Sonntag, 18. Oktober 2009

3/09 Stranger In A Strange Land (Erik)

Also ich finde diese Episode genial. Jack reift als Anführer und wir sehen endlich, was es mit seinen Tattoos auf sich hat, etwas das mir seit dem Piloten schlaflose Nächte bereitet hat und weswegen ich stundenlang Theorien ausgetüftelt habe. Noch dazu lernen wir die perfekt organisierten Strukturen der Others kennen, Isabel war sofort mein Lieblingscharak... So jetzt aber Schluss, schlechter als diese Folge war nur noch "Fire + Water" und auch nur, weil sich Lost damals schon in einem Tief befand. Nichts aber auch gar nichts an dieser Folge ist für später relevant, wichtig, oder auch nur annähernd interessant.
Der Höhepunkt sind aber die Thaibacks, die dieses so wichtige Tattoo-Rätsel auflösen. Bai Ling, die Skandalnudel schlechthin wird dafür gecastet. Das einzige, was mich noch im Entferntesten daran erinnert hat, dass es sich hier nicht um eine eingeschobene, schlecht geschriebene Thailand-Romanze mit Matthew Fox und Bai Ling in den Hauptrollen gehandelt hat, sondern tatsächlich um einen Lost-Flashback, war als Jack die Probleme mit seinem Vater kurz ansprach. Ansonsten raffe ich das Ding einfach nicht, Jack, Mr. Unfaith, besteht mit aller Macht auf die Tattoos, was völlig out-of-character ist. Thailänder schlagen ihn zusammen, weil er ein chinesisches Tattoo (häh, sind wir nicht in Thailand?) von der Tättowerin bekommen hat. Ich verstehe nicht mal im Ansatz, warum Achara deswegen Probleme mit ihren Leuten bekommt, wenn sie ihren Job nachgeht und einen Ami tätowiert, oder warum ihr Bruder in einem sehr fairen Fünf gegen Eins Duell, Jack darum bittet, das Land zu verlassen. "He walks amongst us, but he is not one of us." Wie kann wegen so einem Satz ein ganzes Land austicken?

STRANGER IN A STRANGE LAND

Wenn etwas perfekt zum übrigen Lost in dieser Folge passt, dann ist es der Episodentitel. Stranger, das sind wir, die Lost-Zuschauer, die diese völlig out-of-art Episode sehen mussten. Strange land, diese Episode, die tatsächlich wie fremdes Land in der ganzen Lost-Serie wirkt.

HANDLUNGEN DIE IM NICHTS VERLAUFEN

Auch auf der Insel ist alles total antilostig. Das beste noch am Anfang, Jack wird nun in den Käfig verlegt. Schon hier geht es los, ich checke einfach nicht, warum Tom hier den Glashhaus-Vergleich bringt und auch nicht, warum Jack nicht einmal nachhakt, als er keine Antwort bekommt. Juliet soll um Tode verurteilt werden, weil sie einen Other getötet hat. Nur irgendwie kommt es mir so vor, als schießen die sich sonst selbst über den Haufen, Mikhail Mrs. Klugh, und Ben veranlasst auch noch die Tötung von Bonnie und Greta. Das alles reicht noch nicht und wir erleben den wohl sinnlosesten Charakter der Others überhaupt, Isabel. Sie ist Sheriff, kann Chinesisch und ist offenbar äußerst unbequem. Noch etwas ist sie aber, sie kommt nie wieder vor und stirbt einfach, laut den Autoren, sang-und klanglos beim finalen Strandangriff. Wir haben also eine Figur, die im Nichts verläuft und noch nicht einmal eine Todesszene bekommt.
Natürlich soll Juliet umkommen, Ben liebt sie über alles und hält sie aus persönlicher Obsession auf der Insel, finde nicht nur ich diese Stelle völlig unglaubwürdig geschrieben.
Ben hält dann doch auf Drängen von Jack und Alex die Exekution ab und will sie stattdessen lieber brandmarken. Dabei sagt er den besten Satz dieser Folge: "The cavalry has arrived, at last." Nebenbei die Ethan-Enthüllung als Chirurg, schon krass was der für seine 27 Jahre alles machen musste bei den Others.
Dann die Begegnung mit Cindy und den Kindern, es hätte endlich aufgeklärt werden können, was mit denen eigentlich los ist. Stattdessen wird Jack unverständlicherweise plötzlich cholerisch und verjagt sie wieder alle. Natürlich erfahren wir, dass sie nur beobachten. Was beobachten sie? Richtig, das erfahren wir wohl nie, interessiert jetzt aber auch keinen mehr.

URSA THEODORUS

"We have to go back", der interessanteste Satz von Kate gleich zu Beginn der Episode. Die ganze Szene wirkt unglaubwürdig, sonst nimmt Kate immer egoistisch sofort die Fäden in die Hand, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Hier hat sie ein Paddel in der Hand und macht nichts, außer Sawyer vorwurfsvoll anzuschauen.
Karl könnte präzise Antworten geben, was die Others eigentlich machen. Hmm "projects", was für eine aufschlussreiche Antwort. Schon seltsam, wie wenig er preisgibt über die Others und ihr Leben, aber natürlich sofort den Kitsch mit dem Teddybären-Sternbild erzählt. Ach so nicht vergessen, Sawyers bester Satz dieser Folge: "Well, sure, like the steal-the-kid-off-the-raft project. That was a humdinger."
Dann am nächsten Tag heult sich Karl aus und Sawyer führt mit ihm ein Männergespräch. Statt die Chance zu nutzen, mehr über die Others zu erfahren, schickt er ihn fort und womöglich in den sicheren Tod. Kate zickt dann rum, irgendwie verständlich, dann kommt wieder die Rede auf die Sex-Sache und das sie das nur gemacht hat, weil Sawyer fast tot war. Hmm und deshalb soll sich Kate schuldig fühlen? Raffe ich auch nicht.

JULIETS ZEICHEN

Das einzige in dieser Folge, worüber sich diskutieren ließe. Ich finde es zwar völlig an den Haaren herbeigezogen, dass Jack plötzlich auf ihrer Seite ist und ihretwegen lügt, aber gut das ist noch das geringste Übel an dieser Folge. Jedenfalls sieht es so aus wie das Frozen Donkey Wheel. Könnte ein Hinweis darauf sein, warum sie dann als einzige der Others mitflasht, zum einen weil sie nie im Tempel war, zum anderen wegen dem Zeichen, dass sie als Außenseiterin markiert. Sieht aber auch irgendwie wie ein herabfallender Stern aus. "Catch a falling star, and put it in your pocket". Ist damit Jack oder Sawyer gemeint, die Juliet als gefallenen Star nehmen sollen? Vielleicht ist aber auch die fallende Juliet im Incident gemeint.
Könnte aber auch eine umgedrehte Blume sein, ein Hinweis, darauf, dass sie später Miss LaFleur wird? Genaueres erfahren wir wohl nie, da sie jetzt tot ist. So kommt das Detail schon fast auf den Haufen anderen Unsinn dieser Episode.

Am Ende geht es nach Hause, weg von der Hydra, dorthin wo die Others leben. Damit ist dieser Handlungsstrang abgeschlossen. Wäre nicht Mittelpunkt des Ganzen Bens Operation und Rettung gewesen, so würde ich diesen Handlungsstrang ähnlich öde und storystoppend finden wie andere, aber er hat dadurch wenigstens etwas Existenzberichtigung.
Vielleicht ist auch diese Folge ein Mindgame von Ben und diese ganze Sheriff-Isabel-Juliet-Alex-"Mach es für mich"-Sache ist nur einer seiner weiteren Pläne. Glaube ich aber nicht.

BODYCOUNT

Die Handlung stirbt und irgendwie jeder Sinn dieser Episode.

Summe: 61

FAZIT:
Lost kann extreme Kontraste schaffen, mit "Flashes Before Your Eyes" ein Genistreich, mit dieser Folge ein komplettes Desaster. Nichts was hier vorkommt, wird je wieder angesprochen oder hat einen Zweck. Alle Handlungsstränge verlaufen somit im Garnichts, wodurch diese Folge wie ein Fremdkörper wirkt.
Verstärkt wird das noch durch eine Thailand-Romanze, die das Wort Flashback nicht verdient hat, in der wie erfahren, wie Jack zu seinen Tattoos kommt. Und ich frage mich, es gab ernsthaft Leute, die wissen wollten wie Jack zu seinen Tattoos kommt, obwohl diese Matthew Fox schon vorher hatte? Na wenigstens waren danach alle still und haben um Gottes Willen nicht noch gefragt, woher das "5" Tattoo kommt.


Nachgedanken:
- jegliches Nachdenken zu dieser furchtbaren Episode Lost wäre Zeitverschwendung