Montag, 2. November 2009

3/22 und 3/23 Through The Looking Glass (Erik)

We have to go back! Was für ein geniales, emotionelles und doch so handlungsänderndes Finale. Rettung schien immer das Ende von Lost zu sein, auf einmal scheint es nur Mittel zum Zweck. Erst ab hier hievt sich Lost auf die nächste höhere Ebene, die die Serie noch genialer macht nach drei Staffeln.

RETTUNG

Es ist das zentrale Thema und die Motivation der Losties in diesem Finale. War es im Finale von Staffel 1 nur die Sache mit dem Floß und im Staffel 2 Finale gar nichts zu diesem Thema, so drehen sich dieses Mal alle Handlungen der Losties nur darum, dass sie womöglich Rettung finden. Geschickt aufgeteilt in drei Handlungsstränge.
Da ist zunächst Jack der Anführer und nie gefiel er mir besser in der Serie als hier. So wirkte es auch keineswegs falsch, dass Staffelfinale auf Jack zu zentrieren. Trotz aller Hindernisse soll er es letztendlich schaffen, seinen Plan zu vollziehen, auch wenn er gar nicht weiß welchen Preis er dafür bezahlt. Dies werden wir sehen, doch zu den Flashforwards komme ich erst im letzten Punkt.
Wir sehen also am Anfang den zweiten Exodus des Strand Camps, dieses Mal aber wirklich mit dem Zweck, sich vor den Others zu verbergen, aber gleichzeitig auch um Rettung zu finden. Dazu wandern sie zu einem ewig angekündigten, aber nie gezeigtem Ort auf der Insel, dem Sendeturm. Dort müssen sie zunächst Rousseaus Signal abschalten, damit sie überhaupt einen Funkspruch senden können, eines der beiden Hindernisse, die eine störungsfreie Übertragung zu Naomis Frachter unmöglich macht. Sehr auffallend, dass Naomi bei ihrer Wanderung Jack Moses nennt, diese Erwähnung werden wir noch einmal haben, nämlich als Ben Locke so nennt. Im übrigen finde ich es auch toll, wie Naomi sofort auffällt, dass sich die Losties untereinander nicht trauen, nur steht das im krassen Gegensatz zu dem was wir sehen. Außer Locke arbeiten alle füreinander nur für das eine Ziel, etwas das sie in 90 Tagen nie zuvor gemacht haben, und Locke ist sowieso längst abtrünnig geworden.

ANGRIFF DER OTHERS AUF DEN STRAND

Während die Losties unter Jacks Führung in Richtung Sendeturm gehen, erwarten Sayid, Bernard und Jin die Others am Strand. Diese hätten womöglich noch vor ihrem sicheren Untergang gewarnt werden können, doch Ryan hat ausgerechnet im falschen Moment sein Walkie ausgeschalten und so passiert das Unvermeidliche: Sie tappen in die Falle, aber nicht alle. Dadurch, dass Jin im falschen Moment daneben schießt, kippt die ganze Situation. Sieben der Others sterben, aber nicht Ryan, Tom und Jason, die jetzt die drei Angreifer als Geißeln halten können. Es ist auffallend nach wie wenig Minuten dieser Angriff bereits vorüber ist, ein weiteres Element von Lost-Finalen. Der eigentliche Angriff zwischen zwei Gruppen wird meist sehr schnell abgehandelt. Doch gerade aus dieser Situation ergeben sich völlig neue Begebenheiten. Die Gruppe um Jack ist besorgt und sie ringen mit sich, ob sie für die drei zurückgehen sollen. Wir erleben einen neuen Jack, der alte wäre mit Sicherheit zurückgegangen, doch wie Sayid es ihm aufgetragen hat, geht er weiter, auch wenn seine drei Freunde womöglich tot sind. Zurecht sind Rose und Sun besorgt, wobei Rose allein für diesen Satz einen Orden verdient hat: "If you say live together die alone to me Jack, I'm gonna punch you in your face." Ich glaube jeder Lost-Fan wollte das Jack irgendwann ins Gesicht sagen, Rose erledigt das für uns, einer der besten Zeilen von ihr. Jedenfalls gehen sie alle weiter. Währenddessen verrät Bernard alles über ihre Pläne und wie sie von dem vorverlegten Angriff wissen konnten. Bereits in der letzten Folge habe ich angedeutet, dass alles was hier passiert, Samuels Plan ist und eine Vermischung von Jack und Bens Plan. Samuel braucht den Frachter und Jack ist auf bestem Wege, diesen zur Insel zu locken, Ben dagegen möchte das mit aller Macht vermeiden. Doch Samuel braucht Ben und Alex in den Reihen der Losties, damit sein Plan mit den Söldnern funktionieren kann. Deshalb ist es unglaublich geschickt taktiert, dass Alex ihren Adoptivvater verraten und ausgerechnet Karl geschickt hat. Nur dadurch hat Ben das Bedürfnis seine Adoptivtochter ihrer richtigen Familie zu übergeben, obwohl er es eigentlich besser wissen müsste und sie gleich mit Richard zum Tempel schicken sollte.

BENS PLAN

Der Angriff ist fehlgeschlagen, seine Station vom Feind entdeckt und seine Leute durchschauen immer mehr seine Lügen. Es steht wirklich nicht gut um Ben, doch da er wenigstens mit Mikhail noch einen loyalen Mann hat, kann er das Chaos in der Looking Glass beseitigen, und auch am Strand haben wenigstens seine Leute die Kontrolle wiedererlangt und halten drei der Losties als Geißeln. Trotz allem muss er mit aller Macht verhindern, dass Jack den Frachter ruft, ansonsten findet sein größter Feind den Weg zur Insel und nimmt ihn gefangen. Die ganze Zeit über erzählt er hier, dass es darum geht die Insel zu schützen, das Jacob das so möchte und die größte Gefahr überhaupt droht. Wir sehen, dass er in Wirklichkeit nur verzweifelt versucht, nicht von Widmore von der Insel geschleppt zu werden. Deshalb ist er sogar bereit, sich alleine den vierzig Losties zu stellen und Jack dazu zu überreden, seinen Plan aufzugeben. Während der Wanderung zu denen erfahren wir noch, warum Alex ihn verraten hat, Karl war also doch der Grund des Ganzen, wodurch ich sofort jede Aktion von Alex nachvollziehen konnte in dieser Staffel. Wir erfahren auch, warum Ben so sehr gegen Karl war: "I didn't want him to get you pregnant. I suppose I overreacted. We better get going." Wie lässig er sich bei dem overreacted die Tasche aufhebt und einfach weitergeht, ist genial gemacht und sorgte bei mir sogar für einen kleinen Lacher. Typisch Ben!
Selbst er kommt aber gegen Jack nicht mehr an, denn dieser hat sich massiv verwandelt, was Ben zu spät bemerkt. So nützen Ben seine Geißeln nichts, auch nicht als er Jack eröffnet, dass die Gruppe um Naomi die Bösen sind und auch, dass er kurz davor steht, alle seine Leute umzubringen. Zumindest mit dem "If you phone her boat, every single living person on this Island will be killed." hatte er aber wohl Recht, wenn man sich Keamy und seine Söldner ansieht. Allerdings war auch ein Großteil des Frachters dagegen, sodass auch diese Aussage nicht ganz stimmt. Noch immer ist also Jack nicht überzeugt, sodass Ben Tom aufträgt, dass alle Geißeln getötet werden sollen. Unfassbarerweise scheitert er auch damit und wird von Jack brutal und blutig zusammengeschlagen. Wieder eine neue Seite von Jack, wobei ich es krass finde, dass er sogar selbst Verletzungen an den Fingern davonträgt. Bens Plan ist hinüber, er befindet sich da, wo er hinsoll, bei den Losties, zusammengeschlagen und gefangen. Nebenbei stellt er noch Alex seiner wahren Mutter Danielle vor und nach all den Jahren haben sich die beiden endlich wieder gefunden. Eine rührende Szene und das "I'll help you tie him up." ein schöner erster Satz über die Person, die sie beide erst getrennt hat.
Es ist verrückt, dass Ben in diesem Finale nicht stirbt. Eigentlich jeder aus der Gruppe hat einen guten Grund ihn zu töten, doch Jack will warten bis sie gerettet werden. Ironischerweise ist an dieser Stelle eigentlich schon Naomis Auftrag erfüllt. Ben ist lebend gefangengenommen, nun muss nur noch der Frachter angerufen und er ausgeliefert werden. Wohl auch deshalb versucht Ben mit aller Macht noch einmal Jack davon abzuhalten, als Naomi kurz davor ist anzurufen. Am Ende versagt er endgültig und zu diesem Zeitpunkt dachte ich, dass Benjamin Linus geschlagen worden ist, ein Mann dessen Tod unausweichlich ist. Meine größte Sorge in Staffel 4 galt nur, ob Ben überleben wird, ich sollte mich mächtig irren und mir wurde erst dann bewusst, wie genial sich Ben aus solchen Extremsituationen befreien kann.

THE LOOKING GLASS

Sie war mit namensgebend für dieses Finale, hängt doch von ihr Erfolg und Misserfolg von Jacks Reise zum Sendeturm ab. Doch nebenbei ist der Titel des Finales auch eine Anspielung auf Alice im Wunderland und da trifft es passend, dass das Logo der Looking Glass ein weißer Hasenkopf ist. In der Tat ist die Looking Glass die letzte Verbindungsstelle, die die magische Insel noch von der Außenwelt trennt.
Hier nimmt alles seinen Ausgang in diesem Finale, denn erst durch Bonnie und Greta erfährt Ben überhaupt, dass etwas mit seinen Plänen nicht stimmt. Nur aufgrund der Tatsache, dass Charlie weiß, dass er sterben wird, aber überhaupt nicht weiß, wie er seine Aufgabe erledigt, erzählt er alles. Geschickt gemacht von Samuel, seine Visionen an Desmond sind also der Auslöser dafür, dass alles so perfekt klappen wird.
Nebenbei erfahren wir, dass die Anomalie keinesfalls jeglichen Kontakt mit der Außenwelt zerstört hat, sondern Ben dies lediglich als Vorwand genutzt hat, um genau dies zu unterbinden. Er wusste also, was passierte, dass Widmore womöglich auf diese Weise die Insel wiederfindet und hoffte durch die Looking Glass seien alle Probleme geklärt. Vielleicht hätte er dieses Geheimnis nicht gerade Juliet anvertrauen sollen.
Jedenfalls schickt er Mikhail dorthin, der ihm trotz allem loyal bleiben wird. Allen Lügen zum trotz gehorcht er dennoch Bens furchtbaren Befehl, die ganze Sache zu vertuschen, Charlie umzubringen, Bonnie und Greta zu töten, sowie den Funkverkehr aufrecht zu erhalten. Doch er hat Desmond nicht mit einberechnet. Der erwacht von dem Paddelschlag wieder, im übrigen schön zu sehen, dass später wieder eine Person von einem Paddel niedergeschlagen wird und wieder wird ein solches von Schüssen durchlöchert. Dieser jedenfalls durchkreuzt Mikhails Plan und bringt ihn scheinbar endgültig um. Doch wer einen Sonarzaun überlebt, wird wohl auch so einen läppischen Pfeil überleben. Genauso ist es und das ist der Untergang von Charlie Pace.
Dieser war mir übrigens nie sympathischer, wie in dieser Folge. Er wird ständig geschlagen, bleibt aber dennoch cool und kann noch geniale Sprüche reißen, wie derjenige mit dem unsichtbaren U-Boot. Auch fand ich es genial, als er anfängt Lieder zu singen, unter anderem sein "You all everybody". In dem Moment ist es wohl das einzige Mal wichtig, dass er dieses Lied singt, um Bonnie und Greta nicht auf Desmond aufmerksam zu machen.
Er weiß auch genau die Situation auszunutzen, nachdem Mikhail Bonnie und Greta töten wollte, denn so kann er der sterbenden Bonnie noch einreden, dass wenn sie ihm den Code für das Abstellen des Signals verrät, Ben doch noch eins auswischen kann. Immerhin wurde sie für ihre Loyalität grausam hingerichtet. Der Hinweis, dass das von einem Musiker programmiert worden ist, hat hoffentlich nichts mit einem zeitreisenden, wiederbelebten Charlie zu tun.
Charlie hätte nicht sterben müssen, denn lange vor Mikhail stellt er das Signal ab. Doch ausgerechnet in dem Moment ruft Penny an und das Finale wendet sich extrem. Sie ist auf keinem Frachter und Naomi nicht Teil ihres Teames. "Who is Naomi?" ist wohl einer der WTF-Sätze, die in diesem genialen Finale fallen. Als er diese unfassbare Wahrheit erfährt, geschehen all die Dinge, die seinen Tod herbeiführen, Mikhail ist dabei eine Granate zu zünden, die das Bullauge zerstört, sodass Charlie ertrinken wird, gleichzeitig aber wird wohl Desmond mit ihm sterben, da dieser unbedingt mit seiner Penny reden möchte. Charlie trifft die einzig richtige Entscheidung, die auch im Sinne von Samuel ist. Er schließt die Tür, um Desmond davor zu bewahren mit ihm zu ertrinken, denn jetzt fetzt sich Mikhail mitsamt dem Bullauge in die Luft.
Trauriger, emotioneller und besser war nie der Abgang eines Maincharakters. Unbeeindruckt von all den Fluten, schreibt Charlie seine letzte Nachricht an Desmond: "Not Penny's Boat" und gibt sich dann seinem Schicksal hin. Wie zielsicher und unaufgeregt er in seinem Tod wirkt, berührt einem wirklich. Dies alles ist der Ausgangspunkt für die Spaltung der Losties zu Beginn von Staffel 4.
Bei der ganzen Emotionalität stört es fast niemand, dass Charlie rein physikalisch gar nicht hätte ertrinken können, da das Wasser nur bis auf Höhe des Bullauges hätte laufen können.

RÜCKKEHR ZUM STRAND

Ben ist geschlagen, noch nicht einmal seine Befehle werden von seinen Leuten befolgt und so entscheidet sich Ryan, trotz der Tatsache, dass Sayid und Co fast seinen ganzen Trupp in die Luft gejagt haben, dafür, die drei nicht zu töten. Ein schwerer Fehler, denn dadurch wird auch das Schicksal der letzten drei Others-Angreifer besiegelt.
Längst aber wollte Sawyer zurückkehren und wir sehen hier wieder eine Wandlung. Es kümmert ihn, was womöglich mit seinen Freunden passiert ist, er möchte das machen, was Jack nicht gemacht hat, sie aus den Fängen der Others retten. Dies erkennt in dem Moment wohl auch Juliet und geht mit ihm mit, obwohl sie keine Waffen haben. Hurley, der natürlich auch helfen möchte, wird kurzerhand wieder zurückgeschickt.
Doch nur dank ihm gewinnen die Losties endgültig die Kontrolle über die Others. Ausgerechnet mit dem Wagen von Bens Vater, zerstört er dessen Plan endgültig und tötet zunächst Ryan. Während dieser Verwirrung kann Sayid Jason mit einem beängstigenden Break-Dance-Genickbruch-Move töten. Dies erst hat mir gezeigt was eigentlich in diesem Iraki steckt.
Dann aber kommt es zu der einzigen Szene an diesem Finale, die mich gestört hat, Sawyer erschießt Tom. Sicher er wollte sich für Walt rächen, aber es ist absolut falsch jemanden zu töten, der sich ergeben hat und aus dem Grund sank Sawyer bei mir auch sehr tief im Ansehen.
Ironischerweise hat genau Hurley für Samuel gearbeitet, denn ohne sein Einschreiten hätten Juliet und Sawyer niemals Sayid, Jin und Bernard befreien können und Desmond wäre unverhofft in diese Situation gestoßen.

LOCKE

Wir sehen hier seine Rettung, ironischerweise ausgelöst durch seinen Vater, denn nur durch seine fehlende Niere konnte er überleben. Dennoch möchte er sich umbringen und es ist schon auffallend, dass sich in dieser Grube eine Pistole befindet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie seit dem Purge dort gelegen hat, entweder Jacob oder Samuel werden sie, während Locke noch ohnmächtig war, hineingeworfen haben, sodass er eine Waffe hat, um Naomi aufzuhalten. Das führt zum nächsten Schritt der Walt-Erscheinung. Ich schätze nicht ohne Grund sehen wir diesen hier, eine lebende und keine tote Person, denn ich glaube diese Erscheinung ist eine Jacob-Erscheinung. Dieser möchte unbedingt, dass Locke Naomi aufhält, was nicht gerade im Sinne von Samuel sein kann. Offenbar hat Jacob gemerkt welchen Plan Samuel hat und benutzt nun Locke, um diesen zu verhindern. Es wäre schon ironisch, wenn ausgerechnet Jacob Samuel daran hindern möchte, dass neue Personen auf die Insel kommen.
Dies gelingt Locke aber nicht, er schafft es zwar Naomi zu verletzen, bringt es aber nicht über sich, Jack zu töten, sodass dieser dennoch den Frachter kontaktieren kann. Doch lange behält Jacob nicht die Kontrolle über Locke, denn bereits die Tatsache, dass dieser die zweite Gruppe anführen wird, dient wieder Samuel.

TEMPEL

Zum ersten Mal wird dieser Ort erwähnt und er scheint eine sehr wichtige Bedeutung zu haben. Offenbar möchte Ben, wie ich stark vermute, dass seine Leute dahingehen, um sich vor den Gefahren der Zeitreisen zu schützen. Was ich erstaunlich fand, offenbar sieht Richard Ben immer noch als Anführer, sonst würde er ihn nicht mit den Problemen konfrontieren, die momentan alle auftreten. Er war sogar besorgt, warum sie die Baracken verlassen haben. Hätte ich nicht gedacht. Richard soll die letzte Gruppe führen und hier merkt man erst, wie schwer ihm das wohl fällt, da er sogar noch versucht, Ben von seiner Selbstmordmission abzuhalten.
Leider wird es lange dauern, bis wir Richard wiedersehen.

JACKS FLASHFORWARDS

Der Gamechanger in Lost schlechthin, Jack scheinbar mit seinem größten Triumph, Rettung und dann diese Abschlussszene, die für mich auch heute noch absolut unglaublich ist.
Schon vorher sehen wir das genaue Gegenteil des Jacks auf der Insel. Er sitzt alkoholisiert mit Bart in einem Flugzeug und wirkt völlig neben sich. Dann erst liest er die Nachricht von Lockes Tod und gerät völlig außer Kontrolle. Es ist schon genial, dass die Autoren bereits in diesem Finale Lockes Tod angedeutet haben, doch wir erst Ende Staffel 5 völlig davon überzeugt sein können, dass Locke wirklich tot ist. Deswegen will Jack sich umbringen, weil er ohne Locke keine Möglichkeit mehr sieht, zur Insel zurückzukehren. Doch wie es so kommt, wird er davon abgehalten und verfällt in seine alten Muster, jemanden retten zu wollen. Der Twist, ohne Jacks Selbsmordversuch hätte er die Mutter und das Kind nie retten müssen.
Auch im übrigen Flashforward sehen wir einen überwiegend verzweifelten Jack und das das nichts mit seiner Ehe zu tun hat, merken wir spätestens dann, als die hochschwangere Sarah ihn besucht und ihn das kaum interessiert. Stattdessen versucht er verzweifelt an Tabletten zu kommen, trinkt immer noch. Außerdem hat sich seine Situation drastisch verändert, er ist nicht mehr der Superarzt von früher, ein anderer soll den Job machen, den er eigentlich machen würde. Noch immer werden wir in dem Glauben gelassen, es handele sich um einen Flashback, denn Jack erwähnt auch seinen Vater, doch die Tatsache, dass ihn jeder schief anschaut, als er diesen erwähnt, deutet daraufhin, dass nichts von alledem stimmt. Offenbar glaubt er, dass sein Vater noch lebt wegen Locke, da er dem mittlerweile alles glaubt, so nimmt er sogar schon an, dass dieser wieder sein Boss ist. Verstärkt wird es wohl noch dadurch, dass Samuel in dieser Gestalt tatsächlich auftaucht.
Mit Hoffs Drawlar kriegen wir einen Riesenhint darauf, dass das alles nur ein Flashforward ist, doch wer hat schon die Zeit und überhaupt die Ahnung diese beiden Namen noch während der Ausstrahlung als Anagramm zu deuten? Wieder eine Szene die zeigt wie drastisch sich Jack gewandelt hat. Hörte er früher noch ruhige Musik, so ist es nun wilde und laute. Noch dazu schert er sich gar nicht mehr um andere Dinge. Krass fand ich die Szene, als er fast von einem Auto angefahren wird, gar nicht darauf achtet und im nächsten Moment ein Polizeiauto vorbeifährt.
Dann geht er zu Lockes Beerdigung, noch ist er aber weder Freund noch Verwandter, etwas, dass sich aber noch ändern wird. Hier kriegen wir den Hinweis, dass es sich bei dem Toten nur um einen Bekannten von der Insel handeln kann und es durfte damals eine Staffel gerätselt werden, wer im Sarg liegt. Anhand von Jacks Hand und der Größe des Sarges wurden da wahrhaft abenteuerliche Vermutungen aufgestellt.
Die letzte Szene ist dann die Enthüllung, als er sich mit Kate am Flughafen trifft. Hier wird schon angedeutet, dass sie Aaron hat und deshalb keinen Grund hat, so verzweifelt wie Jack zu sein. Nun können wir uns das komplette Bild über Jack Shephard nach der Insel zusammenbauen. Er ist alkoholsüchtig, tablettensüchtig, hat riesige Probleme mit seinem Job, klaut, ist kaum noch zurechnungsfähig, schert sich nicht um andere, begeht fast Selbstmord und möchte nur eins, zurück zur Insel. Das war der wahre Grund, warum die letzte Szene so eine gewaltige Wirkung hat, denn wir sehen einen Jack, der das komplette Gegenteil von dem ist, was er auf der Insel ist. Er unternimmt alles um zur Insel zurückzukehren, fliegt ständig hin und her und stellt mittels Atlas Berechnungen auf, wo die Insel sein könnte.
Der Abschluss, als das Flugzeug über Jack hinwegfliegt ist darum der beste Abschluss den dieser Flashforward überhaupt haben kann und ich gehe jede Wette ein, dass dies jenes Ajira Flugzeug ist, mit dem er dann auch zurückkehren kann.

BODYCOUNT

Da haben wir ganz schön viel: 10 Others am Strand, unter ihnen namhafte wie Tom, Ryan, Jason, Isabel. Bonnie und Greta, sowie Mikhail in der Looking Glass. Auch die Losties haben mit Charlie einen Verlust zu beklagen. Naomi scheint tot zu sein, doch sie lebt tatsächlich noch. Also insgesamt 14 Tote.

Summe: ca. 415 (424)

FAZIT:
Ein großartiges Ende für eine großartige Staffel. Die Mischung an Action, Spannung und Dramatik stimmt einfach und reicht schon so aus, um für ein gelungenes Finale zu sorgen. Die Idee aber ausgerechnet in der Folge in der Jack seinen größten Triumph feiert, ihn niedergeschlagen und depressiv in der Zukunft zu sehen, mit dem Wunsch zur Insel zurückzukehren, ist der wohl beste Gamechanger von ganz Lost.

FAZIT STAFFEL 3:

Komisch viele hatten ab hier nicht das gleiche Lost-Gefühl mehr wie in Staffel 2. Meine bescheidene Meinung, erst ab hier fing meine Lostbegeisterung wieder richtig an. Die Staffel fing etwas schwach an, war zwar schon in den ersten neun Folgen deutlich besser als die ganze 2.Staffel, doch es gab immer wieder Hänger wie die schwache Auftaktfolge, "I Do", oder der Tiefpunkt "Stranger In A Strange Land." Als dann aber ein Endpunkt der Serie bekannt gegeben werden konnte, folgte die längste Serie an guten Folgen, die es bisher bei Lost gab. Ab "Tricia Tanaka Is Dead" einer Hurley-Folge, die eher den lustigen Auftakt darstellte, folgte ein unablässiges Hoch an sehr guten Folgen mit genialen Momenten und Wendungen, die schließlich in eine der drei besten Episoden von Lost mündete, "The Man Behind The Curtain." Jene Figur, die in dieser Folge im Mittelpunkt stand, war auch der Grund, warum diese Staffel so überragend war. Ben prägte Lost als Antagonist wie kein anderer Charakter vor ihm und sorgte vorallendingen bei mir immer wieder für überraschende, aber auch emotionelle Momente. Nach dieser Staffel war ein Lost ohne Ben unvorstellbar (zumindest für mich). Auch Juliet überzeugte, genau wie der in den Maincast aufgestiegene Desmond. Diese drei übertünchten etwas den Nikki und Paulo Fehlgriff, der jedoch immer noch besser war, als die Hereinnahme der mittlerweile überflüssigen Tailies in Staffel 2.
Ständige Schauplatzwechsel und getrennte Gruppen sorgten immer wieder für die richtige Abwechslung und für kein so ein langweiliges Festgefahre wie Mitte der 2. Staffel.
Die Others waren zwar das große Thema, doch deren wahre Hintergründe blieben immer noch verborgen und sind es bis heute noch. Doch gerade die Konflikte zwischen ihnen und den Losties gab der Staffel die richtige Würze und Intensität. Am Ende wurde deren Ablösung durch die Freighters angedeutet, eine Gruppe, die in Staffel 4 im Mittelpunkt stehen wird.
Nur ein was gab es zu kritisieren, die Flashbacks. Diese wirkten bei fast jedem aus dem Maincast überflüssig und es kam mir oft vor, als ob man auf Krampf noch versuchte, den Charakteren irgendetwas Interessantes aus deren Vergangenheit abzugewinnen. Dies schlug fehl, doch dank der Flashforwards wurde die neue Erzähltechnik für Staffel 4 bereits angekündigt.



Nachgedanken:
- Ryan hatte womöglich als Other besseren Kontakt zu Jacob als Ben, denn ich denke seine Weigerung mit Sayid und Jin zwei Kandidaten nicht zu erschießen, war im Sinne Jacobs
- eine etwas ausgefallene Theorie zu Walts Erscheinen: es ist eine selbsterfüllende Prophezeiung; Walt wird bekanntlich im Epilog von Hurley und Ben mit zurück auf die Insel genommen, dabei wird er denke ich auch durch die Zeit geschickt und zwar in diesem speziellen Fall auf Bestreben Bens, der seine Auslieferung an die Freighters nur hätte verhindern können, wenn er sich Locke anschloss; gleichzeitig denke ich, war es ein Zeichen von Reue, er wollte damit seinen Schuss auf Locke "wiedergutmachen"