Mittwoch, 30. November 2016

Watership Down Kapitel 13: Hospitality

Eines der unheimlichsten Kapitel in Watership Down wird passenderweise eingeleitet mit einem Auszug aus dem Gedicht The Lotus-Eaters von Alfred Lord Tennyson, welcher zur Regierungszeit von Königin Victoria sogar Poet Laureate des Vereinigen Königreichs war und somit zu einem der bedeutendsten englischsprachigen Dichter zählt. Das hier zitierte Gedicht handelt von einer Gruppe Menschen, welche nach Spanien kommen und in den Pyrenäen von den Lotosblumen essen und daraufhin in einen Zustand von Faulheit und Müßiggang verfallen und sich von der übrigen Welt isolieren. Eingeleitet wird das hier durch die Beschreibung der Luft, welche bereits eine gewisse Trägheit ausstrahlt und das Land den Eindruck macht als wäre es dort immer Nachmittag. Einen ähnlichen Ort hat auch Hazels Gruppe erreicht.

Sie finden das Gehege ziemlich schnell und insbesondere Bigwig ist überraschend wie offen es zu sehen ist und wie leicht die Spuren der Kaninchen auszumachen sind. Blackberry ist der Meinung vermutlich sind sie so offen, weil sie sich sicher fühlen (womit er wieder einmal Recht hat) und sagt, dass auch Sandleford für elil offensichtlich war. Bigwig äußert dazu, jedoch nicht zu sicher, denn in diese Löcher könnten hrududil hineinfahren. Mit Sicherheit eine Übertreibung, es zeigt jedoch wie offen und schutzlos der Bau in den Augen eines erfahrenen Owsla-Offizieres ist. Dandelion ist jedoch der Meinung, er würde jetzt hinuntergehen, denn er ist sehr nass.
Schließlich taucht ein Kaninchen auf, welches wieder verschwindet und gleich darauf werden sie von zwei Kaninchen durch eine Art Tanz begrüßt, welche Hazels Gruppe irritiert. Außer zur Begrüßung und bei der Paarung haben Kaninchen normalerweise keine formalen Gesten. Schon ein Hinweis, dass irgendetwas an dem Gehege und den Kaninchen falsch ist. Die beiden erwarten in jedem Fall eine Erwiderung des Tanzes, bestätigen jedoch, dass Cowslip in dem großen Bau ist und sie hinunterkommen können. Hazel fragt noch wieviele, worauf dieser überrascht antwortet, alle. Schließlich würden sie nicht im Regen bleiben wollen.
Hazel hätte damit gerechnet, dass einige von ihm zu dem Oberkaninchen geführt werden, welches nicht Cowslip sein kann, da er ohne Begleitschutz zu ihnen gekommen ist. Vor dieser Trennung hatte er sich gefürchtet. Jetzt jedoch ist er sich sicher, dass es einen Bau geben wird, welcher genug Platz für sie alle bietet und er stellt eine Reihenfolge zusammen wie sie heruntergehen. Zu Ehren von Pipkin lässt er ihn direkt hinter sich, während er Bigwig die Nachhut anführen lässt. Seine Gedanken sind hier sehr pragmatisch und auch ein Stück weit gefühlskalt: sollten die Anführer angegriffen werden, wäre Pipkin als kleinster der Gruppe entbehrlich und Bigwig könnte einige der anderen in Sicherheit führen. Hier erleben wir eine neue Seite von Hazel als Anführer, welcher kühl kalkulierend und pragmatisch denkt, eine Eigenschaft, welche jedoch auch zu einem Anführer gehört.
Als sie jedoch den Lauf betreten bemerkt er schnell wie groß dieser ist und das sie von drei Seiten aus angegriffen werden könnten. Er hat schlicht nicht damit gerechnet so ungeschützt unter der Erde zu sein und ärgert sich schon, warum er nicht Silver hinter sich gesetzt hat, sondern Pipkin. Viele kleinere Läuft zweigen von diesem Hauptlauf ab.
Dann hört er Cowslip und er begrüßt sie offiziell in seinem Gehege. Durch den Wissenschaftler erfahren wir wieder wie sich Menschen und Kaninchen unterscheiden, wenn sie einen neuen dunklen, fremden Ort erreichen. Durch Geruch, Hören und Berührung nehmen sie einen Ort viel stärker wahr als durch ihre Augen. So würde Hazel den Bau auch wiedererkennen, wenn er jetzt sofort geht und für sechs Monate woanders leben würde. Er befindet sich in einem der größte Baue, wo er je war. Jedoch sieht alles sicher aus, der Boden ist eben, weich und riecht gut. Viele Baumwurzeln stützen die Decke und Hazel nimmt noch zahlreiche andere Kaninchen wahr.
Wieder sieht sich Hazel mit einer Situation als Anführer konfrontiert, die er so noch nie erlebt hatte, egal ob er sich Oberkaninchen nennt oder nicht. Cowslip erwartet offensichtlich von ihm eine Antwort und Hazel entscheiden wieder direkt und offen zu sein, um seine Kameraden nicht zu verwirren. Danach würde noch genug Zeit sein, um sich hier niederzulassen und den anderen zu zeigen, dass sie genauso gut sind wie die anderen. Hazel betont somit, dass er froh aus dem schlechten Wetter heraus zu sein und macht ein Kompliment bezüglich der Größe des Geheges, welches gar nicht so klein ist wie Cowslip gemeint hat. Dabei spürt er, dass sich die anderen Kaninchen bei der Bemerkung zu ihrer Anzahl unwohl fühlen und Hazel fragt sich was er falsch gemacht hat. Eine Krankheit kann es nicht gewesen sein, denn es sind die größten und gesündesten Kaninchen, die Hazel je gesehen hat. Vermutlich liegt es daran, dass er mit solchen Reden noch nicht vertraut ist. Doch Hazel denkt sich, dass er zumindest das Vertrauen seine Leute hat und das sie nach ihren bisherigen Abenteuern einiges aushalten können, was auch noch die anderen bemerken werden. Schließlich geht von ihnen kein Misstrauen aus.
Danach erfahren wir durch den Wissenschaftler, dass sich Kanichen meist nicht durch Sprache miteinander vertraut machen, sondern wieder durch Geruch und Gespür, sodass irgendwann alle merken, dass es nicht zum einem Kampf kommen wird und Hazels Gruppe hier willkommen ist. Die anderen fangen langsam an sich mit den einheimischen Kaninchen zu verständigen, nur einer wird depressiv und niedergeschlagen: Fiver. Er wird auch von den anderen gemieden.

Hazel schließt sich dann zwei Kaninchen an, einem Rammler und einem Weibchen, welche ihn im Gehege herumführen. Die erste Frage, die Hazel ihm stellt ist, ob Cowslip ihr Oberkaninchen ist. Das andere Kaninchen antwortet daraufhin mit einer Gegenfrage, ob er sich so nennt. Hazel verzichtet wieder auf den Begriff, weil er nur Bigwig und Silver verärgern würde und versucht es mit Ehrlichkeit: sie sind nur wenige und haben unter anderem ihr Oberkaninchen in ihrem Gehege zurückgelassen. Hazel hat sie bisher angeführt, fragt sich jedoch ob ihn alle Oberkaninchen nennen würden. Daraufhin erwartet Hazel Fragen bezüglich der Gründe warum sie gegangen sind, warum der Rest nicht gekommen ist und wovor sie Angst hatten. Das andere Kaninchen hat daran jedoch keinerlei Interesse, was Hazel stark verwundert. Er meint nur, hier gäbe es niemanden, der sich Oberkaninchen nennt. Cowslip hatte die Idee sie einzuladen und deshalb ist er zu ihnen gegangen.
Das wiederum verwirrt Hazel und er fragt, wer bei ihnen Expeditionen leitet, was mit elil zu tun ist und wer für das Graben zuständig ist. Nichts davon gibt es in diesem Gehege. Es gibt kein elil, auch wenn ein homba - ein Fuchs - letzten Winter hier auftauchte. Dieser wurde jedoch vom Menschen erschossen. Das verwundert Hazel enorm, denn Menschen schießen seiner Erfahrung nach nicht auf Füchse. Offensichtlich ist der Fuchs dort wo Hazel gelebt hat unter Naturschutz gestellt, denn Füchse sind normalerweise ein beliebtes Ziel von Jägern. Auch Eulen werden von dem Menschen erschossen.
Bezüglich des Grabens, hat zu der Lebenszeit des Kaninchens noch nie jemand gegraben, da viele der Baue leerstehen. In einigen haben sich schon Ratten eingenistet, doch auch diese werden vom Menschen getötet. Und Expeditionen, um Futter zu holen brauchen sie nicht, denn es ist genügend Futter vorhanden. Er beteuert Hazel, dass er und seine Freunde hier glücklich sein werden. Natürlich bemerkt Hazel sofort, dass er nicht wirklich glücklich klingt. Und die ganze Sache scheint wirklich einen Haken zu haben, wenn der Mensch sie scheinbar in solcher Sorglosigkeit leben lässt, ihnen alle Gefahren aus dem Weg räumt und sogar mit Futter versorgt.
Hazel möchte fragen woher der Mann das Futter bringt, wird jedoch direkt unterbrochen. Das Kaninchen stellt sich als Strawberry vor und sein Weibchen als Nildro-hain, was soviel bedeutet wie "Gesang der Amsel". Hier haben wir das erste Kaninchen welches nach einem Geräusch benannt ist und es wird noch offensichtlich warum das ausgerechnet in diesem Gehege so ist. Ein Gehege, wo Neuankömmlinge durch einen Tanz begrüßt werden. Strawberry jedenfalls betont wie schön das Gehege ist und das alle anderen in den Bauen unterkommen werden. Besonders der Große Bau ist vorteilhaft, denn die Baumwurzeln halten auch den schlimmsten Regen ab, sodass es nicht feucht oder kalt wird in dem Gehege. Hazel ist sich sicher, dass Strawberry auf diese Art und Weise von Hazels Fragen ablenken will, was ihn verärgert und rätselhaft erscheint. Für den Moment zerstreut er jedoch seine Sorgen, weil er sich wieder der Größe und Gesundheit der beiden bewusst wird, was bedeutet, dass es wirklich gutes Futter hier gibt.
Strawberry zeigt ihm in der Folge das restliche Gehege, welches ähnlich vor Regen geschützt ist wie der Rest. Unterwegs treffen sie auch Acorn, der ähnlich wie Hazel herumgeführt wird und Hazel für seinen Entschluss belobigt sie hierher geführt zu haben. Schließlich erreichen sie ein seltsames Loch, welches nicht wie üblich für Kaninchenläufe gebogen ist, sondern senkrecht nach oben geht. Strawberry erklärt ihm, dass dies die Überreste von etwas Menschengemachtem sind, einem Brunnen, der jedoch nicht mehr genutzt wird. 
Darunter bemerkt Hazel an der Wand Steine und fragt Strawberry, was sie zu bedeuten haben. Dieser fragt ihn, ob sie ihm gefallen, doch Hazel kann damit nichts anfangen und ist verwirrt. Strawberry erklärt es ihm: es soll El-ahrairah darstellen und wurde von einem Kaninchen mit dem Laburnum hergestellt. Es gibt auch noch andere, aber das ist ihr Bestes. Hazel ist noch mehr verwirrt, denn zum einen ist laburnum oder Goldregen eine für Kaninchen giftige Pflanze und er fragt sich welches Kaninchen nach einer Giftpflanze benannt werden würde. Desweiteren fragt er sich wie ein paar Steine El-ahrairah sein können. Verwirrt sagt er, dass er es nicht versteht. Strawberry meint, es ist etwas was sie Figur nennen würden und fragt, ob Hazel noch nie so etwas gesehen hat. Die Steine würden El-ahrairah darstellen wie er den Salat des Königs stiehlt. Hazel ist jedoch völlig perplex, ähnlich wie mit Blackberrys Brett am Enborne. Für Hazel ist absolut nicht klar warum die Steine El-ahrairah sind, ähnlich könnte Strawberry meinen seine Blume wäre ein Eichenbaum.
Es ist tatsächlich eine interessante Begegnung. In ihrem Müßiggang und ihrem scheinbar unbesorgten Leben ohne sich um elil, Graben und Futtersuche zu kümmern haben die Kaninchen hier offenbar die Kunst entdeckt, eine nächst höhere Kulturstufe also. Hazel als ein pragmatisches Kaninchen kann damit natürlich nichts anfangen, für ihn ist das Nachbilden aus Steinen ein Vorgang, den er absolut nicht verstehen kann, da El-ahrairah für ihn eine mythische Figur in Geschichten ist und andere Kaninchen aus Fleisch und Blut sind. So ist er nicht fähig in einem Haufen Steine irgendeinen Bezug zu El-ahrairah herzustellen. Adams impliziert hier im übrigen indirekt, dass Kunst und Kultur erst dann entstehen können, wenn man sich mit gewöhnlichen Aufgaben wie Graben, vor Feinden schützen und Futter suchen nicht mehr beschäftigen muss. Eine durchaus streitbare These, welche ich in den folgenden Kapitel noch näher unter die Lupe nehmen werde. Zumindest ich zähle Kaninchen, welche Kunst beherrschen zu eine der bizarrsten Szenen in Watership Down.
Als Hazel das Kunstwerk berühren will, hält ihn Strawberry davon ab und meint er würde es ihm später einmal erklären. Vorerst kehren sie zurück zum Großen Bau. Dabei will Hazel ansetzen zu der Fragen, offensichtlich wo die anderen sind oder Laburnum, wird jedoch wieder unterbrochen. Strawberry ignoriert seine Frage komplett und meint nur er ist jetzt bestimmt hungrig. Sie können aber im Untergrund fressen und dann könne er irgendwo schlafen, entweder im Großen Bau oder in seinem Lauf. Bei ihrer Rückkehr redet Strawberry unaufhörlich weiter und schließlich bemerkt Hazel, dass Strawberry bis jetzt alle Fragen unterbrochen hat welche mit "Where" beginnen. Hazel will das testen und fragt ihn wieder wo etwas ist. Strawberry unterbricht ihn wieder und ruft in einem Seitenlauf nach einem Kanichen mit dem Namen Kingcup (Dotterblume), welches jedoch nicht antwortet. Strawberry findet das seltsam und meint er wäre sonst um diese Zeit da.
Noch seltsamer ist jedoch, was Hazel feststellt: da immer etwas Erde von der Decke rieselt ist der Zugang zu diesem Lauf nahezu frisch und nur Strawberrys Spuren sind zu sehen und auch kein anderer Geruch wahrzunehmen. In diesem Lauf wohnt somit seit Tagen kein Kaninchen mehr. Plötzlich wird das ganze äußerst unheimlich und irgendetwas ist an diesem Gehege sehr falsch, was Strawberrys Verhalten und auch die Kunstwerke verdeutlichen. Hazel ist jedoch noch weit davon entfernt das anzuerkennen.   

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