Montag, 2. Januar 2017

Watership Down Kapitel 39: The Bridges

Es muss schon ein sehr komischer Anblick für irgendjemanden gewesen sein. In einem Sturm ein fortgerissenen Stechkahn mit knapp zwanzig Kaninchen darauf zu sehen. Die Absurdität dieser Szene beschreibt das amerikanische Volkslied, welches Adams hier eingangs zitiert, doch ganz gut. In gewisser Weise trifft das auch auf die Kaninchen zu, inklusive das mit nach Hause nehmen der Mädchen.

Wir erfahren durch den Wissenschaftler, dass Blackberrys Plan nur funktionieren konnte, weil der Test ein begradigter Fluss ist, ohne störende Sandbänke und einer an fast jeder Stelle gleichbleibenden Strömung. Für den Kaninchen ist es natürlich dennoch jenseits aller Vorstellungskraft was da gerade passiert und wie soll es auch anders sein. Die Efrafa-Weibchen haben noch nicht einmal einen Fluss gesehen und keiner der anderen wusste was ein Boot ist. So begreifen sie auch nicht die riesige Gefahr in der sie schweben, denn steuerlos auf einem Fluss zu treiben ist selbst für Menschen sehr gefährlich, sicherlich nicht auf so einem kleinem, aber die Kaninchen wissen natürlich weder etwas übers Steuern noch ist dieser kleine Fluss für sie ungefährlich.
Trotzdem herrscht eine Art Erleichterung, zum einen wegen der Unkenntnis, zum anderen Woundwort entkommen zu sein, was dessen furchteinflößendes Auftreten noch einmal unterstreicht. Es ist jedoch alles andere als gemütlich auf dem Boot. Es regnet noch immer und im Kielraum hat sich bereits Wasser angesammelt, wovon sich die Kaninchen fernhalten, da sie nicht noch nässer werden wollen als ohnehin schon. 
Bigwig ist vor Erschöpfung zusammengebrochen und ist kurz davor einzuschlafen. Er gibt gegenüber Hazel zu, so eine Aktion nie wieder durchführen zu können und meint es wäre ein Chance von Eins zu Tausend gewesen es aus Efrafa geschafft zu haben. Für Hazel ist es sicher, dass es eine Geschichte sein wird, die noch ihre Kinder und Kindeskinder hören werden. Bigwig ist somit bereits jetzt zu einer Legende geworden, dessen Tat über sein Leben hinaus den Kaninchen bekannt bleiben wird.
Hazel erkundigt sich auch nach seiner Schulterwunde und will wissen, wer es getan hat. Als Hazel den Begriff Owslafa nicht versteht, vergleicht er Bartsia mit Hufsa. Das ist durchaus passend, ist doch Hufsa eine negative Gestalt in der Kaninchen-Folklore und auch als obrigkeithörendes, verräterisches und kriecherisches Kaninchen bekannt, genau wie Bartsia. Bigwig glaubt, dass er sterben wird, denn er sagt "I think he'll stop running." Das bezieht sich natürlich zum einen auf den Hinterlauf, den er Bartsia gebrochen hat, zum anderen ist es eine andere Umschreibung der Kaninchen für den Tod. Bigwig fragt anschließend was jetzt passieren wird, da sie die Weibchen haben. Hazel weiß keinen Rat, er muss sich wieder auf die cleveren Kaninchen verlassen und außerdem würde er gern wissen wo Kehaar ist.
Dandelion reagiert sofort bei Hazels Erwähnung der cleveren Kaninchen und holt Blackberry und Fiver herbei. Er fragt Blackberry nach seiner Meinung der ist sich sicher, sie werden gegen eine der Flussbänke getrieben und können das Boot wieder verlassen und suchen dann im Unterholz nach Schutz. Für den Moment könne es aber nicht schaden so weit wie möglich von den Efrafas entfernt zu gelangen. Hyzenthlay weist sie daraufhin - noch immer in dem untergebenen Ton von Efrafa, - dass Kehaar kommt. Er jedenfalls warnt sie vor der näherkommenden Brücke. Es ist die gleiche, welche sie vor einigen Tagen überquert haben und erst jetzt wiedererkennen. Kehaar ist sich jedenfalls nicht sicher, ob sie mit dem Boot unter der Brücke durchgelangen. Sie ist so konstruiert, sodass nur wenig Platz ist zwischen der Wasseroberfläche und einem Untergerüst.
Hazel erkennt sofort die Gefahr und befiehlt allen sofort im unteren Teil des Bootes Schutz zu suchen. Nicht alle schaffen es. Acorn wird von dem Gerüst erwischt und in den unteren Teil des Bootes geworfen, übersteht das Ganze aber unverletzt. Nicht so viel Glück hat eines der Efrafa-Weibchen, welche eine schwere Verletzung am Rücken davonträgt. Acorn jedenfalls schämt sich dafür und meint zu Hazel, er müsse dafür nach Efrafa. Auch wenn Acorn bisher kaum charakterisiert wird, so sagt es schon viel über ihn aus. Er schämt sich offenbar dafür nicht so clever und schnell zu sein wie seine Gefährten und noch etwas wird deutlich: Efrafa wird zu einem Synonym für einen Ort, wo ein Kaninchen landet, wenn es etwas Schlimmes getan hat.
Verzweifelt fragt Hazel Kehaar wie sie wieder an die Flussbank kommen, denn sie können so nicht bleiben. Kehaar sagt, sie könnten das Boot nicht stoppen, doch es käme eine zweite Brücke, die sie stoppen wird. So bleibt den Kaninchen nichts anderes übrig als sich von der Strömung forttreiben zu lassen, obwohl sie aufgrund dem was Acorn und dem Weibchen zugestoßen ist, verängstigt sind. So kommen sie bald in eine Gegend, wo Hazel eine gute Stelle ausmacht zum Anladen, eine frisch gemähte, grasige Stelle, doch die Strömung treibt sie weiter. Schließlich erreichen sie die zweite Brücke. Sie ist einem mit Durchlässen, welche den Wasserlauf kontrollieren und zum Ernten von Flussgras genutzt wird. Dort kommen sie auch zwischen zwei nicht rausragenden Pfeilern an einem der Durchlässe zum Stehen. Innerhalb von fünfzehn Minuten haben sie jetzt eine Strecke von einer halben Meile zurückgelegt.
Hier sind die Kaninchen jedoch jetzt gefangen, denn beide Ufer sind zu weit weg, um dahin zu springen. Verzweifelt fragt Hazel Blackberry, wie es jetzt weitergeht, denn immerhin war es seine Idee gewesen. Der jedoch weiß auch nicht mehr weiter. Sie müssten wohl schwimmen. Silver spricht sich entschieden dagegen aus, denn obwohl es nicht weit aus, würden sie von der Strömung mitgerissen werden ehe sie steilen Flussbänke erreichen. Hazel versucht durch die Durchlässe zu schauen, doch sie sind zu eng und lassen zu wenig Licht durch, um zu erkennen was sich dahinter befindet. Auch für Hazel sieht die Lage hoffnungslos aus.
Da kommt Kehaar und fragt sie, warum sie das Boot nicht verlassen. Hazel fragt ihn, wie sie es machen sollen. Der fühlt sich wieder einmal von den Kaninchen veräppelt und meint sie müssten schwimmen. Hazel erklärt ihnen jedoch die Zwangslage, dass sie nicht schwimmen können und auch nicht wissen was auf der anderen Seite ist. Kehaar meint jedoch es wäre gut dort und sie könnten das Risiko eingehen. Hazel weiß jedoch nicht, ob er Kehaar trauen soll, denn er sieht die Gefahr dieses Flusses nicht aus Kaninchensicht, sondern im Vergleich mit dem Großen Wasser. Vermutlich könne er sich auch gar nicht in ihre Lage hineinversetzen. Denn obwohl sie ihn gerettet haben, hält Kehaar sie doch noch oft genug für ängstliche, hilflose, heimatgebundene Kreaturen und wird deshalb ungeduldig. Es wäre kein positives Zeichen, wenn einer von ihnen springt und in der Strömung untergeht. Hazel fühlt sich einmal mehr verloren und schaut sich nach seinen Freunden um.
Kehaar hat schließlich genug und zeigt es ihnen. Er schwimmt selbst durch den Durchlass und ist nach nur einem kurzen Moment wieder auf dem Brückenpfeiler. Laut Blackberry beweist das gar nichts, denn Kehaar hätte auch am Boden laufen oder die kleine Strecke fliegen können. Hazel ist der Verzweiflung nahe, besonders als er den erschöpften Bigwig sieht, welcher bisher keinerlei Anstalten gemacht hat ihn bei einem solchen risikoreichen Schritt zu unterstützten. Hier wird wieder schön unterstrichen wie sehr die beiden voneinander abhängig sind, um die Gruppe zu führen. Beide können nicht ohne einander.
So erweist sich in dieser verzweifelten Situation jemand völlig Unerwartetes als der Held. Fiver will als Erster das Risiko eingehen, weil er glaubt es wäre sicher. Für die verängstigten Kaninchen - besonders für Hazel - hätte es keine bessere Aufmunterung gebraucht, denn sie vertrauen Fiver, wenn er sagt, es wäre sicher und zudem bestärkt es sie selbst, wenn es eines der schwächsten Kaninchen ihrer Gruppe schaffen würde. Bevor Fiver jedoch ins Wasser springen kann, hören und nehmen sie Menschen auf der Brücke wahr. Kehaar handelt instinktiv und fliegt weg, doch das können die Kaninchen, obwohl sie auch versucht sind Deckung zu suchen. Alle sind verängstigt und wohl in dem Zustand, den die Kaninchen als tharn kennen. Hazel erinnert sich zurück an die Situation als er angeschossen wurde und fragt sich wieder, warum sie ihn nicht finden. Doch sie haben alles Glück der Welt auf Menschen gestoßen zu sein, die mit dem Tunnelblick eines Smartphone-Benutzers durch die Welt gehen, denn sie gehen einfach weiter ohne den Stechkahn zu bemerken. Es gehört meiner Meinung nach schon eine große Menge dazu, seine Umgebung so zu vergessen, sodass man einen losgerissenen Stechkahn voller Kaninchen nicht bemerkt. Dass es böse Menschen sind, zeigen zweifelsohne die Zigaretten, welche als ein Mahnmal der Schlechtigkeit der Menschen immer wieder auftauchen.
Hazel hat endgültig genug und will das Risiko eingehen. Er ruft Bluebell zu sich und meint, er könne doch kommen, immerhin will er ein Wasserkaninchen sein. Es ist jedoch nicht Bluebell, der zu Hazel kommt, sondern Pipkin. Wieder einmal wunderbar wie dessen Loyalität und Vertrauen zu Hazel sich darin äußert, ein gefährliches Risiko einzugehen. Beide springen in den Fluss und schwimmen durch den Durchlass. Sie erreichen die andere Seite und Hazel ist überrascht relativ sanft in einem Haufen Schlamm zu landen. Der ganze Fluss bildet auf der anderen Seite eine Art Sumpf, wo das Flussgras gesammelt wird. Auf der anderen Flussseite wurde zu dem Zweck eine Art Kompost angelegt von dem ein unangenehmer, fauliger Geruch ausgeht. Hazel freut sich über Kehaar und ärgert sich, ihm nicht schon eher vertraut zu haben. Hier zeigt sich also auch, dass Kehaar durchaus viel am Wohlbefinden der Kaninchen liegt und er sie nicht leichtsinnigen Risiken ausgesetzt hätte. Hazel hat jedoch erst eine Gefahr durch die Menschen gebraucht, um schließlich auch zu der Erkenntnis zu gelangen, dass er auch Kehaar voll und ganz vertrauen kann.
Nur kurze Zeit später kommt ein weiteres Kaninchen durch die Öffnung hindurch. Es ist Blackavar. Hazel ist verwundert und fragt warum er dieses Risiko eingegangen ist. Blackavar dachte es wäre ein Befehl gewesen und hätte dementsprechend gehandelt. Hier merken wir wieviel Efrafa noch in ihm steckt, doch ich finde es auch bewundernswert, dass er dieses Risiko eingegangen ist ohne Furcht. Zudem zeigt es auch wie schnell Hazel bei anderen Kaninchen Loyalität erzeugen kann, wobei es bei den Efrafas natürlich leichter geht. Er jedenfalls fragt Blackavar, ob noch andere bereit gewesen wären hineinzuspringen. Blackavars Ansicht nach sind die meisten anderen noch zu nervös. Hazel will schnell handeln, denn sie könnten alle tharn werden, der Mensch könnte zurückkommen oder irgendwas anderes passieren. Zu seiner Überraschung meint Blackavar das wäre ganz einfach. Sie müssten nur zur anderen Seite und könnten es ihnen sagen. Hier zeigt sich, dass Blackavar über eine ähnliche Auffassungsgabe und Verständnis verfügt wie Blackberry, denn er hat sofort die Funktionsweise einer Brücke verstanden. Sein Potential wurde in Efrafa total verschwendet, doch hier kann er es unter Beweis stellen. Hazel ist deshalb verblüfft, weil er einen gedemütigten Efrafa-Gefangen erwartet hat, einer der noch nicht einmal in der Owsla war; und jetzt wirkt dieses Kaninchen im Angesicht einer bedrückenden Situation absolut sicher, obwohl er selbst sagt, erschöpft zu sein.
Zusammen mit Blackavar gehen sie zur anderen Seite, wo sie schon bald das Boot finden. Er fordert dort Silver und Fiver aus alle nacheinander ins Wasser zu führen. Speedwell und Dandelion springen sofort als sie Hazel sehen, seine Präsenz ist Beweis genug, dass es sicher ist. Als jedoch Fiver springt, hält ihn Silver zurück. Er erklärt ihm, wenn alle Rammler jetzt springen, würden sie die Weibchen nie dazu bringen in den Fluss zu springen. Blackavar erklärt Hazel, sie würden auf Bigwig hören. Dieser schläft noch immer, sodass Silver ihn wecken muss und erklärt was los ist. Bigwig fordert dann Hyzenthlay auf, dass sie nacheinander in den Fluss springen sollen. Es dauert jedoch lange bis alle Kaninchen von Bord sind. Einige sind so erschöpft, sodass sie ängstlich und zusammengekauert auf dem Boot bleiben. Insgesamt sind es zehn Weibchen, die sie mitgenommen haben. Bigwig bittet in den meisten Fällen einen der Rammler auf zuerst hineinzuspringen, sodass er die Weibchen auf die andere Seite führen kann. Das verletzte Weibchen, Thrayonlosa, ist so schlimm dran, sodass sie eine Eskorte durch Blackberry und Thethuthinnang erhält.
Hazel und Blackavar kehren schließlich zu dem Becken auf der anderen Seite zurück, doch es dauert noch bis Mitternacht ehe Bigwig mit Silver und Fiver zu ihnen kommen. Bigwig ist besonders schlecht dran, er schwimmt bäuchlings auf der Oberfläche und fällt erschöpft in den Sumpf. Er lässt sich jedoch nicht helfen, sondern reagiert nur schnippisch auf Hazel, dass er jetzt schlafen werde und Hazel ihn nicht davon abhalten kann. Zu Blackavar meint Hazel, so würden sie miteinander umgehen und daran wird er sich schon gewöhnen. Jetzt jedoch sollten sie noch einem trockenen Platz Ausschau halten, wo sie schlafen können. Schon bald haben sie eine Stelle gefunden und schlafen erst einmal.
Insgesamt geht das Abenteuer mit dem Boot somit glimpflich für Hazel und seine Gruppe zu Ende. Sie entkommen den Efrafas und schaffen es irgendwie das Boot zum Stehen zu bekommen und heil von Bord zu gelangen. Es war jedoch eines ihrer größten Risiken und gefährlichsten Abenteuer bei dem selbst Hazel fast die Kontrolle entglitten wäre. Hier hätten sie es wohl ohne Kehaar nicht geschafft. Jedoch und das werden wir bald feststellen, ohne Verluste wird dieses Abenteuer nicht bleiben. 

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