Montag, 9. Januar 2017

Watership Down (Film) Teil 1

Natürlich wurde Watership Down bei dem großen Erfolg auch adaptiert, so soll auch dieses Jahr (2017) eine vierteilige Miniserie von BBC herausgebracht werden, welche bei Netflix zu sehen sein wird. Ein Datum für die Ausstrahlung der ersten Folge ist jedoch zurzeit noch nicht bekannt.
Wesentlich populärer und wahrscheinlich sogar bekannter als das Buch selbst ist der Zeichentrickfilm, welcher 1978 von Martin Rosen produziert wurde. Ursprünglich sollte John Hubley die Regie führen, doch der verstarb 1977 noch während der Dreharbeiten. So übernahm Rosen die Aufgabe des Regisseurs und des Produzenten. Am 19. Oktober 1978 kam er in die Kinos und wurde ein sofortiger Erfolg in Großbritannien und wurde auch überregional schon bald populär.

Liest man sich durch diverse Kritiken und Meinungen zu dem Film so dominieren zwei Lager. Die einen sehen den Film als wunderbar animierten, sehr ernsten und tiefgründigen Film, welcher bei ihnen ein neues Verständnis von Natur und deren Lebewesen sowie der Umgang des Menschen mit der Natur gegeben hat. Diese preisen den Film in höchsten Tönen und bewundern gerade seine Düsterkeit und werden auch emotional von den traurigen Szenen mitgerissen.
Das andere Lager besteht bevorzugt aus Leuten, welche den Film als Kinder gesehen haben und von ihm zutiefst traumatisiert worden sind. Durch ein unfassbares, nicht verständliches Versagen der USK sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland ist der Film bereits ab sechs Jahren freigegeben. So dachten damals viele Eltern mit Watership Down einen schönen, netten Animationsfilm zu sehen mit kleinen, niedlichen Kaninchen (oder fälschlicherweise gerade im Deutschen sehr oft: Hasen) und setzten die armen Kinder völlig unbeschwert vor den Fernseher. Tatsächlich ist der Film nichts für Kinder. Verstörende Szenen tauchen zuhauf auf. Der Tod einiger Kaninchen wird sehr detailliert gezeigt und besonders die Kämpfe zwischen den Efrafas und den Watership-Down-Kaninchen erreichen in ihrer blutigen, brutalen Darstellung das Niveau mancher Horrorfilme. So erging es unter anderem auch mir, doch ich bin längst nicht der einzige, was zahlreiche Kommentare, Rezensionen, Meinungen und neuerdings auch Memes belegen. Erst letztes Ostern 2016 hatte die Ausstrahlung des Films auf Channel 5 in Großbritannien wieder für große Kritik und Kontroversen gesorgt. Am besten fast die Erfahrung mit Watership Down in zu jungem Alter dieses Video zusammen:



Für die einen also ein zeitloser Klassiker, für die anderen ein Kindheitstrauma bleibt eine Frage meist unbeantwortet: Ist es eine gelungene Adaption des Buches? Und hier muss ich leider sagen, nein. Ohne Kenntnis des Buches, womit ich den Film viele Jahre lang auch kannte, würde ich sagen es ist ein düsterer, aber sehr schön gemachter Film mit einer großen Tiefgründigkeit und auf keinen Fall geeignet für Kinder.
Doch jetzt kenne ich das Buch und deshalb bleibt besonders ein Kritikpunkt an dem Film hängen: Er ist zu kurz. Die Handlung von 470 Seiten wird versucht in anderthalb Stunden zu pressen, wobei alle Ereignisse aus dem Buch mit aufgenommen werden (Ausnahme: die Geschichten von El'ahrairah außer der Segnung). So ist der Film zwar sehr nahe am Buch, doch rauscht durch die Schlüsselereignisse eher hindurch und streift sie nur marginal, ohne dabei jedoch den Kern zu treffen. Ich werde das noch ausführlich darlegen. Meiner Meinung nach am besten hat diese Rezension diesen Hauptkritikpunkt beschrieben: Raving Sanity
Es bleibt natürlich die ewige Frage, ob sich Adaptionen am Original messen müssen oder ob sie auch einen eigenen Weg gehen dürfen. Ich bin da sehr strikt (weshalb mir auch viele hochgelobte Adaptionen nicht gefallen, ganz besonders Game of Thrones) und meine ja, wer ein Buch verfilmt sollte mindestens die Quintessenz des Buches auf die Leinwand bringen, das muss nicht das detailgetreue Zeigen jeder einzelnen Szene und die wortwörtliche Wiedergabe jeder Dialogzeile, aber zumindest die Atmosphäre des Buches muss im Film wieder erkennbar sein, sonst ist es für mich keine gute Verfilmung. Ausnahme ist hierbei, wenn der Film es schafft eine eigene, neue Atmosphäre zu erzeugen, die mich auch überzeugt, aber das passiert nur sehr selten. Bevor ich jedoch zum Inhalt komme einige Bemerkungen zu Animation, Musik und Darsteller.

Animation

Watership Down zeichnet sich durch eine wirklich wunderbare Animation aus. Außer dem Prolog, wo eine etwas primitivere Form verwendet wird, um den archaischen und mythischen Charakter besser einzufangen, werden durchweg äußerst realistische Zeichnungen verwendet. Diese stellen sehr detailliert die britische Landschaft da und tragen definitiv zur Atmosphäre bei, denn sie sind ausgesprochen liebevoll gestaltet.


Auch die Kaninchen sind in der Hinsicht gelungen. Sie sind nicht cartoonhaft, sondern fügen sich in die Landschaftszeichnungen perfekt ein und behalten auch ihre kaninchenartigen Züge bei. Das führt natürlich dazu, dass den Kaninchen nur wenig Mimik zugestanden wird, auch wenn sie gewisse Emotionen wie Freude, Trauer, Angst und Aufregung dennoch vermitteln können. Auch wenn die Zeichner versucht haben Farbnuancen bei der Fellfarbe hereinzubringen und die Kaninchen sich durch Größe oder Gewicht unterscheiden, so passiert es leider dennoch zu oft, dass sie manchmal nicht voneinander zu unterscheiden sind. Ganz besonders schlimm ist es mit Efrafa, denn bis auf Woundwort und Blackavar sehen sie nahezu alle gleich aus. Außerdem treten in manchen Szenen seltsame Farbveränderungen auf.

Blackavar, wohl eher Greyavar

Alles in allem ist die Animation jedoch sehr gut gelungen und ist definitiv ein Pluspunkt des Films.

Musik

Großen Bekanntheitsgrad erlangte der Film besonders durch ein Musikstück: "Bright Eyes", welches von Mike Batt geschrieben und Art Garfunkel gesungen wurde. Für viele ist es neben der Brutalität die erste Assoziation mit Watership Down. Auch ich empfinde das Lied als sehr schön und traurig und passt zumindest zur Atmosphäre des Films, wenn ich auch bei der Platzierung des Titels im Film so meine anderen Ansichten habe. Jedoch sind längst nicht alle von "Bright Eyes" begeistert, ausgerechnet Richard Adams selbst hat das Stück gehasst.
Auch besteht der Film aus vielen nicht gesungenen Musikstücken, welche alle von Angela Morley komponiert wurden. Sie fangen oft die Stimmung sehr gut ein und besonders "Climbing the Down", welches nur zweimal gespielt wird (in der Mitte und am Ende des Films) gefällt mir sogar noch besser als "Bright Eyes". An manchen Stellen ist jedoch die Musik mir auch ein Stück zu traurig oder melancholisch gewesen. So kommt irgendwie auch in Szenen, wo die Kaninchen einmal nicht in Gefahr sind, sondern nur friedlich im Gras liegen keine wirkliche freudige Stimmung auf. Ein trauriger Grundton schwingt immer mit.
Insgesamt jedoch ist die Musik ein klares Plus.

Darsteller

Viele bekannte Darsteller leihen den Kaninchen ihre Stimme. Hazel wird von John Hurt gesprochen, Fiver von Richard Briars und Bigwig von Michael Graham Cox. In seiner letzten Rolle als Schauspieler vor seinem Tod spricht Zero Mostel Kehaar. Passend wurde auch für Woundwort ein Sprecher gefunden, der bevorzugt militärische Rollen in Filmen gespielt hatte: Harry Andrews.
Insgesamt klingen die Stimmen sehr angenehm und wissen zu überzeugen, auch wenn in manchen Szenen etwas die Emotionen fehlen. Andererseits kann das auch daran liegen, dass Kaninchen keine Wesen sind, die ihre Emotionen durch Sprache deutlich zum Ausdruck bringen.

Fortsetzung folgt...

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