Montag, 9. Januar 2017

Watership Down (Film) Teil 2: Inhalt

Der Prolog

Die Idee den Film mit der Geschichte von El'ahrairahs Segnung zu beginnen empfand ich schon immer als eine sehr tolle Idee. Wie schon dargestellt, wohnt gerade dieser Geschichte eine solche besondere Tiefe inne, sodass sie sehr gut geeignet ist in diesen Film zu einleiten. Die Probleme der Kaninchen und wie sie entstanden sind wird sofort beleuchtet. Als Elternteil hätte ich mich jedoch schon bei den Worten gefragt "Long ago, the great Frith made the world..." gefragt, ob das hier wirklich ein niedlicher Kaninchenfilm wird. Denn welcher Film beginnt mit Gott und der Erschaffung der Welt. Doch höchstens ernstere, religiöse Filme.
Jedoch trägt der hier veränderte Animationsstil noch dazu bei, dass das ganze wie ein Kinderfilm wirkt. Der Zeichenstil ist sehr primitiv, wirkt archaisch, ein bisschen wie abstrakte Darstellungen bei den Maya oder Azteken. Dies ist noch das Werk von John Hubley, welches es als einziges in den Film geschafft hat. Auch El'ahrairah und seine Freunde sehen noch eher wie Cartoon-Figuren aus. Das wird sich jedoch bald ändern.

El'ahrairah und seine Freunde, als sie alle noch Veganer waren ...

Denn wir wissen vermehren sich die Kaninchen und als El'ahrairah nur verächtlich auf Friths Aufforderung reagiert dem Einhalt zu gebieten, gibt Frith jedem Tier eine Eigenschaft, um sie voneinander zu unterscheiden. Und hier tritt die Änderung ein. Die vormals fröhlich dreinblickenden Tiere sehen plötzlich böse und grimmig aus (auch wenn sie die Kaninchen gar nicht jagen) und besonders furchterregend sehen die zukünftigen Raubtiere der Kaninchen aus.
...doch Gott äh Frith fand, dass es eine blöde Idee war nur Veganer zu erschaffen und verwandelte einen Teil von ihnen in Raubtiere 

Tatsächlich habe ich häufig gelesen, dass hier schon die ersten als Kind Angst bekamen vor der Darstellung der Tausend und schließlich mündet die Szene in das erste kleinere Trauma, wenn die Raubtiere angreifen und ein ganzes Feld voller Kaninchen töten. Zwar hat der Tod derer noch einen etwas cartoonhaft-komischen Charakter, doch es ist schon unheimlich anzusehen wie aus dem lebenden Kaninchen mit einem Mal ein totes, rotes wird.
Auf Wiedersehen liebe, kindliche Unschuld!

Im nächsten Moment wird das auch nicht besser, wenn es heißt, dass El'ahrairah das erste Mal Angst hatte und plötzlich die sehr unheimliche Darstellung des Schwarzen Kaninchens am Himmel auftaucht. Hier hatten viele Kinder dann wohl wirklich Angst, denn das Kaninchen ist so dargestellt wie es unseren Urängsten entspricht: ein schwarzes Wesen mit feurigen Augen, welches bedrohlich vom Himmel herabschwebt.
Nicht vergessen, es erledigt nur seine festgelegte Aufgabe

Anschließend erfolgt die Segnung El'ahrairahs durch Frith wie wir sie aus dem Buch kennen. Ich fand es toll wie auch El'ahrairah dabei seine Cartoonhaftigkeit verliert und zu einem Wesen wird, welches seinem natürlichen Ebenbild näherkommt. Er wirkt viel ernster in dem Moment. Auch schön fand ich die Spiralen an den Hinterläufen, welche andeuten, dass die Kraft und Stärke der Kaninchen in ihrem hinteren Bereich liegen. Dann spricht Frith die berühmten Worte zu ihm, welche auch zu einem Markenzeichen des Films geworden sind (wenn auch ganz leicht abgeändert): " 

All the world will be your enemy, Prince with a Thousand Enemies, and whenever they catch you, they will kill you. But first they must catch you, digger, listener, runner, prince with the swift warning. Be cunning and full of tricks and your people will never be destroyed."

Und schließlich kommt es zu einem genialen Bildwechsel und match-cut. Frith verwandelt sich in die reale Sonne und der primitive Animationsstil wechselt zu einer wunderschönen naturalistischen Darstellung. Dann folgt der Vorspann zunächst mit einem tollen Bild von Watership Down (welches das ikonische Bild geprägt hat von einem hohen Hügel mit einem einsamen Baum) und es folgen weitere wunderschöne Aufnahmen von dem britischen Hampshire, welche wie wir später sehen werden, Stationen der Reise der Kaninchen sind. 
Das Geschehen fokussiert sich schließlich auf Sandleford, wo wir zwei Männer reden hören, ohne das sie jedoch im Bild sind. Dabei wechselt die Perspektive in der Nahaufnahme auf ein Kaninchen.
Albrecht Dürer kann eben auch schon Hazel


Fivers Vision


Dieses Kaninchen ist natürlich Hazel und eher ängstlich kommt auch Fiver hervor, welcher bereits voller düsterer Vorahnungen ist. Die Darstellung der beiden finde ich an der Stelle noch wirklich gelungen. Ungefähr so habe ich mir Hazel und Fiver auch vorgestellt. Auch die Probleme Hazels mit der Owsla von Sandleford wird gut dargestellt.
Schließlich kommt es zu der berühmten Vision, als Hazel und Fiver das Schild finden. Der Prolog hatte schon einige unheimliche Stellen, doch ich glaube das erste richtige Trauma wurde für viele an der Stelle ausgelöst. Mit einer unheimlichen Musikuntermalung sieht Fiver, wie sich das Feld mit blutbedeckt. Komischerweise verwandelt sich dann am Ende der Wald im Hintergrund in ein gespenstisches Geflecht von Ästen, was wohl den bedrohlichen Aspekt noch mehr unterstreichen soll.
Wieviele Eltern wohl in dem Moment dachten? Ach du Scheiße, das werden sehr unangenehme Nächte in den nächsten Wochen, wenn der/die Kleine immer schreiend aufwacht

"Like trees in november!" Ups, falscher Kaninchenbau!


Dann entscheiden sich die beiden direkt das Oberkaninchen aufzusuchen, zuvor verkündet Fiver jedoch schon auf der Wiese, dass sie alle gehen müssten, weil eine große Gefahr auf sie zukommt. Das sind Änderungen, die ich nachvollziehen kann, der Film geht schon fast zehn Minuten und das Treffen mit dem Oberkaninchen brauch nicht unnötig in die Länge gezogen werden.
Auch an der Begegnung selbst zwischen Hazel, Fiver und dem Threarah habe ich nichts auszusetzen. Zuvor lernen wir noch Bigwig und auch Holly kennen, auch die Einführung der beiden wichtigen Charaktere ist gelungen. Der Threarah selbst ist perfekt getroffen, er strahlt die Ruhe und Würde aus, die ihn auch im Buch umgibt, sein hohes Alter ist dennoch spürbar. Bis hierhin habe ich also nichts an dem Film auszusetzen.

Die Flucht aus Sandleford

Das ändert sich jedoch schon, wenn sich die Gruppe zum Aufmarsch bereit macht. Es war mir klar, dass keine große Vorstellrunde stattfindet und das wäre auch lächerlich gewesen. Die meisten sind bereits anwesend als Hazel mit dem Oberkaninchen spricht wie Blackberry, Dandelion, Pipkin und auch Silver. In der Szene erfahren wir jedoch nur die Namen von Blackberry und Dandelion. Noch dazu wollen wesentlich mehr Kaninchen mitgehen als im Buch, unter anderem auch Weibchen.

Also mit der Menge an Kaninchen hätte Hazel sich später den Trip nach Efrafa sparen können

Diese Änderung hat jedoch keinen wirklichen Einfluss, denn die Owsla ist im Gegensatz zum Buch, wo sie nur mit dem Desertieren der Owsla-Mitgliedern unzufrieden war, dafür zuständig die ganze Gruppe wieder einzufangen. Untermalt von einer militärischen Musik, die mich immer sehr stark an Star Wars erinnerte, fangen die Owsla einen großen Teil der Kaninchen wieder ein, sodass Hazels Gruppe deutlich geschrumpft ist. Und mit deutlich meine ich deutlich. Speedwell, Acorn, Hawkbit und Buckthorn sind nämlich überhaupt nicht in dem Film vorhanden. Ich kann es bei Speedwell, Acorn und Hawkbit noch halbwegs verstehen, sie waren auch im Buch fast unbedeutende Nebencharaktere, bezeichnet immer als die Gewöhnlichen (rank-and-filers). Buckthorn hingegen habe ich schon, gerade weil er zwischen Outskirter und Owsla stand schon als wichtigen Charakter wahrgenommen, auch wenn seine Bedeutung zum Schluss hin etwas nachlässt. Jedoch, und das ist mein Problem mit der Zusammenstellung: außer vielleicht Blackberry lernen wir keinen der anderen wirklich näher kennen oder besser zu verstehen wie im Buch. Silver, Pipkin und sogar Dandelion bleiben nahezu ähnlich blass wie Speedwell und Acorn im Buch, weshalb man auch gut und gerne die vier fehlenden Kaninchen mit dazugenommen hätte. Statt denen ist jedoch ein Weibchen dabei, Violet. Auf diese wartet jedoch ein ganz besonderes Schicksal.
Bigwig hingegen schließt sich ihnen erst an, als sie schon auf der Flucht, vermutlich um den dramatischen Effekt zu erhöhen und nicht, weil er unzufrieden mit der Owsla ist. Holly jedoch hält sie ab, greift Hazel an, wird dabei jedoch von Bigwig attackiert. Erst dann entscheidet sich endgültig, dass Bigwig bei ihnen mit dabei ist. Eine kleine Änderung, die jedoch nicht groß ins Gewicht fällt, doch mir fehlen bereits hier die stillen Konflikte, die um die Führerschaft der Gruppe entflammen und denen sich Hazel geschickt annimmt, wobei er Bigwig nie vor den Kopf stößt.

Der Wald und die Überquerung des Flusses

Die folgenden Szenen spiegeln die Romanvorlage doch ganz gut wieder, sogar der Dachs hat seinen unheimlichen Auftritt. Die Geschichte über El'ahrairah wird natürlich weggelassen, weil sie schon im Prolog das Thema war.

Ein lendri oder wie wir Menschen sagen Dachs

Die Überquerung des Flusses als erstes großes Hindernis ihrer Reise, weil Fiver und Pipkin nicht schwimmen können, ist auch ganz gut. Hazel setzt sich für die Kleinen ein, während Bigwig ähnlich egoistisch verkündet, wer es nicht schafft wird sterben. Der Hund wurde etwas abgeändert und läuft jetzt einfach so durch sein Herrchen frei herum und kommt sogar bis an das Flussufer. Im Buch sieht ihn bekanntermaßen nur Bigwig und es ist noch nicht einmal sicher, ob der Hund wirklich ihre Fährte aufgenommen hat.
Etwas irritiert hat mich während der ganzen Szene nur, als Fiver beim ersten Sprung auf das Brett springt und im Wasser landet. Er wird dann von Blackberry gerettet. Die Szene hat etwas unfreiwillig Komisches und negiert etwas den sonst so ernsten Charakter. Das wäre eigentlich ein Pluspunkt des Films, doch da die meisten dieser bedrohlichen Szenen für Kaninchen sehr ernst gemeint sind, wirkt diese deshalb etwas deplatziert. Das ist aber auch der einzige leichte Kritikpunkt. Schlimmer wird es erst ab jetzt.

"Violet's gone"

Und dann kommt der Moment an dem der Film die Buchvorlage schlicht einfach verrät, ich kann es nicht anders ausdrücken. Während die nächsten Szenen, auch dank der Musikuntermalung, noch ziemlich genial sind und die Überquerung der Straße wieder so ein humoristischer Moment ist, der wieder wie Fivers Sturz ins Wasser ein bisschen deplatziert wirkt (wobei der Begriff "hrududu" eigentlich in jedem Kontext lustig ist), kommen sie in das Bohnenfeld.
Hier entscheidet sich Violet, das einzige Weibchen der Gruppe, während sie sich ausruhen, im Offenen an einer Pflanze zu knabbern. Fiver erwacht just in dem Moment und schon sein bestürzter Blick lässt nichts Gutes erahnen. Dann setzt eine unheimliche Musik ein und schon im nächsten Moment ist Violet von einem Habicht geschnappt worden. Fiver kann den anderen nur traurig verkünden, dass Violet tot ist.
Warum ich so meine Probleme mit der Szene habe? Sie verrät zunächst die Buchvorlage, weil es Hazels größter Verdienst ist, weshalb er auch später als Oberkaninchen anerkannt wird, dass er alle seine Kaninchen heil von Sandleford Warren nach Watership Down bringt. Trotz all der Gefahren und dem Ungewissen geht niemand verloren. Es fühlt sich somit blöd an zu sehen, wie hier eines seiner Mitglieder durch Unvorsichtigkeit stirbt, denn das setzt Hazels Erfolg später doch ziemlich herab. Auch wenn es ein erfundener Charakter ist und mit Violet das einzige Weibchen stirbt, was ja die Gruppe noch vor ziemliche Probleme stellt.
Desweiteren gefällt mir hier Fivers Verhalten nicht. Er spürt die Gefahr deutlich vorher und Kaninchen warnen sich durch Stampfen, doch Fiver wirkt als wäre er tharn und von ihm kommt noch nicht einmal ein Aufschrei. Er schaut still und entsetzt zu, wie eine seiner Gefährten stirbt. Das passt nicht so recht dazu wie die Gruppe im Buch zusammenhält. Vergleichen wir es mit dem Buch, ist das die Stelle an der der Rabe Pipkin angreift. Hazel und Silver schaffen es zusammen den Raben davon abzubringen Pipkin zu attackieren. Ehrlich gesagt hätte ich mir hier eine solche Szene auch erhofft.

Äh, Fiver, wie wäre es mit Stampfen, Rufen oder so? Du hättest mich vor einem Kindheitstrauma mehr bewahrt und deine Gruppe vor Efrafa

Und natürlich ist es traurig, weil Violet eine so süße Stimme hat und deshalb sehr niedlich rüberkam. Die Sprecherin wird komischerweise im Abspann nicht erwähnt, obwohl sie mehr Dialogzeilen hat als Lucy, die Katze oder sogar Silver. Natürlich ist die Szene für die Kinder damals ein weiteres Trauma gewesen, denn hier wird gezeigt wie von einem auf dem anderen Moment einfach eines der Kaninchen weg ist. Noch dazu setzt gleich darauf eine supertraurige Musik ein, die auch "Violet's Gone" heißt. Aber so groß scheint die Trauer dann doch nicht zu sein, denn Violet wird von den anderen für den Rest des Films mit keiner Silbe mehr erwähnt, das berühmte Vergessen, welches die Kaninchen vor schlimmen Traumata bewahrt.

Das Gehege der Schimmernden Drähte


Bevor wir zu dem Gehege der Schimmernden Drähte kommen, folgen noch einige eigenartige Szenen. So hören wir am Ende der Violet-Szene einen Schuss, welcher sehr deplatziert wirkt, da wir die Reaktion der Kaninchen auf den Schuss nicht zu sehen bekommen. Anschließend folgt die Szene mit dem Angriff der Ratten in der Scheune, ja der folgt schon jetzt und nicht wie im Buch erst kurz bevor sie Watership Down erreichen. Müsste ich einen anderthalb Stunden Film aus Watership Down drehen, wäre das für mich eine klare Streichszene. Sie wird im Buch sogar nur aus als Rückblende erzählt und hat jetzt keinen großen Mehrwert für die ganze Story. Es ist eben der erste Moment, wo die Kaninchen nach den traumatischen Erlebnissen mit Bigwig in der Schlinge zusammenarbeiten, um aus der Situation zu kommen, wobei Buckthorn und Silver kämpfen und den anderen den Rücken decken. Dabei wird Buckthorn sogar übel gebissen. Hier im Film folgt jetzt eine eher chaotische Szene, wo die Kaninchen in der Scheune (die eine Gruft ist) vor den Ratten davonrennen und dabei ein heilloses Chaos anrichten. Die Szene hat somit eher Cartoon-Charakter, könnte als musikalische Unterhaltung auch das Benny-Hill-Theme haben und hat wirklich keinerlei Mehrwert für den Film. Sie wirkt eher irritierend in ihrer Slapstick-Haftigkeit.
Das was eigentlich angesprochen werden müsste, passiert fast überhaupt nicht: die zunehmende Unzufriedenheit der Gruppe mit Hazel, nachdem sie sich durch die ungemütliche Heidelandschaft begeben. Im Film gibt es dazu nur eine kurze Szene, wo ausgerechnet Pipkin zurückwill, der im Buch immer der loyalste zu Hazel ist und ihn in jedem seiner Entschlüsse folgt. Auch die anderen äußern kurz ihren Unmut, werden jedoch dabei von Cowslip unterbrochen.

 Auftritt Cowslip 

Es folgt die erste größere Enttäuschung in meinen Augen, denn Cowslip und seine seltsamen Gefährten, die so völlig anders sind als gewöhnliche Kaninchen und alles im Überfluss haben, aber doch in ihrem Herzen sehr traurig wirken, ist eine der Schlüsselszenen im Buch. Hier erleben wir es wie das komplette Kennenlernen, das Eingewöhnen, Fivers Furcht vor dem Ort, das seltsame Verhalten der Kaninchen, die Kunstwerke, die Gedichte, das flay-rah-Transportieren mit dem Maul, das Ausweichen der "Where?"-Fragen und schließlich und letztendlich Silverweeds Gedicht wird auf ein absolutes Minimum gekürzt, sodass diese Szene auf keinen Fall die Wirkung hat wie im Buch. Strawberry, Nildro-hain und Silverweed wurden gleich komplett gestrichen. Tatsächlich ist Cowslip, der einzige von ihnen der spricht und der auch Silverweeds Gedicht vortragen darf, immerhin eine Zeile.

Hey Fiver du Kunstbanause, das Gedicht hat noch drei Verse!

Die ganze gespenstische Atmosphäre kommt in den wenigen Momenten überhaupt nicht rüber und auch Fivers Bedenken wirken in dem Zusammenhang längst nicht so unheimlich. Zwar fallen die gleichen Sätze wie im Buch - Pipkins Vergleich mit den Bäumen im November, das Problem der "Where?"-Fragen und auch Fivers Worte, dass sie in Nebel gehüllt sind und getäuscht werden, - doch sie wirken nur wie leere Hüllen ohne Aussagekraft, weil der Film sich nicht die Zeit nimmt auch nur einen dieser Aspekte näher auszuführen. Das ganze Mitleid mit den Kaninchen dort bleibt komplett auf der Strecke, denn die Szene stützt sich natürlich voll und ganz auf den brutalen Moment: Bigwig in der Schlinge.
Nur fünf Minuten nach ihrer Ankunft ist nämlich Bigwig bereits in der Schlinge gefangen und diese Szene ist in ihrer Brutalität mit dem Blut, welches aus Bigwigs Maul läuft natürlich ein weiterer Trauma-Auslöser. Sie ist natürlich gelungen und viel zu düster für Kinder, da im Detail gezeigt wird wie Bigwig qualvoll erstickt und nur geradeso überlebt, doch die Schlinge an sich war nie die Quintessenz der Kern des Geheges der Schimmernden Drähte, es waren seine Bewohner, die ein trauriges Leben führen, von den ursprünglichen Wegen der Kaninchen abgewichen sind und jetzt immer mit der Angst im Hintergrund leben die nächsten zu sein, die in der Schlinge landen. Es fehlt jedoch jegliche Bindung zu diesen Kaninchen, so ganz ohne Strawberry oder Silverweed und Cowslip zählt nicht wirklich, denn der ist der verachtenswerteste von diesem Haufen.
Zumindest gestehe ich dem Film zu, dass das Erlebnis mit der Schlinge für die Gruppe die richtigen Folgen hat: Fivers Rat wird von Bigwig und dem Rest der Gruppe akzeptiert, wenn auch längst nicht so deutlich wie im Buch.

Nuthanger Farm, Holly? Irgendwas stimmt da doch nicht

Zumindest entschädigt die nächste Szene für das Debakel mit dem Gehege der Schimmernden Drähte. Der erste Blick der Gruppe auf Watership Down ist einfach nur eine tolle Szene und sieht immer wieder wunderbar aus.

Einfach nur schön!

Zuvor jedoch fällt der Film wieder aus der Reihe und schiebt zwei Szenen dazwischen, welche eigentlich erst nach dem Erreichen von Watership Down erfolgen. In der ersten wird der Besuch der Nuthanger Farm durch Hazel und Pipkin bereits vorweggenommen. Er findet die Stallkaninchen also bereits eher und auch die Szene mit der Katze ist dabei. Wieder eine der Szenen der Kategorie, die lustig wirkt, jedoch in dem sonst so ernsten und düstern Film ein wenig deplatziert wirkt.
Und es folgt sogleich die nächste deplatziere Szene, denn in einem Graben treffen die Kaninchen auf Holly. Ich finde diese Änderung nicht ganz so schlimm. Dann jedoch folgt die für viele wohl schlimmste und traumatischste Szene des Films. Holly erzählt davon wie Sandleford Warren zerstört wurde. Es folgen düstere Bilder wie Löcher zugeschüttet werden, Kaninchen haufenweise in den Erdlöchern hängenbleiben und qualvoll ersticken. Auch das Gift ist dabei. Und schließlich folgt noch eine psychedelische Szene wie die Bagger die Erde aufreißen und dabei Blut hervorquillt und tote Kaninchen in die Luft geworfen werden. Zwar erreicht diese Rückblick nicht ganz den Horror der Erzählung im Buch, ist jedoch auch so schon schlimm genug. Für viele mit Sicherheit Platz 1 der schlimmsten Szenen aus dem Film, doch mein persönlicher Favorit wird (leider) noch kommen.


Anschließend folgt jedoch einer der größten Fehler des ganzen Films. Es wird nämlich offenbart, dass Holly bereits bei den Efrafas gewesen ist. Das passt zeitlich hinten und vorne nicht, denn dazu hätten Holly zunächst Hazels Gruppe überholen müssen und dann nach seiner Flucht sich wieder direkt auf ihre Fährte begeben müssen, ohne das er dann gewusst hätte wo diese zu suchen ist. Noch dazu ist auch die Zeit absolut falsch, denn von Sandleford bis Efrafa hätte Holly mit Sicherheit mehrere Wochen gebraucht, während im Film lediglich einige Tage bis jetzt vergangen sind.
Passend dazu folgt auch eine Erinnerung Hollys an Efrafa, die wie wir später sehen kein bisschen mit der restlichen Handlung zusammenpasst. Zunächst einmal ist die Stimmung in Efrafa mit den überfüllten Bauen und den böse dreinblickenden Owsla sehr gut gelungen. Die Brutalität der Efrafas wird direkt unterstrichen, indem die Owslafa einem der Kaninchen direkt die Ohren leicht zerfetzen, nein es ist nicht Blackavar, aber ich wünschte es wäre so, wenn ich daran denke was mein Lieblingscharakter in dem Film noch alles zu erleiden hat. Jedenfalls erfolgt in der Szene noch Hyzenthlays Anliegen vor General Woundwort, ein anderes Gehege aufzusuchen, weil sie überfüllt sind. Geschickt wird Woundwort dabei im Schatten gehalten, wobei leider schon eines seiner äußerlichen Merkmale deutlich wird, welches im Unterschied steht zur Buchvorlage: er ist auf seinem linken Auge blind, warum auch immer. Trotzdem trägt diese Szene dazu bei seine Bedrohlichkeit hervorzuheben. Es ist auch schön zu sehen, wie bei seinen Worten, als er Hyzenthlay fortschicken lässt und Campion damit beauftragt sie im Auge zu behalten, Holly zittert. Eigentlich erhält Efrafa und General Woundwort hier, zwar völlig falsch platziert, eine wunderbare Einführung aus der jedoch später leider überhaupt nichts gemacht wird.
Ob so ein Auge nicht irgendwie hinderlich ist beim Kämpfen?


Watership Down

Zumindest das Ende der ersten Hälfte des Films ist dann wunderbar gelungen. Die Kaninchen erreichen endlich Watership Down und musikalisch untermalt mit dem besten Stück des Filmes "Climbing the Down" erreichen sie endlich ihr Ziel. Die Szene wie sie alle zusammen oben die restliche Gegend überblicken ist auch ein Markenzeichen des Films und auf vielen DVD-Covern oder Videohüllen abgedruckt.

Ein Bild für die Ewigkeit! Hmm, warum ist gleich noch mal auf dem offiziellen DVD-Cover Bigwig in der Schlinge abgebildet?

Damit endet auch der erste Teil des Films, der trotz einiger Schwächen noch der bessere Teil ist, denn es wird im zweiten Abschnitt nicht wirklich besser, eher im Gegenteil.

Watership Down (Film) Teil 1

Natürlich wurde Watership Down bei dem großen Erfolg auch adaptiert, so soll auch dieses Jahr (2017) eine vierteilige Miniserie von BBC herausgebracht werden, welche bei Netflix zu sehen sein wird. Ein Datum für die Ausstrahlung der ersten Folge ist jedoch zurzeit noch nicht bekannt.
Wesentlich populärer und wahrscheinlich sogar bekannter als das Buch selbst ist der Zeichentrickfilm, welcher 1978 von Martin Rosen produziert wurde. Ursprünglich sollte John Hubley die Regie führen, doch der verstarb 1977 noch während der Dreharbeiten. So übernahm Rosen die Aufgabe des Regisseurs und des Produzenten. Am 19. Oktober 1978 kam er in die Kinos und wurde ein sofortiger Erfolg in Großbritannien und wurde auch überregional schon bald populär.

Liest man sich durch diverse Kritiken und Meinungen zu dem Film so dominieren zwei Lager. Die einen sehen den Film als wunderbar animierten, sehr ernsten und tiefgründigen Film, welcher bei ihnen ein neues Verständnis von Natur und deren Lebewesen sowie der Umgang des Menschen mit der Natur gegeben hat. Diese preisen den Film in höchsten Tönen und bewundern gerade seine Düsterkeit und werden auch emotional von den traurigen Szenen mitgerissen.
Das andere Lager besteht bevorzugt aus Leuten, welche den Film als Kinder gesehen haben und von ihm zutiefst traumatisiert worden sind. Durch ein unfassbares, nicht verständliches Versagen der USK sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland ist der Film bereits ab sechs Jahren freigegeben. So dachten damals viele Eltern mit Watership Down einen schönen, netten Animationsfilm zu sehen mit kleinen, niedlichen Kaninchen (oder fälschlicherweise gerade im Deutschen sehr oft: Hasen) und setzten die armen Kinder völlig unbeschwert vor den Fernseher. Tatsächlich ist der Film nichts für Kinder. Verstörende Szenen tauchen zuhauf auf. Der Tod einiger Kaninchen wird sehr detailliert gezeigt und besonders die Kämpfe zwischen den Efrafas und den Watership-Down-Kaninchen erreichen in ihrer blutigen, brutalen Darstellung das Niveau mancher Horrorfilme. So erging es unter anderem auch mir, doch ich bin längst nicht der einzige, was zahlreiche Kommentare, Rezensionen, Meinungen und neuerdings auch Memes belegen. Erst letztes Ostern 2016 hatte die Ausstrahlung des Films auf Channel 5 in Großbritannien wieder für große Kritik und Kontroversen gesorgt. Am besten fast die Erfahrung mit Watership Down in zu jungem Alter dieses Video zusammen:



Für die einen also ein zeitloser Klassiker, für die anderen ein Kindheitstrauma bleibt eine Frage meist unbeantwortet: Ist es eine gelungene Adaption des Buches? Und hier muss ich leider sagen, nein. Ohne Kenntnis des Buches, womit ich den Film viele Jahre lang auch kannte, würde ich sagen es ist ein düsterer, aber sehr schön gemachter Film mit einer großen Tiefgründigkeit und auf keinen Fall geeignet für Kinder.
Doch jetzt kenne ich das Buch und deshalb bleibt besonders ein Kritikpunkt an dem Film hängen: Er ist zu kurz. Die Handlung von 470 Seiten wird versucht in anderthalb Stunden zu pressen, wobei alle Ereignisse aus dem Buch mit aufgenommen werden (Ausnahme: die Geschichten von El'ahrairah außer der Segnung). So ist der Film zwar sehr nahe am Buch, doch rauscht durch die Schlüsselereignisse eher hindurch und streift sie nur marginal, ohne dabei jedoch den Kern zu treffen. Ich werde das noch ausführlich darlegen. Meiner Meinung nach am besten hat diese Rezension diesen Hauptkritikpunkt beschrieben: Raving Sanity
Es bleibt natürlich die ewige Frage, ob sich Adaptionen am Original messen müssen oder ob sie auch einen eigenen Weg gehen dürfen. Ich bin da sehr strikt (weshalb mir auch viele hochgelobte Adaptionen nicht gefallen, ganz besonders Game of Thrones) und meine ja, wer ein Buch verfilmt sollte mindestens die Quintessenz des Buches auf die Leinwand bringen, das muss nicht das detailgetreue Zeigen jeder einzelnen Szene und die wortwörtliche Wiedergabe jeder Dialogzeile, aber zumindest die Atmosphäre des Buches muss im Film wieder erkennbar sein, sonst ist es für mich keine gute Verfilmung. Ausnahme ist hierbei, wenn der Film es schafft eine eigene, neue Atmosphäre zu erzeugen, die mich auch überzeugt, aber das passiert nur sehr selten. Bevor ich jedoch zum Inhalt komme einige Bemerkungen zu Animation, Musik und Darsteller.

Animation

Watership Down zeichnet sich durch eine wirklich wunderbare Animation aus. Außer dem Prolog, wo eine etwas primitivere Form verwendet wird, um den archaischen und mythischen Charakter besser einzufangen, werden durchweg äußerst realistische Zeichnungen verwendet. Diese stellen sehr detailliert die britische Landschaft da und tragen definitiv zur Atmosphäre bei, denn sie sind ausgesprochen liebevoll gestaltet.


Auch die Kaninchen sind in der Hinsicht gelungen. Sie sind nicht cartoonhaft, sondern fügen sich in die Landschaftszeichnungen perfekt ein und behalten auch ihre kaninchenartigen Züge bei. Das führt natürlich dazu, dass den Kaninchen nur wenig Mimik zugestanden wird, auch wenn sie gewisse Emotionen wie Freude, Trauer, Angst und Aufregung dennoch vermitteln können. Auch wenn die Zeichner versucht haben Farbnuancen bei der Fellfarbe hereinzubringen und die Kaninchen sich durch Größe oder Gewicht unterscheiden, so passiert es leider dennoch zu oft, dass sie manchmal nicht voneinander zu unterscheiden sind. Ganz besonders schlimm ist es mit Efrafa, denn bis auf Woundwort und Blackavar sehen sie nahezu alle gleich aus. Außerdem treten in manchen Szenen seltsame Farbveränderungen auf.

Blackavar, wohl eher Greyavar

Alles in allem ist die Animation jedoch sehr gut gelungen und ist definitiv ein Pluspunkt des Films.

Musik

Großen Bekanntheitsgrad erlangte der Film besonders durch ein Musikstück: "Bright Eyes", welches von Mike Batt geschrieben und Art Garfunkel gesungen wurde. Für viele ist es neben der Brutalität die erste Assoziation mit Watership Down. Auch ich empfinde das Lied als sehr schön und traurig und passt zumindest zur Atmosphäre des Films, wenn ich auch bei der Platzierung des Titels im Film so meine anderen Ansichten habe. Jedoch sind längst nicht alle von "Bright Eyes" begeistert, ausgerechnet Richard Adams selbst hat das Stück gehasst.
Auch besteht der Film aus vielen nicht gesungenen Musikstücken, welche alle von Angela Morley komponiert wurden. Sie fangen oft die Stimmung sehr gut ein und besonders "Climbing the Down", welches nur zweimal gespielt wird (in der Mitte und am Ende des Films) gefällt mir sogar noch besser als "Bright Eyes". An manchen Stellen ist jedoch die Musik mir auch ein Stück zu traurig oder melancholisch gewesen. So kommt irgendwie auch in Szenen, wo die Kaninchen einmal nicht in Gefahr sind, sondern nur friedlich im Gras liegen keine wirkliche freudige Stimmung auf. Ein trauriger Grundton schwingt immer mit.
Insgesamt jedoch ist die Musik ein klares Plus.

Darsteller

Viele bekannte Darsteller leihen den Kaninchen ihre Stimme. Hazel wird von John Hurt gesprochen, Fiver von Richard Briars und Bigwig von Michael Graham Cox. In seiner letzten Rolle als Schauspieler vor seinem Tod spricht Zero Mostel Kehaar. Passend wurde auch für Woundwort ein Sprecher gefunden, der bevorzugt militärische Rollen in Filmen gespielt hatte: Harry Andrews.
Insgesamt klingen die Stimmen sehr angenehm und wissen zu überzeugen, auch wenn in manchen Szenen etwas die Emotionen fehlen. Andererseits kann das auch daran liegen, dass Kaninchen keine Wesen sind, die ihre Emotionen durch Sprache deutlich zum Ausdruck bringen.

Fortsetzung folgt...