Donnerstag, 27. Februar 2014

Mein Statement zur 2. Staffel

Warum ich Staffel 2 nicht mag?

Es dürfte deutlich geworden sein bei meinen Bewertungen und auch bei meinen Recaps, dass ich kein großer Fan der 2. Staffel bin und sie für die schwächste von Lost halte. Erstaunlicherweise gehöre ich da einer Minderheit an, denn ein Großteil liebt die 2. Staffel und sieht diese sogar als Höhepunkt der Serie an. Ich beneide solche Fans, denn sie können einem Aspekt der Serie viel abgewinnen, zu dem ich nie einen guten Draht gefunden habe. Gleichzeitig bedauere ich es aber, dass oftmals die gleichen Fans nichts mehr mit der chaotischen 4. Staffel oder den Zeitreisen in Staffel 5 anfangen konnten.
Ich möchte an der Stelle noch einmal die Hauptgründe anführen, warum die 2. Staffel bei mir nicht gut angekommen ist.

1. Der rote Faden: Ich bin der Meinung von allen 6 Loststaffeln hat die zweite am wenigsten einen roten Faden und einen durchgängigen omnipräsenten Handlungsstrang. Die Swan und ihr Zweck steht dafür einfach zu selten im Vordergrund, denn sie ist in 19 von 24 Folgen lediglich der Handlungsort. In Staffel 1 dagegen geht es durchgängig um die Einführung der Charaktere, in Staffel 3 um die Konflikte mit den Others, in Staffel 4 ist es die interessante Mischung aus den Flashforwards und dem Konflikt mit den Frachter-Leuten, Staffel 5 hat die Zeitreisen und Staffel 6 die Auseinandersetzung zwischen Jacob und Smokey.
Staffel 2 hingegen verliert besonders nach den drei starken Anfangsfolgen merkbar ein Ziel aus den Augen und wiederholt eher plakativ Charakterwandlungen, die wir schon in Staffel 1 gesehen hatten. Resultat sind redundante Folgen wie "What Kate did?", desaströse wie "Fire+Water", Lückenfüller wie "... And Found" und den Charakter zerstörende Folgen wie "The Long Con." Viele dieser Folgen verlaufen im Nichts, haben nie aufgelöste Cliffhanger und spätestens nach "Fire+Water" habe ich ernsthaft daran gezweifelt, welches Ziel die Serie verfolgt und ob sich die Autoren nicht in den vielen, wirren Einzelhandlungen verloren hätten. Zum Glück schaffen sie die Wende mit der Einführung von Benjamin Linus.

2. Die Charaktere: Was ich schon bei 1. angesprochen habe, ist ein weiterer großer Kritikpunkt dieser Staffel. Die Weiterentwicklung oder Nichtentwicklung vieler Charaktere ist in meinen Augen eine einzige Katastrophe. Jack ist immer noch derjenige, der alle retten will, nicht loslassen kann. Noch dazu zeigt er eine arrogante, unüberlegte Handlungsweise, die ihn am Ende in die Gefangenschaft der Others führt. Mit Locke geht eine sehr seltsame Wandlung einher, aus dem weisen Mann, der mit philosophischen Ratschlägen seinen Mitabgestürzten hilft, wird eine weinerliche, schwache Memme, der sich immer wieder von Jack unterkriegen lässt und am Ende seinen ganzen Glauben in die Insel verliert. So wirklich nachvollziehbar wird diese Entwicklung nicht. 
Genauso desaströs ist Charlies Entwicklung. Unbeholfen und grausam schlecht geschrieben wird ein Heroinrückfall in seine Story geworfen, der in der schlechtesten Folge von Lost einen ärgerlichen Höhepunkt findet. Genauso wird Sawyers Entwicklung zu einem etwas umgänglicheren Menschen plötzlich wieder über den Haufen geworfen mit seinem Waffenklaubetrug.
Andere Charaktere bleiben einfach wie sie sind und wirken daher langweilig, als Beispiel seien hier Kate oder Claire genannt.

3. Übermystifizierung: Keine andere Staffel schafft es soviele Fragen aufzuwerfen und gleichzeitig nicht zu beantworten. Das ist der Grund, weshalb ich allein über die Swan einen riesigen Post schreiben könnte. Mystische Dinge wirken in dieser Staffel im weiteren Verlauf übertrieben. Seien es die Others, die wie Geistermenschen in dreckiger Kleidung ohne Spuren zu hinterlassen durch den Dschungel schleichen, aber schon nächste Staffel reihenweise von den Losties niedergeschossen werden; oder die Dharma Initiative, die hier wie eine topgeführte, geheimnisvolle Organisation, in Staffel 5 sich aber als wahrhaft dilletantisch herausstellt. Dann gibt es noch die zahlreichen unbeantworteten Fragen, die relativ unspektakulär außerhalb der Serie geklärt wurden. Sei es, warum Libby in der Anstalt saß oder Radzinsky ein Stück vom Swan-Film herausschnitt.

4. Das Staffel-Finale: Wie schon an der Bewertung von "Live Together, Die Alone" deutlich wird, war ich von keinem anderen Staffelfinale mehr enttäuscht als von diesem. Die Nebenhandlungen mit den Others und dem Segelboot sind eines Finales nicht würdig. Die Swan-Handlung wird etwas zu plötzlich mit dem Fail-Safe-Key beendet, was wie ein nachträglicher Einfall der Autoren wirkt. Auch Desmonds Verhalten macht keinen Sinn, wenn man es mit dem Anfang der Staffel vergleicht. Es entsteht somit ein eigenartiger Bruch, noch in der Staffel, was nie ein gutes Zeichen ist. Noch dazu gibt es einen eigenartiger Cliffhanger und einen sehr unspektakulären Schluss.

5. Neue Charaktere: Von Ben und Desmond brauche ich hier nicht zu reden, die beiden sind der größte Pluspunkt der 2. Staffel. Doch es gibt noch die Tailies. Auch wenn es unfair ist, die Autoren wegen Verfehlungen von Schauspielern zu kritisieren, die Tailies wirken insgesamt ziemlich überflüssig. Bernard ist zwar ganz nett, aber bestenfalls ein gehobener Redshirt und so für die weitere Handlung nicht wirklich wichtig. Ana-Lucia ist äußerst unsympathisch und ihr Tod eine Erlösung. Libby wird durch ihr frühes Ableben leider ziemlich überflüssig und ihre Vergangenheit wird ein ewiges Mysterium bleiben. Eko, der beste der neuen, stirbt leider viel zu schnell in der neuen Staffel, wodurch auch er nicht wirklich wichtig wirkt.

Insgesamt wäre es für die Staffel besser gewesen, wenn sie nicht 24 Folgen lang gewesen wäre, sondern nur 16 oder 17. Viele unnötige Füllfolgen hätten somit weggelassen werden können und die Konzentration auf das Wesentlich wäre da gewesen.

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