Dienstag, 29. November 2016

Watership Down Kapitel 10: The Road and the Common

Passend zu den Problemen, welche Hazel sich in diesem Kapitel gegenübersieht leitet Adams mit einem Zitat aus dem Buch The Pilgrim's Progress von John Bunyan ein. Bunyan lebte im 17. Jahrhundert und das hiergenannte Werk handelt von einer Pilgerreise eines jungen Mannes. Der Autor schrieb den Roman während einer Gefangenschaft, sodass er erst Jahre später nach seiner Fertigstellung veröffentlicht wurde. Die dargestellte Handlung besteht aus vielen Allegorien (was besonders anhand der Namen der Personen deutlich wird), ist eher traumähnlich beschrieben und enthält viele autobiografische Elemente. Insgesamt erschienen zwei Teile. Der hier genannte Timorous versucht die Hauptperson zur Umkehr zu bewegen aus Furcht vor dem was noch vor ihm liegt. Ähnliches passiert auch mit den Kaninchen in der Geschichte.

Zunächst jedoch wird an den friedlichen und ruhigen Schluss des letzten Kapitels angeknüpft. Nach den Erlebnissen im Wald und der Überquerung des Flusses erholen sich die Kaninchen erst einmal, wobei sich die Kaninchen mit der Wache abwechseln. Hier tritt wieder den Wissenschaftler hervor und erklärt uns das Unerklärliche an dem Zeitgefühl, Orientierungssinn und der Änderung der Windrichtungen bei den Kaninchen. Wieder wird sehr deutlich, dass es nur Kaninchen sind über die wir hier lesen und keine vermenschlichten Kaninchen. Das wissenschaftliche Unerklärliche an den Kaninchen bleibt auch weiterhin unerklärlich und wird nicht versucht durch die Kaninchen in gewisser Weise zu erklären.
Als Hazel erwacht stellt er fest, dass ein gelber Käfer über Pipkins Fell krabbelt. Ein schlechtes Zeichen, denn solche Käfer legen normalerweise ihre Eier in der Erde unter toten Kleintieren ab. Besorgt weckt Hazel Pipkin und fragt ihn nach seiner Pfote. Pipkin meint es gänge ihm schon viel besser und er glaubt mit den anderen mithalten zu können. Jedoch ist er auch besorgt - womöglich über das was Speedwell gesagt hat - ob er zurückgelassen wird. Hazel versichert ihm jedoch wieder, dass er ihn nicht zurücklassen wird und zur Not bei ihm bleibt. Er solle jedoch vorsichtig sein, denn vor ihnen liegt noch ein langer Weg. Hier erleben wir wieder die wirklich positive Seite von Hazel als Anführer, der immer noch um das Wohlbefinden des schwächsten Gruppenmitglieds besorgt ist.

In dem Moment hören die Kaninchen einen Schuss und hoppeln vor Schreck in alle Winde. Sie suchen ihre Löcher, welche sie natürlich hier nicht finden. Der Mann verschwindet zwar wieder (auf was er geschossen hat bleibt unbekannt, vermutlich Wildtauben, Rebhühner oder Fasane), doch es vergeht eine lange Zeit bis sich alle Kaninchen wieder in dem Bohnenfeld zusammenfinden. Hazel realisiert wieder wie gefährdet sind und welches Glück sie bisher hatten. Sie müssen weitergehen, doch wohin. Er ist sich jedoch sicher alles ist besser als in der Nähe eines Mannes mit Gewehr.
So ziehen sie weiter zu einer neuen Wiese, wo sie fressen und dann zu einem weiteren Dickicht. Hier bemerkt Hazel ein weiteres hrududu, dieses Mal ein wirkliches Auto. Sie haben eine befahrene Straße erreicht. Hier bemerken wir wie unnatürlich und fremd ein solches Auto auf ein Kaninchen wirkt. Hazel kann nicht verstehen, warum es sich so schnell fortbewegt, warum die Farben so unnatürlich sind, die Gerüche so seltsam und ob es nicht doch zurückkommt, um sie zu jagen.
Dann bemerkt Hazel die Straße und hält sie zunächst für einen weiteren Fluss, bis er jedoch das Geröll und die Tiere darauf bemerkt. Bigwig klärt ihn auf, denn er kann aus seiner Erfahrung bei der Owsla schöpfen, wenn sie Salat für den Threarah gestohlen haben und dabei auch eine Straße überqueren mussten. Eine Straße kann am Geruch erkannt werden, was Hazel natürlich nicht gelingt, weil er noch nie eine gerochen hat, er kennt nur die Feldstraße vor seinem Gehege. Desweiteren gehört sie auch zu den elil, ist jedoch nur bei Nacht wirklich schlimm. Hazel kann nicht wirklich ihren Daseinsgrund verstehen und Bigwig erklärt, dass nur deshalb die hrududil so schnell fahren können, sogar schneller als sie selbst.
Hazel hält sie deshalb für gefährlich, doch Bigwig meint das ist komisch, sie würden nicht versuchen Kaninchen zu fangen, noch nicht einmal Notiz von ihnen nehmen. Er demonstriert das in dem er sich auf die andere Straßenseite stellt und wartet bis ein Auto vorbeikommt. Zumindest scheint er die Autos als als etwas Unnatürliches, nicht Lebendiges zu begreifen, mehr versteht er jedoch auch nicht. Und tatsächlich wie soll ein Kaninchen verstehen wie ein Auto funktioniert, wenn es schon einige primitive Völker überfordert?
Derweil wittert Blackberry etwas auf der Straße und springt dann angewidert in die Böschung zurück. Als Bigwig und Hazel zu ihm kommen, bemerken sie einen toten yona - einen Igel - auf der Straße. Blackberry meint dazu, dass sie doch gefährlich sind. Blackberry fragt sich, was ein yona jemand angetan haben könnte, dass er es tötet und was einen yona essen kann. Bigwig erklärt es damit, dass es nachts passiert sein muss, was für Blackberry Sinn er gibt, denn yona jagen nur nachts, tagsüber sieht man sie nur sterben. Bigwig erklärt es so, dass bei nachts die hrududil helle Lichter haben, heller als Frith und jedes Tier, welches sie anscheinen in Schockstarre versetzen, sodass es nicht mehr fliehen kann und dann getötet wird. Zumindest hat er das so in der Owsla gelernt. Tatsächlich verharren viele Tiere bei den Lichtern von Autos in einer Angsstarre und werden so getötet. Noch schlimmer ergeht es den Igeln, welche auf Autos wie auf alle andere Gefahren damit reagieren sich zusammenzurollen, was so gut wie immer ihren Tod bedeutet. 
Auch Hazel ist sich unsicher bei der Straße und will sie schnell überqueren, weil es bald dunkel wird. Die Szene ist ein schönes Beispiel wie Bigwigs Owsla-Wissen der Kaninchengruppe bei einer weiteren sehr gefährlichen Begebenheit hilft. Alleine Hazel der nie eine Straße gesehen hätte, hätte vermutlich große Probleme damit gehabt die Gruppe dazu zu bewegen die Straße zu überqueren, wenn er das mit den hrududil nicht gewusst hätte. Und Bigwig scheint Hazel immer stärker als Anführer zu akzeptieren, denn es ist wieder Hazel der den Befehl gibt zum Aufbruch.

Schon bald erreichen die Kaninchen den Friedhof von Newton und gelangen in die Heide von Newton. Dies ist ein sehr sumpfiges Land, welches für die Kaninchen äußerst unangenehm wird und an ihren Nerven zehrt. Sie sehen nur sehr schlecht, alles ist ihnen fremd und die Feuchtigkeit geht ihnen ins Fell. Noch dazu zehren die Geräusche der Nacht an ihren Nerven und Hazel stellt bald fest, dass sie hier unmöglich bleiben können.
Just in dem Moment wird er auch mit Hawkbit konfrontiert, welcher eher unsicher eine Nachricht der restlichen Gruppe überbringt wonach sie genug haben. Speedwell will das ganze hier beenden und wieder umkehren. Er hält es für einen Fehler überhaupt so weit gegangen zu sein. Acorn meint es würde immer nur schlimmer und schlimmer werden und irgendwann würden sie alle sterben ("stop running" ist ein Ausdruck für sterben bei den Kaninchen). Hazel versichert ihnen jedoch, dass ihm dieser Ort auch nicht gefällt, aber er irgendwann aufhören wird. Hawkbit jedoch drückt knallhart aus, dass die Gruppe das Vertrauen in Hazel verloren hat. Er wusste nicht von der Straße, nicht von diesem Ort und er weiß auch nicht was vor ihnen liegt.
Hazel will dazu nur wissen, was sie tun wollen. Acorn will zurückgehen, denn sie alle denken Fiver lag falsch mit seiner Vision. Hazel fragt daraufhin wie das möglich sein soll, nach allem was sie bisher durchgemacht und durchquert haben. Noch dazu würden sie bei ihrer Rückkehr zweifelsohne dafür getötet werden, da sie einen Owsla-Offizier angegriffen haben. Speedwell meint dazu nur, dass nicht sie es waren, worauf Hazel erwidert, dass die Owsla darauf kaum einen Wert legt, da Speedwell in Begleitung mit Blackberry kam. Genau in dem Moment tritt Fiver hinzu und versucht Hazel von der Gruppe wegzuführen. Derweil putzt Bigwig Hawkbit und die anderen runter.
Hier entlädt sich nun die ganze Unzufriedenheit und Frustration der Gruppe über die ungewisse Reise mit einem fehlenden Vertrauen in Hazel und dem Entschluss zurückzukehren. Hazel ist auch nicht fähig dieses Vertrauen wiederherzustellen und die Zweifel zu zerstreuen, denn von einem in den anderen Moment erreichen die Kaninchen unangenehmes Territorium. Hier erhält er unerwartete Hilfe ausgerechnet von Bigwig, der natürlich ebenso wie Hazel nicht zurückkehren kann. Durch harsche Worte stutzt er die Gruppe der Unruhestifter zurecht.

Fiver macht derweil Hazel auf eine Entdeckung aufmerksam. Ungefähr vier Meilen südlich erblicken sie die Downs von Cottington, wo natürlich auch das titelgebende Watership Down dabei ist. Fiver ist sich ganz sicher, dass dies der Ort ist den sie erreichen müssen. Hazel hält das jedoch für eine verrückte Idee, denn sie müssten weiteres gefährliches Land bis dahin überqueren und nur mit Glück würden sie ein ruhiges Feld oder Dickickt hinter der Heide erreichen. Er ist froh, dass Fiver diese Enthüllung nicht vor den anderen getan hat und Hazel hofft, dass er Pipkin nichts erzählt hat, sonst wird der Unmut in der Gruppe vermutlich noch größer werden. Hazel versucht ihm das auch auszureden: es ist zu weit und sie müssen recht bald einen sicheren Ort erreichen, wo sich alle ausruhen können.
Fiver hat jedoch eine Vision in dem Moment und hört Hazel gar nicht: Er sieht einen dichten Nebel zwischen ihnen und den Hügeln. Sie wären in einer seltsamen Gefahr, nicht durch elil, sondern durch einen Nebel. Eine die sie ablenkt und vom Weg abkommen lässt. Fiver ist sich sicher, dass sie direkt zu den Hügel gehen müssen, danach verfällt er in eine Art Trance: "The rabbit that goes back through the gap will run his head into trouble. That running - not wise. That running - not safe. Running- not" In einigen Kapitel wird sehr deutlich was Fiver damit gemeint hat. Tatsächlich kommt eine schreckliche, sehr mysteriöse Gefahr auf sie zu.
Bigwig hat derweil seine Schimpftirade beendet. Fiver kommt wieder zu sich und fragt Hazel was er gerade gesagt hat. Hazel meint jedoch es wäre nicht wichtig und sie sollten zunächst zu den anderen zurückkehren. Wenn Fiver jedoch weitere seltsame Gefühle hat, solle er sich an Hazel wenden. Ohne es zu wissen begeht Hazel hier einen schweren Fehler indem er Fivers vorige Worte zunächst ignoriert. Jedoch dazu später mehr.

Watership Down Kapitel 9: The Crow and the Beanfield

Beim Eingangszitat gibt es diesmal keinen großen Interpretationsspielraum. Ein kurzer Vers aus Robert Brownings Gedicht De Gustibus wird von Adams zitiert und bezieht sich primär auf die Bohnenpflanze, welche in dem Kapitel den Kaninchen einen sicheren Zufluchtsort gewährt.
Noch einige Worte zu Robert Browning. Er ist einer der bedeutendsten englischen Dichter und Dramatiker des 19. Jahrhunderts. Interessant ist sein Gedicht Childe Roland To The Dark Tower Came, welches eine der Inspirationsquellen für Stephen Kings Dunkle-Turm-Saga ist.

Nach der dramatischen Flucht über den Fluss ist sich Hazel sicher, dass sie in der Hecke nicht wirklich sicher sind, um sich den ganzen Tag auszuruhen. Immerhin ist gleich daneben das offene Feld, wo einige Kühe grasen. Schon bald nimmt er, als alle anderen schlafen, einen angenehmen Geruch nach und folgt diesem. Dabei entscheidet sich Hazel die Entdeckung auf eigene Faust zu machen, auch um Bigwig etwas zu ärgern. Offensichtlich ist Hazel leicht unzufrieden damit, dass Bigwig viele der Erkundungen für die Gruppe erledigt.
Unterwegs jedoch begeht er einen "Fehler" aus Unkenntnis. Er nimmt eine Krähe war - ohne zu wissen was das ist - und stuft sie als nicht gefährlich ein. Bald darauf entdeckt er ein kleines Feld voller Bohnensträuchern. Es riecht so wohltuend, angenehmen und einladend, sodass er entscheidet die Gruppe dort hinzubringen. Die Sträucher und der Geruch würden die Kaninchen vor allen möglichen Feinden schützen.
Bei seiner Rückkehr trifft er auf die bereits wachen Silver und Bigwig und schlägt ihnen vor mit allen dorthinzugehen. Hierbei lernen wir einen der lustigsten Lapine-Ausdrücke kennen: ein hrududu, welches alle motorisierten Fahrzeuge umfasst. In dem Fall ist ein Traktor gemeint, denn Hazel will alle dort haben, ehe ein Mensch mit einem Traktor das Feld aberntet. Sie ziehen zusammen los. Unterwegs jedoch werden Fiver und Pipkin, welche wie immer der Gruppe hinterherhängen von der Krähe angegriffen. Pipkin lässt einen Schrei los und steckt den Kopf in das Gras, während Fiver geradeso einer Attacke entgehen kann. Hazel schafft es jedoch die Krähe abzulenken, ehe sie sich auf den verängstigten Pipkin stürzen kann und Bigwig hilft ihm dabei. Zusammen mit Silver können sie die Krähe schließlich vertreiben, aufgrund von Bigwigs Taktik sie von hinten anzugreifen. Durch seine Owsla-Ausbildung weiß er, dass Krähe Feiglinge sind und immer nur schwache Kaninchen angreifen und bei größerer Gefahr fliehen. 
Bigwig tröstet dann Pipkin mit einem lustigen Owsla-Spottgedicht, welches wir komplett in Lapine zu lesen bekommen. Dadurch lernen wir ein interessantes Fluchwort kennen "hraka", welches den Kot der Kaninchen bezeichnet.

Pipkin versucht Bigwig zu folgen, hat jedoch noch immer Probleme wegen seiner Verletzung. Hazel bemerkt auch, dass Pipkin die rechte Vorderpfote schont und beschließt direkt danach zu schauen, sobald sie in dem Bohnenfeld sind. Anschließend bekommen wir noch eine ausführliche Beschreibung der Vegetation des Bohnenfeldes und warum es für die Kaninchen der optimale Platz zum Ausruhen ist. Als alle sich ausruhen, erklärt sich Hazel bereit zur ersten Wache und untersucht Pipkins Vorderpfote genauer. Er hat einen riesigen Dorn in seiner Vorderpfote, welchen Hazel nur mit Mühe herausbekommt. 
Er ist so groß, sodass Hawkbit Speedwell weckt, welcher es schafft sowohl Pipkin als auch Fiver zu verspotten. Speedwell ist somit weiterhin nicht davon überzeugt, dass Fiver wirklich eine Gefahr gespürt hat und sieht seine Angst vor der Anschlagtafel als lächerlich an. Pipkin verspottet er mit der Bemerkung, dass er die Augen des Dachses mit dem Dorn hätte ausstechen können. Es ist offensichtlich, dass er sich über ihn lustig macht, da Pipkin das schwächste Kaninchen der Gruppe ist.
Das ist eine gute Gelegenheit um die Rolle von Pipkin zu diskutieren. Während Fiver durch seine Visionen und quasi als spiritueller Leiter der Gruppe eine wichtige Rolle einnimmt, scheint Pipkin einzig und allein aus Notsituationen gerettet werden müssen. Über den Fluss kann er nicht schwimmen, er hat sich durch den Dorn verletzt und beinahe wäre er Opfer eine Krähe geworden. Er ist in gewisser Weise der Trope "damsel in distress" zuzuordnen. Hazel fühlt sich für ihn besonders verantwortlich, da er der schwächste ist und von ihm bzw. Fiver zum Mitgehen überredet wurde. Hazel hat deshalb schon zweimal sein Leben riskiert oder wollte es riskieren, um Pipkin zu retten. Interessanterweise hat beide Male Bigwig nach Hazels Vorbild mitgeholfen. Gerade die Krähe wäre ohne das Owsla-Wissen von Bigwig nicht so leicht zu verscheuchen gewesen und war in gewisser Weise eine Gemeinschaftsaufgabe der Gruppe, um ihr schwächstes Mitglied zu schützen. Pipkin hat somit einen besonderen Zweck: er zeigt indirekt, ob die Gruppe zusammenhält.