Montag, 3. April 2017

H. P. Lovecraft: Memory (1919), Old Bugs (1959 erstmals veröffentlicht), The Transition of Juan Romero (1944 erstmals veröffentlicht)

Ich gehe jetzt auf drei weitere Kurzgeschichten von Lovecraft ein, die ich deshalb in einem Beitrag zusammenfasse, weil sie jetzt nicht wirklich herausragen und mit Sicherheit nicht zu seinen besten Leistungen zählen.

Memory
Da wäre zunächst Memory, eine wirklich sehr kurze Kurzgeschichte (in meiner Ausgabe war sie nur eine Seite lang). Beschrieben wird ein Tal mit den Ruinen einer längst untergegangen Zivilisation. In einem Dialog zwischen Genie, einem Dämon, der im Mond haust und dem Dämon des Tals, der Erinnerung heißt, erfahren wir, dass das Volk welches hier lebte Menschen hieß, aber selbst Erinnerung nichts mehr weiter von ihnen weiß.
So gesehen ist die Geschichte nichts weiter als ein kurzer Hinweis, dass auch wir vergänglich und vom Antlitz dieser Erde verschwinden, und selbst die Erinnerung an uns verblassen wird. Ein sehr oft aufgegriffenes Thema in der Literatu, angesichts der Kürze bleibt es jedoch nicht als irgendwas Besonderes von Lovecraft in Erinnerung.

Old Bugs
Old Bugsist hingegen eine ungewöhnlich moralisierende Kurzgeschichte, die kein Stück irgendetwas Übernatürliches oder Paranormales enthält. Wir erfahren die Geschichte von einem alten Säufer aus Chicago, der in einer Bar arbeitet. Anscheinend hatte er früher bessere Zeiten erlebt, denn er spricht manchmal von Dingen, die auf einen hohen Bildungsgrad schließen lassen und trägt auch das Bild einer schönen Frau bei sich.
Als eines Tages ein junger College-Student vorbeikommt, um endlich das Leben zu genießen, wie es so schön heißt, wird Old Bugs bei dessen Ausführungen bezüglich der Mutter des Studenten sehr hellhörig. Dann hält er ihm eine Standpauke, wobei er sich immer mehr hineinsteigert, bis er schließlich daran stirbt. Dann gibt es noch einen Twist, der so vorhersehbar ist, sodass man ihn selbst aus den wenigen Zeilen, die ich hier geschrieben habe, erkennbar sein dürfte.
Lovecraft outet sich mit der Geschichte als ein großer Gegner des Alkohols und war auch ein Anhänger der Prohibition. Offensichtlich hat er jedoch persönliche Erfahrungen damit gemacht, was Alkohol mit Menschen anstellt. Tatsächlich sind Alkohol-Probleme auch heute nicht wegzudiskutieren oder auf die leichte Schulter zu nehmen. Dennoch ist der Anlaufpunkt, um über die Gefahren von Alkohol aufgeklärt zu werden, nicht zwingend Lovecraft.

The Transition of Juan Romero
Erzählt wie die Geschichte von einem Minenarbeiter, der aus Indien kam. Mit einem seiner Kollegen Juan Romero, entwickelt er so etwas wie eine Freundschaft, die jedoch nur daraus resultiert, dass der Erzähler einen Ring mit seltsamen Hindu-Inschriften trägt, welcher Juan Romero sehr fasziniert. Dieser hat eine interessante Vergangenheit, denn er wurde als Kind in einer Hütte gefunden, wobei seine Eltern längst tot waren, denn außer ihm wurden noch zwei Skelette gefunden. Danach hat ein Erdbeben die Hütte verschluckt.
Auch in der Mine passiert etwas Seltsames. Bei einer Sprengung wird ein Spalt freigelegt, der so tief hinabreicht, sodass niemand den Grund ausloten kann. Eines Abends bricht ein Sturm herein und Juan Romero dreht plötzlich durch und redet wirres Zeug. Er verschwindet schließlich in die Höhle, wohin ihm auch der Erzähler folgt, ehe er jedoch etwas wirklich Schreckliches in dem Spalt erblicken kann, wird er ohnmächtig. Am nächsten Tag ist Juan Romero tot und der Ring des Erzählers ist gestohlen. Laut den anderen Minenarbeitern waren die beiden die ganze Zeit in ihrer Hütte.
Ähnlich wie auch Old Bugs wurde auch diese Geschichte erst nach dem Tod von Lovecraft veröffentlicht, es war also eigentlich nie von Lovecraft geplant, dass sie das Licht der Welt erblickt. Das merkt man auch. Im Gegensatz zu anderen Geschichten bleibt alles sehr sehr vage. Einzig der aztekische Göttername Huitzilopotchli deutet ein kleines Stück in die Richtung von Göttern und paranormalen Wesen. Alles bleibt sehr vage, selbst für Lovecraft und die Auflösung ist überaus unbefriedigend. Es ist als ob Lovecraft eine gute Idee für eine Geschichte hatte, jedoch bevor er seine Ideen vertiefen konnte, kein Interesse mehr an der Erzählung hatte.