Freitag, 6. Januar 2017

Watership Down Kapitel 43: The Great Patrol

Es kommt wenig überraschend, dass Woundwort diese Demütigung am Fluss nicht auf sich sitzen lassen wollte und so eine der größten, militärische Unternehmungen durchführt, welche es wohl je unter den Kaninchen gegeben hat. Adams verwendet wieder ein Gedicht von Walte de la Mare, um dieses Kapitel einzuleiten. Es ist über Napoleon und beschreibt den Russlandfeldzug. Er motiviert sie dabei mit den Worten, dass er alles ist, die ganze Welt, der Nordhimmel und die gesamte Einöde durch die sie gehen. So ähnlich kommt mir hier auch Woundwort vor, der trotz leichter Opposition an diesem irrsinnigen Unternehmen festhält.

Wenig überraschend bedeutete für Woundwort die Flucht von Hazels Gruppe mit dem Stechkahn ein großer Verlust an Autorität. Bis zu dem Moment hatte er die Situation unter Kontrolle, selbst als Kehaar seine Offiziere angegriffen hatte. Es war ihm spätestens mit dem Hinterhalt an der Plankenbrücke und der Attacke auf Kehaar gelungen, die Kontrolle wiederzuerlangen. Doch die Flucht der Kaninchen hat schließlich offensichtlich gemacht, dass er versagt hatte.
Die ganze Nacht über hatte er dann überlegt was zu tun ist und sich schließlich am nächsten Tag mit dem Rat unterhalten. Es wäre keine gute Idee mit einer Patrouille Bigwig den Fluss hinab zu folgen. Es hätte eine große Gruppe an Offizieren und Owsla gebraucht, welche in Efrafa fehlen würden und das Risiko eines weiteren Ausbruchs vergrößert hätte. Zudem gäbe es keine Spuren, den man folgen könnte und wenn sie ihn nicht finden könnten, würden sie als noch größere Narren zurückkommen als sie ohnehin schon sind. Und bereits jetzt sehen sie wie Narren aus, denn Vervain erzählt bereits solche Geschichten, nach denen Campion von einem weißen Vogel in den Graben gejagt worden ist und Bigwig Blitze vom Himmel beschwören konnte.
Die vernünftigste Idee hat Snowdrop (war überrascht, dass der wirklich noch lebt); die Sache einfach auf sich beruhen lassen, da sie schon bald vergessen sein wird. Kaninchen haben bekanntermaßen nur ein kurzes Erinnerungsvermögen. Hier tritt ein besonderes Motiv auf, welches besonders in der antiken Geschichtsschreibung auftritt. Es gibt einen weisen Charakter, der den Tyrannen oder Eroberer vor einer gefährlichen Operation abrät. Natürlich hört der Tyrann nicht darauf, so auch Woundwort.
Er hat eine zugegeben brillante Idee, womit wieder sein militärisches Genie unterstrichen wird. Er erinnert sich daran, dass eine Patrouille schon einmal fast auf Bigwig und die anderen Kaninchen getroffen wäre, nämlich Hauptmann Mallow, der dann von einem Fuchs getötet wurde. Er glaubt, sie würden dort wieder entlangkommen. Groundsel jedoch, der damals mit dabei war in der Patrouille, hat berechtigte Einwände: sie könnten sie niemals bekämpfen und müssten noch dazu lange im Freien verharren und Kratzer graben. Woundwort ist damit einverstanden, doch er hat einen anderen Plan. Eine Patrouille soll dort alle zwei Tage bleiben, warten bis Bigwig mit den Weibchen vorbeikommt und ihnen dann zu ihrem Gehege folgen. Sobald sie das herausgefunden haben, wird er dann jedoch großen Aufwand auf sich nehmen, um sie anzugreifen, denn er ist noch immer fest entschlossen, Bigwig persönlich zu töten.
Die erste Patrouille führt Woundwort noch persönlich an zusammen mit Groundsel, der ihm die Stelle zeigen soll. Nach den zwei Tagen werden ihre Hoffnungen jedoch geringer. Dann löst Vervain ihn ab und schließlich Campion. Unter den Efrafa-Offizieren bildet sich bereits eine Art Widerstand. Sie glauben Woundwort wären zu besessen von der Idee, Bigwig und die anderen aufzufinden und wollten vorschlagen, ob er das Unternehmen aufgibt, wenn sie in zwei Tagen keine gute Nachrichten haben. Just in dem Moment kehrt jedoch Campion mit den Nachrichten zurück, das fremde Gehege gefunden zu haben. Es ist zwar weit entfernt, aber da es nicht gesucht werden muss, einfach zu erreichen und nicht besonders groß.
Jegliche Opposition ist damit beendet und Woundwort ist wieder sicherer denn je in seiner Position. Er entscheidet sich für einen Überraschungsangriff auf das Gehege. Um das zu erreichen, lässt er sich zunächst noch Zeit, entscheidet die Expedition dann innerhalb eines Tages durchzuführen und er will persönlich mit Campion die Gegend untersuchen, um die beste Strategie für einen unbemerkten Angriff festzulegen. Durch den Westwind ist der Kart südlich der Cannon Heath Farm der geeignete Ort, um sich zu sammeln. Woundwort entscheidet sich sie nachts anzugreifen, weil sie dann unter der Erde schlafen und völlig überrascht werden von ihnen. Wenn sie ohne Vorwarnung angreifen, könnten sie das Gehege vielleicht sogar ohne Kampf einnehmen, Vervain würde er direkt zurück nach Efrafa schicken und Campion könnte noch bleiben und dann mit den Weibchen und möglichen Gefangenen nachziehen.
Woundwort entscheidet sich dann für eine kleine Truppe, denn sie sollten stark genug für die Reise sein und schnell, möglichst keine elil anziehen und sich nicht zerstreuen. Seine Führerschaft wird natürlich entscheidend sein, jedes Kaninchen soll sich so fühlen, als wäre es von ihm besonders auserwählt (das passt sehr gut auf das Napoleon-Gedicht in der Einleitung). Am Ende sind es 26 (oder 27, Kaninchen rechnen Menge nie in genauen Zahlen, sondern immer mit einer Stelle Abweichung), die Hälfte Owsla, der Rest vielversprechende Jünglinge. Sie werden von Campion und Chervil trainiert in Ausdauer und Kämpfen. Als Gegenleistung bekommen sie dafür keine Wachdienste mehr und silflay zu jeder Zeit.
So starten sie an einem Augustmorgen, doch der Marsch geht nicht ganz ohne Komplikationen ab. Groundsels Gruppe wird von zwei Hermelinen angegriffen, welche jedoch Woundwort in die Flucht schlägt, indem er das ältere angreift und schwer verwundet. Er tadelt Groundsel und meint er solle das nächste Mal auf sich selbst achten, denn "stoats aren't dangerous". Dieser Ausspruch wird in Bezug auf Woundwort noch sehr interessant werden. Er zeigt jedoch wie er elil sieht, sie sind für ihn schon keine Gefahr mehr. Desweiteren muss er drei Verstreute wieder einsammeln, wobei sich einer an einem Stück Glas verletzt. Woundwort kümmert sich um dessen Wunde so gut es geht. Diese Gruppe ist aufgrund des heißen Wetters der Erschöpfung nahe und Woundwort führt sie persönlich an. Sie erreichen schließlich den Kar, als Dandelion gerade seine Geschichte erzählt. Viele sind erschöpft und trotz ihres großen Respekts fühlen sie sich unsicher, weil sie soweit von zuhause weg sind. Bis auf ein paar Goldammern und Mäusen ist der Platz verlassen, und Woundwort kann natürlich nicht wissen, dass es genau diese Tiere sind durch die Hazel von den Efrafas erfährt.
Er ist jedenfalls überrascht, als er von Campion hört, dass Blackavar und Holly ihm begegnet sind. Er tadelt Campion, warum er sie nicht getötet hat, denn jetzt ist der Überraschungsangriff dahin. Campion hat jedoch genau aus dem Grund nicht angegriffen, den auch schon Blackavar und Holly vermutet haben, er hatte keine Befehle dafür. Der Gehorsam gegenüber Woundwort arbeitet hier also wieder gegen ihn, wie schon bei Hauptmann Bugloss, der auf Hollys einfachen Trick hereingefallen ist. Für Woundwort macht es keinen Unterschied, er wird trotzdem angreifen, jetzt werden die Kaninchen von Watership Down nur mit Sicherheit einige Gegenmaßnahmen ergreifen. Er überlegt sich die Situation und vielleicht geben die Rammler sogar die Weibchen auf und fliehen. Jedes dieser Kaninchen müsste sofort verfolgt werden, da seine eigenen Truppen erschöpft sind und die anderen frisch und ausgeruht.
Er wendet sich einem Kaninchen vom Neck Mark zu, welches Thistle heißt und bittet es Campion zu holen und dann zu ihm zu kommen. Woundwort will sehen was in dem Buchenwäldchen passiert und feststellen, ob der Gegner bereits zur Flucht bereit ist. Zusammen mit Thistle und Campion folgt er dem Pfad noch oben und nimmt der Fährte auf. Er ist sich ziemlich schnell sicher, dass die Kaninchen nicht gegangen sind, sondern noch alle da sind.
Genau in dem Moment kommt Hazel zu ihnen. Es ist ein besonderer Moment, denn es ist das einzige Mal, dass sich Woundwort und Hazel treffen und einen Dialog führen. Dieser ist äußerst interessant, denn er markiert den fundamentalen Unterschied zwischen diesen beiden Oberkaninchen. Woundwort fürs erste weiß gar nicht, dass er es mit dem Oberkaninchen von Watership Down zu tun hat. Hazel jedenfalls sucht ihn direkt auf und stellt sich als ein Freund von Bigwig vor und will wissen, warum er hier ist. Woundwort fragt spöttisch, ob er am Flussufer dabei war und Hazel das bejaht, verkündet Woundwort er werde das beenden, was ihm am Flusufer nicht gelungen ist, sie werden alle vernichtet werden. Dagegen hat Hazel berechtigte Einwände, denn es wird für Woundwort schwer werden sie zu vernichten und er verspricht ihm auch weniger Kaninchen mit zurück nach Efrafa zu nehmen, als er dabeihat. Besser wäre es sie kommen zu einer Einigung. Woundwort ist dazu sogar bereit, und verlangt die Auslieferung der Weibchen sowie von Bigwig und Blackavar.
Dieses Angebot kann Hazel natürlich nicht annehmen, weil es den Tod zwei seiner Freunde bedeuten würde und auch das Todesurteil wäre für ihr Gehege, da sie so wieder keine Weibchen hätten. Er schlägt im Gegenzug etwas Besseres vor. Da sie alle Kaninchen sind (schön wie er das am Äußeren beschreibt) wäre es besser zusammenzuarbeiten und zwischen Watership Down und Efrafa eine Reihe freier, unabhängiger Gehege anzulegen. Sie würden beiden profitieren, da Woundwort keine unglücklichen Kaninchen mehr hätte, welche schwer zu kontrollieren sind. Außerdem brauchen sie nicht zu kämpfen, denn Kaninchen haben ohnehin schon genug Feinde, auch ohne unter sich noch welche zu schaffen. Hazels Vorschlag ist absolut vernünftig, vielleicht sogar noch vernünftiger als ein Friedensangebot zwischen zwei menschlichen Kriegsparteien. Menschen haben keine natürliche Feinde, Kaninchen hingegen schon und sie werden noch dazu durch Seuchen und Krankheiten weiter dezimiert, sodass sie heutzutage schon fast die Einstufung gefährdet haben. In der Hinsicht wäre es wirklich das blödeste, wenn sich Kaninchen noch gegenseitig umbringen müssten.
Woundwort überlegt kurz, sieht sogar die Möglichkeiten und verwirft den Vorschlag dann. Adams beschreibt es schön, dass er sich in dem Moment als Führer mit Visionen und Genius hätte beweisen können (als den er sich selbst sieht), doch stattdessen ist er nicht besser als ein listiger Pirat. Genau als die Sonne untergeht, sieht er nur ein Ziel vor Augen, das Blutbad für welches er hierhergekommen ist und soviel Aufwand auf sich genommen hat. Woundwort hat somit seine letzte Chance verpasst. Er verkündet Hazel, er wäre nicht hier, um Unsinn zu reden, denn sie wären nicht in der Position mit ihm zu verhandeln.  Noch im gleichem Atemzug weist er Thistle an zu Hauptmann Vervain zu gehen, der alle nach oben bringen soll.
Campion fragt, ob er Hazel töten soll. Zumindest soviel Anstand hat Woundwort noch, sodass er einen Diplomaten nicht tötet. Wenn sie ihn schon geschickt haben, um sich ihre Bedingungen anzuhören, so soll er sich auch zurückbringen. Entweder werden alle Weibchen sowie Bigwig und Blackavar draußen vor dem Gehege warten oder er wird jedem Rammler die Kehle rausreißen (ach Film, warum musstet ihr das so wörtlich nehmen).
Hazel versucht noch etwas zu erwidern, doch Woundwort ignoriert ihn bereits und es beobachtet auch keiner wie Hazel zurückhoppelt. Somit beginnt die Belagerung von Watership Down.

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