Samstag, 12. November 2016

Review: The Well of Ascension (Brandon Sanderson)

Der zweite Teil der Mistborn-Trilogie spielt etwa ein Jahr nach den dramatischen Ereignissen von Band 1. So wird die noch junge Herrschaft von Vin, Elend, Sazed und Co. - nach Beseitigung des Lord Ruler - stark bedroht. Einige auswärtige Lords, unter anderem Elends tyrannischer Vater Straff, erkennen die neue Regierung nicht an und belagern deshalb Luthadel, um selbst die Macht zu ergreifen. Schnell ergibt sich eine höchstgefährliche Situation in der gleich drei große Armeen die Hauptstadt belagern und nur aufgrund der Gefahr, bei einem verfrühten Angriff von den jeweils anderen Armeen überwältigt zu werden, nicht direkt angreifen. Es entsteht eine Patt-Situation aus welche sich die Helden durch geschickte Diplomatie und riskanten Manövern herauszuwinden versuchen. Das ist im Wesentlichen der Inhalt des ganzen Buches. Parallel dazu werden auch die letzten Worte des Lord Rulers wahr - wonach durch sein Tod Schlimmes passieren wird. So fangen die geheimnisvollen Nebel an, sich auch tagsüber zu bilden. Dabei werden immer häufiger Menschen auf seltsame Art und Weise getötet, außerdem nehmen manche Nebelgeister wahr. Mithilfe einer stählernen Inschrift, welche Sazed in einer Festung der Inquisitoren findet, kommt er einen Geheimnis auf die Spur, wonach wieder der Hero of Ages den Well of Ascension finden muss, um das Übel zu stoppen. Jedoch ist die Inschrift - geschrieben vor der Machtergreifung des Lord Ruler von einem der mächtigsten Priester der Terris - voller Widersprüche bezüglich des Helden, sodass nicht ganz klar wird was er eigentlich machen soll.
Im Gegensatz zum ersten Band beschränkt sich The Well of Ascension verstärkt der Charakterzeichnung. Neue POVs kommen hinzu, unter anderem Sazed, was mich sehr gefreut hat und es gibt auch neue interessante Charaktere wie Zane, der psychisch gestörte Halbbruder von Elend, welcher selbst ein mächtiger Mistborn ist. Besonders interessant ist hierbei die Beziehung zwischen Zane und Vin. Zane versucht Vin immer wieder zu manipulieren und redet ihr ein, dass sie von Elend und dem anderen nur als Waffe benutzt wird und gar nicht verstanden wird. Anfangs wehrt sich Vin noch dagegen, aufgrund ihrer Beziehung mit Elend und dennoch kommen ihr immer wieder Zweifel. Elend hingegen hat damit zu kämpfen als König und Herrscher wahrgenommen zu werden, denn er hat nicht nur Probleme mit den gegnerischen Armeen, sondern auch mit seinen eigenen Leuten, welche bald an ihm zweifeln.
Dadurch hat der Band einige ungewollte Längen, die doch an manchen Stellen ein Stück weit auch langweilig sind. Und nicht immer ist die Entwicklung der Charaktere interessant zu lesen, sie zieht sich teilweise stark hin und wirkt redundant. Gelungen sind hingegen die neuen Charaktere wie Zane, Tindwyl, der Kandra TenSoon und Cett. Als etwas störend empfand ich nur Allrianne, die in meinen Augen eher überflüssig war und streckenweise doch die Rolle des nervigen Frauencharakters eingenommen hat, da sie einfach zu viele Klischees erfüllt (ständiges Nörgeln, das Tragen von teuren Kleidern, unbändige Neugier). Das alte Stilmittel, wonach jedes Kapitel mit einem in kursiv geschriebenen Text beginnt, funktioniert immer noch perfekt.
Bis kurz vor dem Ende hätte ich das Buch somit als schwächer als Band 1 eingeschätzt. Dann folgt jedoch ein sehr brillanter Twist, welcher einem das ganze Buch und sogar den ersten Band mit völlig anderen Augen sehen lässt. Ich habe ihn nicht kommen sehen und doch ergibt er in seiner Gesamtheit auf perfide Art und Weise perfekt Sinn. Nur deshalb gefällt mir der zweite Buch trotz einiger Längen besser als der erste und ich bin schon gespannt wie die Trilogie abgeschlossen wird.