Montag, 16. November 2009

4/09 The shape of things to come (Erik)

Wie war es beim ersten Sehen? Nach wochenlanger Pause ging Lost endlich weiter, fast wäre es wegen dem Autorenstreik nie dazugekommen und dann kam er ganz unerwartet, der nächste Höhepunkt der Serie Lost. Wahnsinnig gutes Tempo, epische Dialoge und viel Action mit einem Ben, der auch mal Emotionen zeigt im Mittelpunkt. Besser kann eben Lost nicht sein.

ZEITLICHE ANOMALIE

Wenn es auch wirklich ein was zu kritisieren gibt, was aber noch nichtmal annähernd in die Kategorie ganz gut fällt, dann ist es die Anfangsszene, als sich Dummbratze Kate wäscht und wieder mal nervige Blicke mit Jack austauscht. Noch dazu wird die langweilige Blinddarmoperation, die aufgrund der Flashforwards nur ein äußerst nutzloser Lückenfüller ist, angedeutet.
Als dann aber Vincent bellt, wird es endlich interessant. Eine Leiche wurde angespült und nicht irgendeine, es ist diejenige von Ray dem Schiffsarzt. Natürlich wissen Daniel und Charlotte wie immer mal wieder nicht was los ist. Zugegeben Charlottes dummdoofer arroganter Blick, als Jack sie fragt was los ist hat schon ziemlich genervt. Dann fragt er Daniel, wann er ihn zum letzten Mal gesehen hat und das übliche Gestammel geht los: "When? "When" is kind of a relative term." Er hat nämlich Recht, denn der Arzt ist so weit von der Peilung 305 abgewichen, dass er sogar noch vor seinem wirklichen Tod angeschwemmt worden ist. Jene Lüge deckt Bernard auf, als Daniel mittels Morsen herausfinden soll was passiert ist und warum Desmond und Sayid noch nicht zurück sind. Dann endlich, als Jack ihn gegen eine Palme drückt, erfährt er die Wahrheit, die ihm Charlie und Locke eigentlich schon längst erzählt haben, diese Leute sind nicht da, um sie zu retten. Das es ausgerechnet den armen Daniel treffen muss, der das nun am wenigsten arrangieren kann ist schon etwas unfair, aber wenigstens schlagen sich sowohl Charlotte als auch Daniel in der nächsten Folge auf die Seite der Losties. Eine weise Entscheidung, doch deren Tod wird so und so geschehen, sodass es irgendwie auch keine Rolle spielt. Das beste an der Szene einen wütenden Jack im Moment des Versagens zu sehen, wie er zusammenbricht. Es ist immer wieder ein Genuss zu sehen, wenn Jack wieder mal versagt hat.

HURLEY = VARIABLE

Der beste Teil der Episode geht Hammer los: "We're all gonna die." Wir alle denken natürlich Hurley spricht über den bevorstehenden Angriff der Söldner, dabei spielen sie nur Risiko. Doch neben der deutlich in Szene setzen eines Spiels, fallen sehr viele interessante Andeutungen: "This is exactly what he wants--to fight amongst ourselves. You're making a big mistake, dude." Ist das bezogen auf den großen Samuel-Jacob-Konflikt, dass alle von Jacobs "Gruppe" so sehr damit beschäftigt sind sich gegenseitig zu bekämpfen, sodass sie dem wahren Feind Samuel helfen? Bezogen auf Lost bisher, Losties kämpfen gegen die Others, obwohl sie beide schon einen neuen Feind mit den Freighters haben. Locke und Jack haben sich solange um die Waffen gestritten, sodass Sawyer sie sich einfach genommen hat. In der Station gehen alle aufeinander los, obwohl sie nur Ben und den Others damit helfen. Im ganz großen Format, alle bekämpfen sich untereinander für irgendein Ziel, ohne das sie merken, dass sie in Wirklichkeit nur Marionetten von Samuel sind, denn zumindest bis Ende Staffel 5 hat es den Anschein, dass alle Konflikte nur seinem großen Plan dienen Jacob umzubringen. Die Tatsache, dass das ausgerechnet Hurley anspricht und als Fehler deutet, könnte wiedermal darauf hindeuten, dass er noch eine Schlüsselrolle bei Jacobs Plan ist. Im übrigen wer spielt gegeneinander, Hurley und Sawyer, die sich lange Zeit nicht ganz grün waren gegen Locke, die spätere Erscheinungsform von Samuel. Also deutlicher geht es kaum.
"Can't believe you're just giving him Australia. Australia's the key to the whole game." Wieder so ein Satz, der zum Nachdenken anregt. Australien war der Ausgangspunkt von Oceanic 815, dort haben sich alle gefunden, die auf dem Weg zur Insel waren. Für die ganze Serie ist dieser Kontinent tatsächlich ein Schlüsselort. Könnte es vielleicht sein, dass bei einer Änderung der Zeitlinie Australien jemand anderem in die Hände fällt? Wäre sehr interessant, denn so würde vielleicht alles wieder passieren nur mit anderen Figuren, die vielleicht alles anders machen.

CODE 14-J

Die Szene war heftig. Eine gefesselte Alex wird zum Sonarzaun geführt, bedroht von den Söldnern. Die meinen ihre Mission zumindest toternst. Da ist ein Baby? Maul halten und Zaun abschalten! Schon schlimm anzusehen, was Alex dadurch machen muss. Keamy jedenfalls überzeugt mich sofort als böser Charakter. Kein langes Reden, kein Ausschweifen, er handelt ohne zu Zögern.
Wenigstens warnt Alex dadurch nun Lockes Gruppe. Das Telefon klingt und übermittelt den Ungläubigen Risiko-Spielern einen Code 14 J. Wie wir nun wissen ist das der Code, wenn die Dharma-Initiative jemanden von den Others gefangengenommen hat. Geschickterweise wird es ausgelöst, wenn der Zaun durch Zwang abgeschaltet werden muss. Ben ist damit bestimmt klüger umgegangen, als die Dharma-Trottel.
Diesen sehen wir nun endlich das erste Mal in dieser Episode, pianospielend und noch dazu sein eigenes Thema in Lost. Finde es immer wieder unglaublich, was der alles kann. Seine Reaktion, als ihm Locke und Sawyer von dem 14-J berichten gigantisch, wie da die Augen hochgehen und er sofort handelt. Es ist zwar eine sehr ernste Situation für ihn eingetreten, doch nun hat er endgültig wieder die Kontrolle an sich gerissen. Er erteilt sofort Befehle und vergibt Waffen. Finde das übrigens traumhaft, wie der eben mal ein Gewehr unter seinem Pianohocker hervorzaubert. "They're here." Das sagt alles, der große Krieg kann beginnen.
Natürlich ist Sawyer etwas skeptisch, wobei er auf geniale Weise schon erkannt hat, was der 14-J nicht ist: "Let me guess. "14-J" ain't the code for the pizza boy." Sein bester Spruch überhaupt in Lost. Ben erklärt es ihm daraufhin und merkt nun, dass selbst ihr Vorsprung schon flöten gegangen ist. Sawyer fühlt sich nun in der Pflicht noch die anderen zu holen. Rousseau, Alex und Karl, die sind schon weg, schön, dass er sich um sie sorgt. Claire, natürlich das nutzlose Weib muss natürlich gerettet werden, wäre sonst zu schade den unwichtigsten Maincharakter sterben zu lassen. Aber lieber Sawyer, die Redshirts, deine anderen Mitabgestürzten? Da läuft sogar noch eine an den dreien vorbei.
Nebenbei bekommen wir dabei eine schöne Zeitanspielung:
Ben: "There's no time."
Sawyer: "I'll make time."
Schon bald wird er durch die Zeit reisen.
Im übrigen zu genial ist, als Ben zu Locke meint er wäre bei ihm am sichersten. "You want to live? I'm your best chance." Dabei kann man nur lachen, wenn man daran denkt, dass Ben ihn schon einmal umbringen wollte und ihn schließlich wirklich umbringt. Noch dazu ist es sowieso wie immer, Locke wird auf Ben hereinfallen, da dieser nur seine eigenen Pläne verfolgt und Locke irgendwie loswerden möchte.

FEUER FREI! (Aber nur auf Redshirts!)

Sawyer auf dem Weg zu Claire. Er kommt zu Doug, einem Redshirt, der die Ehre einer Sprechrolle hat und sogar in den Guest Cast durfte. Was macht er, anstatt ihm zu warnen, labert der nur über Claire. Es kommt aber daraufhin zu einer sehr lustigen Sterbeszene von Redshirts.
"Just get back inside and wait until--" ah jetzt, zu spät, Redshirt tot.
Nächster Redshirt kommt angelaufen, "Get back inside!", Redshirt tot, Redshirt mit Redshirt kommt angelaufen, "Get back inside!", Redshirt tot. Da also wussten wir den Grund, warum noch fünf andere 815er mit Locke mitgegangen sind. Ich gehe zu 1000% davon aus, dass die anderen beiden eine ältere Frau mit rotem Shirt und der letzte Typ, der angeblich Steve sein soll, aber wohl nur ein anderer ist auch erschossen werden, denn keiner von denen ist am Ende dabei, als Lockes Gruppe endgültig zerstört wird.
Der wahre Hammer kommt aber jetzt erst, gefühlte zehntausend Schüsse auf Sawyer und keiner trifft. Wenn die Söldner Sawyer mit Absicht töten wollten, bin ich professioneller Scharfschütze. Ich kann mir nur vorstellen, dass sie gesehen haben, dass Sawyer mit der Waffe eine Respektperson ist und womöglich dazu gebracht werden kann, dass Ben ausgeliefert wird. Um ihn zu schocken, schießen sie viele Schüsse als Warnung vor ihm und jagen zusätzlich noch Claires Haus in die Luft. Diese überlebt das wohl nur, weil sie sich nach hinten begeben hat auf die Veranda, als die Rakete abgefeuert wurde. Bravo, Claire, dass du dich noch an deine alte Liebe erinnerst. Sawyer rettet sie jedenfalls und bringt sie zurück. Viele sagen, dass Claire an der Stelle tot ist, ich sage nächste Folge noch was. Jedenfalls stellen die Söldner das Feuer ein, offenbar weil sie sehen, dass Sawyer auf dem Weg zurück zu Ben ist, nun offenbar wütend genug, sodass er ihn auch ausliefert.

DIE VERHANDLUNG

Die anderen haben sich mittlerweile gut verschanzt und geben eigentlich gar niemand anderen mehr die Chance hineinzukommen, selbst Sawyer nicht. Fand es irgendwie genial, als Sawyer mit Claire zurückkommt, Hurley die Tür aufmachen will und Ben und Locke beide bewaffnet, Hurley davon abhalten. Dieser handelt aber einfach selbst und schmeißt ein Fenster ein, sodass Sawyer hineinkann. Hier wird die Zersplitterung von Lockes Gruppe wieder angedeutet, er vertraut wieder mehr seinem Gefangenen und Fast-Mörder, anstatt seinen alten Mitabgestürzten. Noch aber müssen sie zusammenhalten, da sie aus der Situation noch nicht heraus sind.
Sawyer fragt berechtigt, warum sie einfach schießen und Leute töten. Ben kann das wiedermal perfekt beantworten, der hat offenbar nebenbei noch Kriegspsychologie intensiv studiert. Es ist nämlich herrlich zu sehen, wie er jede Taktik, die die Söldner anwenden wie aus dem Lehrbuch aufsagt, ohne das es ihn wirklich juckt. Schon toll zu sehen, wie er selbst in so einer Extremsituation noch die Kontrolle behält.
Nächster komischer Moment dieses Angriffs es klingelt und alle richten die Waffen auf die Tür. Es ist natürlich nur Miles, der von den Söldner befreit worden ist, damit Ben nun mit diesen in Kontakt tritt. Bis hierhin hat Ben alles unter Kontrolle gehabt, selbst als Miles ihm das mit der Geißel erzählt, deutet er nur daraufhin, dass jeder seiner Leute sich für ihn opfern würde. Dann aber kommt der Schock für ihn, es ist seine Adoptivtochter Alex. Nun ist Ben höchst gespannt und auch bereit zu verhandeln. Fand es aber herrlich, wie er trocken "Hello?" in das Walkie sagt. Keamy redet nun mit ihm und stellt seine Absichten klar. Ben soll herauskommen, dann passiert niemanden etwas im Haus. Sofort kontert er das mit: "You and I both know that once you have me, there's nothing to stop you from killing everybody else on this island." Keamy fragt, was er denkt, was er für eine Person sei und Ben erzählt nun alles über ihn. Wir wissen, dass es Keamy wahnsinnig wütend gemacht hat, dass Ben alles über ihn wusste. Auch wenn er es sich nicht ansehen lässt und so spielt er den letzten Trumpf aus, den er hat, um Ben zur Aufgabe zu zwingen, Alex. Es folgt eine der heftigsten Szenen von ganz Lost, angefangen mit: "Get your ass out here right now... or I'm gonna kill your daughter." Ben hat nun scheinbar ein Gegenargument, doch er überzeugt nur die Söldner vom Gehen, sodass Keamy zur letzten psychologischen Maßnahme greift und Alex das Walkie in die Hand drückt. Diese ist natürlich entsprechend traumatisiert durch die ganzen Ereignisse mit dem Tod ihrer Mutter, der Gefangenennahme und das ihr ganzes Leben nun von Bens Entscheidung abhängt. Dieser hat scheinbar alles im Griff, er glaubt nicht, dass Keamy es ernst meint. Was ist das heftigste, was wohl ein Menschen vor seinem Tod hören muss? Ich würde sagen das hier: "I stole her as a baby from an insane woman. She's a pawn, nothing more. She means nothing to me. I'm not coming out of this house. So if you want to kill her, go ahead and do it--" Alle Bezugspersonen sind ihr genommen und die einzige Person von der sie glaubt, dass sie ihm noch irgendwas bedeutet, sagt, dass sie nutzlos sei. Dann schießt Keamy, zur Überraschung von Ben, zur Überraschung vom Zuschauer. Es ist nun das eingetreten, was er einst mit Widmore besprach, dass er für die Insel alles opfern würde, selbst seine Tochter. Widmore war sich sicher, dass wenn die Insel ihren Tod wollte, sie sterben würde, nun ist es soweit. Alex ist das wohl tragischte und unschuldigste Opfer des Widmore-Ben-Konfliktes.

"HE CHANGED THE RULES"

Welche Regeln hat denn nun Widmore verändert? Es gibt mehrere Möglichkeiten, angefangen von den Regeln der Insel, die einen Tod Alex durch ihn nicht erlauben würde, Zeitreiseregeln, die Alex noch wichtig machen und somit keinen Tod zur Folge haben würde oder eine ganz normale Gentleman-Regel zwischen Ben und Widmore. Ich tippe auf Letzeres, alles spricht dafür. An der Zeit kann nichts geändert werden, das bleibt hoffentlich auch so, zumindest für eine Inselmacht war Alexs Tod unglaublich wichtig, Samuel. Ohne ihren Tod hätte Ben ihn nämlich womöglich nie beschworen, um erst einmal sicher von den Söldnern wegzukommen. Hätte er sich ergeben oder wäre er dann geschnappt worden, so hätte sie ihn gemütlich zum Frachter bringen können und niemand hätte das Rad gedreht. Samuel also wollte Alexs Tod und wenn das Regeln brechen sollte, so hat er schon haufenweise andere Regeln gebrochen. Ich wette sogar, dass Samuel Widmore mittels eines Traumes aufgetragen hat Alex töten zu lassen, wenn es hart auf hart kommt, da sich nur so Ben gefangennehmen ließe. Dafür hat er natürlich den Söldner angeheuert, der am gewissenlosesten agieren würde und selbst ein unschuldiges Mädchen für viel Geld erschießt.
Es bleibt also wohl eine ganz normale Abmachung zwischen Charles und Ben, die Familie herauszuhalten, während dieses Konfliktes. Nächster Beweis ist, dass Ben sofort damit droht Penny auch umzubringen. Interessant ist aber, dass praktisch beide Töchter die beiden gegeneinander ausgespielt hat und zu Feinden hat werdenlassen. Widmore wurde verstoßen wegen einem Kind mit einer Außenseiterin, Ben geriet in Konflikt mit Widmore, weil er Alex nicht töten konnte.

SMOKEY IS BACK

Tochter verloren, Regeln gebrochen, und die Gefangenschaft steht trotzdem bevor. Was bleibt Ben noch übrig? Richtig, Samuel himself zu rufen, in Form von Smokey und hoffen, dass er sich bei seinem Angriff nur um die Söldner kümmert und nicht auch noch um ihn. Da er nicht von Samuels Plan weiß, kann er auch gar nicht wissen, dass Samuel weder das eine noch das andere macht. Er greift die Söldner zwar an, doch er versucht sie bloß von Lockes Gruppe fernzuhalten, damit diese erst einmal entkommen können und er Locke die entscheidende Nachricht mit dem Verschieben der Insel übermitteln kann. Die Söldner müssen natürlich überleben, besonders Keamy, damit zu einen die Bedrohung für die Insel bestehen bleibt und zum anderen Keamy mit seinem Pulsmessgerät den Frachter noch hochjagen kann. Damit aber Keamys Truppe erstmal abhaut, um sich neu zu sammeln, muss es ein Opfer geben und das ist wohl jener Mayhew, der als einziger der Söldner auf Lockes Truppe zurennt. Dadurch und noch dazu, weil die Söldner wohl sämtliche Munition an Smokey verballern sorgen dafür, dass sie sich erst einmal auf den Frachter zurückziehen.
Ben verabschiedet sich noch in einer sehr emotionalen, wortlosen Szene von Alex, die gezeigt hat, dass sie ihm auf keinen Fall egal war. Nun kommt es aber zu spät, er ist Mitschuld am Tod seiner Tochter und muss sich dann drei Jahre später dafür rechtfertigen, natürlich nicht ohne Hintergedanken von Samuel. Der hat sich Alex auch noch ausgesucht als Opfer, weil sie die einzige Person ist, die Ben wirklich etwas bedeutet hat.
Für Lockes Gruppe dagegen ist es aus, denn dieser vertraut wieder Ben und macht dadurch wieder alte Fehler. Fand es schon krass, als er ihm einfach ein Gewehr gibt und sofort davon überzeugt ist, dass sie zu Jacob gehen müssen. Ich fand es genial, wie Ben dieses Wissen, dass nur Hurley weiß, wo die Hütte ist, geschickt im richtigen Moment genutzt hat, sodass ihm Locke wirklich folgen wird. Die anderen haben entsprechend der Ereignisse die Schnauze voll von Locke. Er hat als Anführer versagt, seine Gruppe ist zersprengt, der Rest schließt sich lieber wieder Jack an und Ben kontrolliert ihn sowieso, wie er will. Haben wir eigentlich wirklich geglaubt, dass Locke special ist und der geborene Anführer? Jedenfalls kann er noch Sawyer davon überzeugen, Hurley mitzunehmen. Toll fand ich, wie aus dem Egoisten Sawyer ein Mann geworden ist, der sich um Hurley Sorgen macht und Locke sogar damit droht ihn umzubringen, wenn er ihm auch nur ein Haar krümmt. Sawyer fand ich in der Szene wirklich toll, aber auch Hurley, der das ganze ohne Probleme löst. So geht es weiter, die einen gehen zurück zum Strand, die anderen zu Jacob.
Locke: "Which way?"
Ben: "Follow me. "
Und wieder einmal geht Locke weiter in Richtung seines sicheren Unterganges, und das obwohl er weiß, dass Ben ihn gar nicht, sondern Hurley zu Jacob führen müsste.

BENS FLASHFORWARDS

Endlich einmal Flashforwards, die nicht von einem der Oceanic 6 sind und gerade deshalb sind sie so genial. Was wir als Erstes sehen ist ein Ben, der mit Schneejacke in der Wüste Sahara landet. Auf diese Szene konnte ich mir lange kein Reim machen und wollte die Möglichkeit Teleportieren lange zur Seite schieben. Nun stört es mich nicht mehr, dass Ben nach dem Drehen des Frozen Donkey Wheels nach Tunesien teleportiert wird und auch nicht, dass Widmores Kameras fehlen. Warum eigentlich Tunesien, als Ausgang? Nun ich denke das Raddrehen als ein so verheerendes Mittel, um die Insel zu retten, schickt die Person, die diese Aktion ausführt so weit wie möglich weg von sich. Es wird der Punkt sein, an dem man am weitesten von der Insel entfernt ist. Noch dazu landet man unkontrolliert in der Zukunft, bei Ben sind es nur 10 Monaten, bei Locke aber fast drei Jahre.
Die Männer die kommen sind denke ich mal Widmores Leute, die er da postiert hat, um diejenigen abzufangen, die die Insel auf diese Weise verlassen. So bekommt er vielleicht neue Erkenntnisse durch sie, wie er zurückgelangt. Nun Widmores Leute haben Pech, dass es ausgerechnet Ben ist und auch Widmore merkt das, sodass er den Schutz verstärkt, indem er noch Kameras aufstellt. Es war, wie eigentlich in fast jeder Ben-Szene genial zu sehen, wie er sich aus der Situation herauswindet. Nicht nur, dass er haufenweise Fremdsprachen kann, nein er schafft es auch durch seinen Teleskopschlagstock sofort zwei bewaffnete Männer zu überwältigen. "Oh, so you do speak English." genauso herrlich, wie er dann eiskalt das Kopftuch des Toten nimmt, sich auf das Pferd setzt und in den Sonnenuntergang äh die Wüste reitet.
Danach sehen wir, dass Ben tatsächlich sehr oft außerhalb der Insel war und eine gewisse Macht mittlerweile besitzt. Als Dean Moriarty ist er sehr geschätzt, wie man an dem Blick der Empfangsdame sehen kann. Erleichterung überkommt ihn dann aber, als er erfährt, dass es gerade einmal der 21.10.2005 ist. Tja so einfach wie er ist niemand wegen seiner Aktion mit dem Drehen des Rades entkommen.
Dann sieht er die Beerdigung von Nadia Sayids große Liebe und merkt sofort, dass er einen Plan hat, wie er diesen auf seine Seite zieht. Diese wurde ermordet und soll nun in Tikrit beerdigt werden. Die einstige Verräterin bekommt so ein großes Begräbnis, na gut der Irak ist mittlerweile auch amerikanisiert. Im übrigen glaube ich, dass Ben nichts mit Nadias Tod zu tun hat. Ich glaube einfach nicht, dass er von der Wüste aus einen seiner Männer beauftragt hat Nadia zu ermorden, von der er gar nicht wissen konnte, dass sie mit Sayid unter einer Decke steckt. Es ist also tatsächlich von Widmore beauftragt, nur warum. Einfache Antwort: Samuel wollte das, damit Sayid die einzige Bezugsperson verliert und somit Bens Handlanger wird? Erst dadurch würde aus ihm die Person werden, die schließlich den kleinen Ben anschießt und ihn so erst zu dem macht, was er jetzt ist. Außerdem hilft es dabei Sayid nicht davon abzuhalten zur Insel zurückzukehren, denn erst wegen eines Mordes im Auftrag von Ben wird er offiziell an Bord von Ajira 316 gebracht.
So begibt sich also Ben im Indiana-Jones-Outfit nach Tikrit und beobachtet die Beerdigung. Zum einem, um Sayid auf sich aufmerksam zu machen, zum anderen um Nadias Mörder zu finden. Er schafft natürlich beides. Genial, wie er auf Sayids Frage antwortet: "How did you get here?" mit "I came across the Syrian border. It's really not as difficult as you might--" Für jemanden wie Ben dürfte so eine Staatsgrenze tatsächlich kein Problem sein. Jedenfalls auf die Frage, wie er von der Insel kommt hat er eine gute Ausrede parat mit der Elizabeth. Ob das nochmal Sayids sauschlechten Segelboot-Plan in Erinnerung ruft?
Dann aber kommen sie zum Wesentlichen, wer Nadia umgebracht hat und Ben hilft nun Sayid dabei den Mörder zu finden. Er hat natürlich den passenden Beweis parat, dass es nur dieser Ishmael Bakir sein kann und im Auftrag von Widmore gehandelt hat. Schon jetzt ist sein Schicksal besiegelt, als er gemeinsame Sache mit Ben macht. Natürlich ist es einfach für Ben diesen Ishmael Bakir zu finden und durch Sayid töten zu lassen. Die Unterhaltung mit ihm macht also keinen Sinn, es sei denn er wollte Bakir sagen, dass er Widmore übermitteln soll, dass er seine Tochter tötet. Dazu kommt es nicht und Sayid tötet ihn und wird so zu Bens Auftragskiller. Der schwirrt von dannen und tut so, als ob es nicht mehr Sayids Sache wäre, rät ihm nach seinem Verlust zu trauern und weiterzubeleben. Doch Sayid lässt sich nicht so leicht abwimmeln, denn durch Nadia ist ihm alles genommen wurden und er möchte Ben nun helfen weitere Männer in Widmores Organisation zu töten, damit nicht auch noch seine Freunde zu Schaden kommen. Ben hat das natürlich vorausgesehen: "I'll be in touch." und wie er grinst, als er von Sayid weggeht.
Es ist ein genialer Gegensatz. Das Ende von Sayid als moralisch gut positiv handelnde Person und der Beginn von Ben als Meistermanipulator.

"SLEEP TIGHT, CHARLES"

Die Folge war schon über 35 Minuten einfach nur genial, vollgeladen mit Emotionen und epischen Begebenheiten und dann kommt ganz zum Schluss auch noch die erste on-screen Unterhaltung zwischen den beiden Machtpolen Ben und Widmore. Herrlich, wie sich Ben mit seinem schwarzen Outfit Zugang zur Penthouse Suite verschafft und ganz cool sagt: "Wake up, Charles." Schon wie deren Dialog anfängt ist herrlich, Widmore ist gar nicht überrascht und fragt, warum Ben ein bisschen Farbe hat, der kontert das damit, dass es in Irak sehr heiß ist zurzeit. Dann kommt die Rede, warum Charles immer mit einer Flasche Scotch schläft und er spricht von Alpträumen. Hier für mich der Beweis, dass Widmore so die Anweisungen von Samuel bekommt, diese aber nicht allzu gut verkraftet.
Widmore: "Have you come here to kill me, Benjamin?"
Ben: "We both know I can't do that."
Frage mich was das zu bedeuten hat und ich wette es hängt damit zusammen, dass Samuel Jacob auch nicht persönlich umbringen kann. Offenbar spielen Charles und Ben deren Spiel auf kleineren Ebene und mit dem Ziel Herrschaft über die Insel.
Daraufhin fragt nun Widmore, warum er wirklich hier ist und Ben gibt ihm nun die Schuld für den Tod seiner Tochter. Wieder mal schön, wie Charles das kontert und Ben einfach nur stur gerade aussieht und sagt, dass das nicht wahr ist. In gewisser Weise haben beide Recht, Widmore hat ihren Tod in Auftrag gegeben, Ben hat es geschehen lassen. Beide aber wissen nicht, dass der wahre Schuldige womöglich Samuel ist, der einzige, für den daraus ein wirklicher Vorteil entstanden ist.
"Yes, Benjamin, it is. You creep into my bedroom in the dead of night--like a rat--and have the audacity to pretend that you're the victim?" Das macht uns erst wieder deutlich, dass Ben nicht so unschuldig ist, wie er hier tut.
"I know who you are, boy. What you are. I know that everything you have you took from me. So... Once again I ask you: Why are you here?" Immerhin hat er ihn einen Teil seines Leben gekannt und ist durch ihn erst verstoßen wurden. Widmore war also tatsächlich schon vorher auf der Insel, höherrangig als Ben und hat durch ihn alles verloren.
Der deutet nun eiskalt sein Vorhaben an, Penny auch zu töten, weil Widmore Alex getötet hat, sodass sie quitt sind. Er möchte, dass er sich genauso fühlt wie er. Zum Glück gelingt das Ben nicht wirklich, aber ein was ist schon längst geschehen, Charles hat seine Tochter verloren.
Dieser reagiert auf diese Drohung eiskalt mit "You'll never find her." Damit meint Charles wohl sowohl die Insel als auch Penny.
Widmore: "That island's mine, Benjamin. It always was. It will be again."
Ben: "But you'll never find it."
Er ist also noch immer hinter der Insel her und möchte wieder der Anführer sein, Ben kontert aber damit, dass er sie niemals finden wird. Das hat bis Ende Staffel 5 auch Gültigkeit, während Ben es schafft durch Ajira 316 zurückzukehren.
Widmore: "Then I suppose the hunt is on for both of us." Tja Ben hat dies schonmal gewonnen.
Das Ende eines epischen Dialoges und einer epischen Folge:
Ben: "I suppose it is. Sleep tight, Charles."

BODYCOUNT

Da ist mächtig was los. Fünf Redshirts werden von den Söldner über den Haufen geschossen. Einer der arabischen Reiter wird von Ben erschossen, sowie Ishmael Bakir von Sayid. Noch dazu wird Ray, der Schiffarzt tot angespült. Doch am heftigsten ist wohl die Exekutierung von Alex. Insgesamt also 9 Tote.

Summe: ca. 434 (445)

FAZIT:
Die zweite Ben-Folge ist genauso gut wie die erste und somit der zweite Höhepunkt der Serie Lost. Es ist unglaublich viel los mit dem Angriff der Söldner, dem toten Schiffarzt und der Rekrutierung von Sayid. Noch dazu kommt der wohl heftigste Tod von ganz Lost, eine weitere Smokey-Begegnung, epische, lustige Dialoge zwischen allen Beteiligten, die schließlich mit dem Aufeinandertreffen von Ben und Charles endet. Zu steigern geht das nicht mehr und man wird sich bewusst, dass man an einem Meisterwerk der Fernsehgeschichte teilgenommen hat.