Freitag, 13. November 2009

4/05 The Constant (Erik)

Der Gegensatz ist zu krass, mit Eggtown sahen wir wohl eine der drei schlechtesten Lost-Folgen, mit The Constant eine der besten überhaupt. Wir sehen den Frachter zum ersten Mal, Desmonds Gedächtnis reist durch die Zeit und eines der emotionalsten Telefongespräche überhaupt. Das Desaster der Vorfolge ist somit ganz schnell vergessen.

ZEITLICHE ANOMALIE

Gleich zu Beginn sehen wir einen Effekt dieser Anomalie. Die Insel befindet sich in einer eigenen Hemissphähre und hat einen räumlichen sowie zeitlichen Schutzmantel. Es gibt nur eine Richtung über der man die Insel verlassen kann, ohne Abweichungen in der Zeit und das ist die Peilung 305. Daniel wird diese irgendwie bestimmt haben, kann mir aber nicht vorstellen wie. Vielleicht hat er ein paar Objekte hinein und wieder hinausgeschickt und sich so langsam der richtigen Peilung angenähert. Vielleicht wusste er aber auch aufgrund des Jahres 2004, welche Peilung ungefähr die richtige war, denn er deutet in The Lie, dass es wichtig ist welche Zeit gerade ist, um festzustellen, wie man die Insel sicher verlässt. Das Problem bei diesem Flug ist einfach, Frank fliegt in ein Gewitter und weicht so um einige Grad ab, als er durch die Hemissphähre dringt. Für Sayid und ihn hat das keine großen Auswirkungen, Frank war sein ganzes Leben wohl noch nie einer hohen Dosis Elektromagnetismus ausgesetzt und Sayid bei der Entladung so weit entfernt, sodass diese Abweichung auch auf ihn keinen Einfluss hat. Desmond dagegen war mittendrin, als er den Schlüssel gedreht hat, nur für ihn hat diese Abweichung schlimme Konsequenzen, denn sein Verstand springt nun unkontrolliert zwischen 1996 und 2004 hin und her. Bei Brandon und Minkowski war es wohl noch etwas anders, die sind einfach hinausgefahren und sind völlig von der Peilung abgewichen, sodass sie dem ganzen noch stärker ausgesetzt waren als diejenigen im Hubschrauber.
Ein weiterer Effekt ist die Abweichung um knapp zwei Tage. Die Insel-Zeit und die Realzeit weichen somit etwas ab, doch auch nur dadurch, dass sie von der Peilung abgewichen sind. Sehr kompliziert das alles.

DESMONDS ZEITSPRÜNGE

Ihn erwischt es als einzigen und so fängt sein Verstand an zwischen 1996 und 2004 zu schwanken. So sehen wir noch nicht einmal einen Flashback, sondern lediglich zwei Zeitebnen von Desmond, die für ihn aber zu einer verschmelzen. Schon bei der ersten Aktion wird es auffällig durch sehr gute Schnitte. Genau in dem Moment, als sie die Hemissphähre durchbrechen, klammert sich Desmond am Hubschraubersitz fest, genauso hält er sich fest, als er dann in der Kaserne erwacht. Dem Sergeant schildert er auch gleich seinen angeblichen Traum, wir merken schon jetzt, dass Desmonds Gedächtnis wieder mal durch die Zeit reist. Schließlich führt sein Ungehorsam dazu, dass seine ganze Kompanie darunter leiden muss, als sie bei strömenden Regen Übungen machen müssen. Diesmal schildert er seinem Kameraden dieses Phänomen und ist wieder zurück im Hubschrauber, als der Sergeant ihn erneut anbrüllt. Er ist nun sichtlich verwirrt, in seinen Augen ist es 1996 und er hat alles vergessen, was danach kam. So erinnert er sich auch nicht an Sayid und das er in einem Hubschrauber ist. Verzweifelt möchte er nach unten springen, doch ich denke er wusste gar nicht, dass es von da aus mehrere Kilometer hinab ins Meer geht.
Dann folgt der große Augenblick, wir sehen zum ersten Mal den Frachter. Die Autoren hatten sogar schon teilweise dementiert, dass dieser gar nicht existiere, um so schöner war es ihn dann doch zu sehen. Gleich zu Beginn lernen wir den besten Badass von Lost kennen, Keamy und seinen Kameraden Omar. Diese sind gar nicht erfreut darüber, dass Frank Leute von der Insel mitgebracht hat, doch Desmonds komplette Verwirrtheit drängt das erst einmal in den Hintergrund. Der ist noch immer total aufgebracht und so schlagen die beiden vor ihn erst einmal zur Krankenstation zu bringen. Mit Sicherheit wusste Keamy schon jetzt, dass die beiden ihm womöglich lebend mehr nützen als tot, außerdem ist seine eigentliche Mission noch längst nicht erfüllt.
Mit einem "I'm not supposed to be -" landet Desmond wieder in der Vergangenheit und vollendet erst hier seinen Satz. Dies soll verdeutlichen, dass er im Moment weder in die eine noch in die andere Zeit gehört. Jedenfalls redet er dann mit Billy darüber und dieser spricht ihn erstmals darauf an, ob ihm irgendwas vertraut vorkam auf dem Schiff. Er erwähnt das Bild mit Penny und möchte sie anrufen. Irgendwie seltsam, dass hier noch ihre alte Telefonnummer funktioniert, obwohl sie behauptet umgezogen zu sein. Vielleicht hat sie aber auch erst darauf ihre Nummer geändert. Gerade als er sein Geld wieder aufheben will, springt er wieder zurück und wird erst einmal in die Krankenstation gebracht.
Dort begegnen wir nun dem zweiten Opfer der zeitlichen Anomalie der Insel, Minkowski. Den hat es sogar noch schlimmer erwischt als Desmond, denn er muss mittlerweile ans Bett gekettet und mit Spritzen beruhigt werden. Minkowski Zeitsprünge können übrigens auch nur in der Vergangenheit geschehen sein, da eine Zukunft für ihn nicht existiert. Bei Desmond werden nun die Zeitsprünge auch immer schlimmer.

WHATEVER HAPPENED, HAPPENED

Wir sehen hier nun den ersten größeren Zeittwist in Bezug auf Daniel und Desmond. Um Desmond zu helfen, bietet Daniel ihm an nach Oxford zu kommen. Um ihn zu überzeugen, nennt er Desmond die genauen Daten mit dem sich seine Maschine genau einstellen lässt und den Namen seiner Ratte, wenn schon die Daten ihn nicht überzeugen. Nun genau das macht Desmond 1996 und kann nur dadurch dem erst 18-Jährigen Daniel, der aber schon Professor ist die richtigen Zahlen nennen, der diese wiederum Desmond auch nur nennen konnte, da dieser sie ihm genannt hat. Verwirrend verwirrend, genau wie Daniels Experiment mit Eloise. Er sendet den Verstand der Ratte in die Zukunft mit der Strahlung, sodass sie genau weiß, wie sie das Labyrinth durchqueren kann. Das verrückte ist nun, dass sie schon 75 Minuten später stirbt und wenn Daniel sie nicht in der Zeit hat durch das Labyrinth laufen lassen, um es ihr erst zu zeigen, sodass sie richtig schon beim ersten Versuch durchlaufen konnte, so haben wir auch gleich einen Beweis von der mir so verhassten alternate timeline. Zum Glück sind die 75 Minuten eine gute Erklärung. Interessant fand ich übrigens, wie Desmond Daniel als dieser seinen Strahlenschutz anlegt darauf aufmerksam macht, dass er gar keinen für den Kopf hat. Bekanntermaßen wird Daniel damit noch so heftig experimentieren, dass er viele Dinge vergisst. So auch die Begegnung mit Desmond und es ist auch kein Fehler, dass sich Daniel daran später gar nicht erinnert. "You can't change the future." Bitte, bitte ja!
Nachdem Desmond dann von einem erneuten Sprung zum Frachter wieder zurückkommt sehen wir nun die Gefahren dieser Zeitreisen. Das Gedächtnis findet keinen Anker in den Zeiten und fängt somit an auch den Körper zu beeinflußen. Nasenbluten ist das offensichtlichstes Merkmal, Hirnbluten aber dann das tödliche. Eloise erwischt es als Erste und Desmond merkt wohl, dass er als Nächstes dran ist.

THE CONSTANT

Das alles kann er aber verhindern, wenn er in beiden Zeiten seine Konstante findet, sodass sich sein Gedächtnis wieder einpegelt. Es soll jemand Vertrautes sein, der ihm sehr viel bedeutet und wer wäre da besser geeignet als Penny. Doch es treten noch einige Hindernisse auf, in der Krankenstation ist er nach dem Vorfall eingesperrt, im Jahr 1996 funktioniert plötzlich ihre Nummer nicht. Dennoch wird alles klappen und so wendet er sich zunächst ausgerechnet an Charles Widmore, von dem er wohl eigentlich am wenigsten Hilfe zu erwarten hat. Dieser ist gerade dabei das alte Logbuch der Black Rock zu ergattern, dass irgendwo bei Madagaskar gefunden wurde. Dies muss der erste Maat dort verloren haben, vielleicht sogar als die Insel sich dort hinbewegt hat. Jedenfalls benötigt es Charles dringend, um wieder einen Weg zur Insel zu finden, noch dauert das aber mehrere Jahre.
Gegenüber Desmond jedenfalls zeigt er sich erstaunlich hilfsbereit, als er ihm die Adresse gibt. Womöglich aber nur, weil er genau weiß, dass es für die Ehe mit Penny nun zu spät ist und Desmond auf der Insel landen wird. In gewisse Weise weiß Charles also was mit Desmond passieren wird und das es sehr wichtig ist, dass er nun ihre Adresse herausfindet. Ironischerweise braucht Desmond sie um von seinem Frachter aus mehrere Jahre in der Zukunft anzurufen.
Dort werden, Sayid, Desmond und Minkowski rätselhafterweise befreit. Mittlerweile ist es nun klar, dass es sich dabei nur um Michael handeln konnte, der genauso die ganzen Kommunikationsgeräte manipuliert hat, sodass Kontakt mit der Außenwelt fast unmöglich ist. Sayid bekommt es dennoch hin, dass Telefon für einen kurzen Moment zu reparieren. Kurz zuvor stirbt jedoch Minkowski, der keine Konstante gefunden hat in den Zeiten und für den die Sprünge zu heftig waren. Auch Desmond bekommt schon Nasenbluten und verdeutlicht noch einmal den Ernst der Lage.
Dieser schafft es nun irgendwie Penny davon zu überzeugen, dass sie ihm ihre Nummer gibt. Genau jenes Ereignis findet nun schön parallel mit den Ereignissen auf dem Frachter statt, als er Penny schließlich anruft. Dieses Gespräch zwischen den beiden ist wohl eines der besten und emotionellsten überhaupt in Lost. Wieder einmal wird deutlich, dass trotz dieser ganzen komplizierten Zeitreisegeschichte immer die Beziehung zwischen den beiden im Mittelpunkt stand. Es reicht aus, um Desmonds Gedächtnis wieder konstant werden zu lassen. Ein toller Satz an Sayid: "Thank you, Sayid. It was enough."
Im übrigen wird erst dadurch überhaupt die Rettung der Oceanic 6 bewerkstelligt, denn ohne dieses Telefonat hätte Penny niemals zur Insel finden können. Das Gespräch wäre aber ohne die Zeitsprünge nie möglich gewesen, denn erst dadurch muss Desmond überhaupt Penny anrufen. Wir sehen hier schön, wie die Rettung der Oceanic 6 nur durch einen Zeittwist überhaupt möglich war.
"If anything goes wrong, Desmond Hume will be MY constant." Dieser letzte Satz, den sich Daniel wohl kurz nach seiner Begegnung 1996 mit Desmond in sein Tagebuch geschrieben hat, bezieht sich wohl auf deren Begegnung während der Zeitsprünge. Daniel bekommt als einer der wenigen kein Nasenbluten, vielleicht gerade weil er mit Desmond seine Konstante gefunden hat, mehr dazu aber in Because you left.

BODYCOUNT

Durch heftige Zeitanomalien erwischt es dieses Mal Minkowski und Brandon.

Summe: ca. 422 (431)

FAZIT:
Grandios! Eine weitere verwirrende Desmond-Zeitreise-Folge war genau das richtige wieder für die wahren Fans der Serie. Wir sehen zum ersten Mal den Frachter mit so genialen Leuten wie Keamy, Omar und Ray und das vielleicht beste Telefonat in ganz Lost. Eine Folge perfekt geschnitten, perfekt geschrieben, eine Sternstunde von Lost.