorne wegrennt) bis sie eine Flussbank erreichen. Hier fließt der kleine Fluss Enborne welcher jedoch für die Kanichen trotzdem größer ist als sie es sich je vorgestellt hätten. Verständlich, alles was die meisten bisher von der Welt gesehen haben an Gewässern dürfte der kleine Bach bei ihrem Gehege gewesen sein.

Bigwig kritisiert indirekt Hazel als er ihn auf den Fluss aufmerksam macht und fragt, ob er damit gerechnet hat als er sie in die Wälder geführt hat. Es bahnt sich ein kleiner Konflikt an, was auch Hazel bemerkt. Bigwigs impulsive Seite kommt wieder hindurch, weil er verwirrt ist. Hazel hat bereits richtig erkannt, dass Bigwig immer aggressiv reagiert, wenn er verwirrt ist. So geschehen als Fiver bei dem Threarah vorgesprochen hat und als sie unsicher waren wann sie aufbrechen wollten. Da hat Holly für den perfekten Zeitpunkt gesorgt. Jetzt jedoch spürt Hazel Ärger, wenn er keinen Weg findet Bigwigs Vertrauen in ihn wiederherzustellen. 
Er wendet dazu die listige Höflichkeit an, welche er vom Threarah gelernt hat und bedankt sich bei Bigwig, dass er sie alle vor dem Tier gerettet hat. Außerdem fragt Hazel nach was das für ein Tier gewesen ist. Wir erfahren, dass Dachse bei den Kaninchen lendri genannt werden. Sie stellen keine wirkliche Gefahr für Kaninchen da, da ein Dachs niemals ein Kaninchen einholen könnte und sie durch ihren Geruch immer schnell zu erkennen sind. Außerdem soll es sogar Fälle geben, wonach Dachse und Kaninchen zusammenleben. Dennoch ist es besser sie zu meiden, denn sie graben Kaninchenjunge aus und können ein verletztes Kaninchen töten. Bigwig selbst hat den lendri nur nicht gleich erkannt, weil ihm der Geruch noch unbekannt war. Blackberry weist zudem daraufhin, dass der Dachs Blut am Maul hatte und deshalb gerade gefressen hatte. Wohl auch deshalb war er nicht so schnell. Dennoch ist Bigwig froh sie so schnell weggeführt zu haben, sodass sie alle heil da rausgekommen sind. 

Schließlich fragt Hazel als Fiver zu ihnen stößt was sie tun sollen. Fiver ist dafür den Fluss zu überqueren, er weiß jedoch nicht ob er und Pipkin schwimmen können. Bigwig ist jedoch von der Idee gar nicht angetan und hält sie für Unsinn, da es keinen Grund gibt den Fluss zu überqueren. Wir erfahren wieder durch den Wissenschaftler, dass Kaninchen zwar schwimmen können aber nur in Flüsse springen, wenn sie nahegelegene Felder erreichen wollen. Ausgeschöpfte Kaninchen würden den Enborne nicht schaffen.  Speedwell weigert sich beispielsweise in den Fluss zu springen und so schlägt Hawkbit vor der Flussbank weiterzufolgen.
Hazel ist sich jedoch sicher, dass sie den Fluss überqueren müssen, weil Fiver es sagt und es gefährlich wäre dem zu wiederzuhandeln. Doch für den Moment ist Hazel ratlos wie er die Gruppe davon überzeugen kann, Fivers Vorschlag zu folgen. Durch List hat er Bigwigs gute Laune wiederhergestellt, sodass sein Plan in die Wälder zu gehen zu keinem Konflikt in der Gruppe führt. Er ist jedoch noch lange nicht an dem Punkt an dem er ihnen die Überquerung eines Flusses befehligen kann, besonders wenn sich Bigwig dagegen sträubt.
In genau dem Moment bricht jedoch der Tag herein, was auch die Stimmung der Kaninchen merklich verbessert und sie bemerken, dass sie den Rand des Wäldchens erreicht haben, denn auf der anderen Seite sind Felder.